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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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befreien wollen, in die Sklaverei verkauft zu werden.
    So weit Hadschina!
    Ja! Hadschina war nun arm und Henrys würdig! und Henry, um sie den Händen dieses Nikolas Starkos zu entreißen, hatte sich in gleiche Armut gestürzt wie sie!
    Am andern Tage, in früher Morgenstunde, sichtete die "Syphanta" die Insel Kreta. Bis zur Höhe von Euböa wollte Kommandant d'Albaret die Ostküste von Griechenland entlang fahren; dort sollten entweder in Negroponte oder in Aegina die gefangenen Griechen ans Land gesetzt werden; dort würden sie sicher sein vor den nunmehr bis tief in den Peloponnes hinein zurückgedrängten Türken.
    Am nächsten Morgen schwanden die Gipfel Kretas aus dem Gesicht. Da die Brise aber stark abgeflaut hatte, wurde tagsüber nur wenig Fahrt gemacht, obgleich die Korvette alle Segel gesetzt hatte. Indessen brauchte man sich schließlich wegen einer Fahrtverzögerung von 24 oder 48 Stunden nicht allzu sehr zu beunruhigen. Das Meer war schön, der Himmel herrlich. Nichts kündete eine baldige Veränderung im Wetter. Das gescheiteste also: man ließ, wie die Seeleute sagen, "das Schiff laufen und zwar so lange, wie es dem lieben Herrgott gefiele!"
    Solche friedliche Fahrt war natürlich ganz danach beschaffen, zur richtigen "Plauderfahrt" zu werden, zumal sich für Arbeit auf dem Schiff wenig Veranlassung bot und eine einfache Bordwache ausreichte für Meldung von "Land in Sicht" oder "Schiff auf See". Hadschina und Henry saßen am Hinterschiff auf einer ihnen vorbehaltenen Bank des Oberdecks. Dort unterhielten sie sich zumeist nicht sowohl von der Vergangenheit als vielmehr von der Zukunft, deren sie sich nunmehr versichert hielten; Pläne für die nächste Zeit wurden geschmiedet, von Hochzeit wurde gesprochen, die gleich nach der Landung gefeiert werden sollte; das Kommando über die Korvette sollte dann Todros übernehmen; Henry wollte mit seiner Frau nach Frankreich übersiedeln.
    Es war ein herrlicher Abend, der sich über das Meer niedersenkte. Kaum ein Lüftchen schwellte die Obersegel der "Syphanta". Der Horizont erglänzte von dem goldigen Licht des herrlichsten Sonnenunterganges; drüben glitzerten die ersten Sterne; auf dem Meere tanzten Funken an Funken mit phosphoreszierendem Schein; die Nacht versprach prächtig zu werden ...
    Da rief's von der Großraa am Fockmast nieder ... grell, schrill durch die friedliche Stille:
    "Schiffe vorm Winde!"
    Im Nu war Henry d'Albaret auf seinem Platze neben dem Kapitän Todros, der in der gemeldeten Richtung mit dem Fernrohr auslugte.
    Knapp sechs Meilen im Osten schwamm eine kleine Flotte, annähernd ein Dutzend Fahrzeuge, durchweg verschiedenen Tonnengehalts. Während aber die "Syphanta" mitten in einer Windstille lag und so gut wie keine Fahrt machte, nutzte die Flottille den letzten Druck einer Brise aus, die sich bis zur Korvette hin nicht mehr erstreckte, und mußte diese notwendigerweise erreichen.
    Henry d'Albaret musterte die Fahrt der Schiffe aufmerksam durch das Fernrohr.
    "Kapitän Todros," sagte er, sich zu demselben umdrehend, "noch läßt sich nichts sagen, was für Absichten die Herrschaften drüben verfolgen: wir sind noch zu weit von einander ab!"
    "Allerdings, Kommandant," versetzte Todros, "und bei solcher Nacht ohne Mondschein werden wir auch nicht zu Worte kommen können. Wir werden also schon bis morgen warten müssen."
    "Lassen Sie alle Wachen ausstellen, Todros!" rief d'Albaret; "scharfer Auslug soll gehalten werden, jeder Vorgang auf der Stelle gemeldet werden! Sodann treffen Sie alle Vorkehr, falls uns die Schiffe näher auf den Leib kommen sollten!"
    Alle Befehle wurden ohne Säumen ausgeführt; Henry bat Hadschina, ihre Kabine aufzusuchen; die ganze Nacht wurde wenig an Bord geschlafen; die Anwesenheit einer Flottille auf hoher See mußte Beunruhigung wecken. Soweit es angängig war, hatte man ihre Manöver beobachtet. Gegen 9 Uhr nahm sich aber ziemlich dichter Nebel auf, so daß man sie bald aus dem Gesicht verlor.
    Als es Morgen wurde, verdeckten im Osten bei Sonnenaufgang noch immer Dunstmengen den Horizont. Da der Wind ganz aussetzte, kam die zehnte Stunde heran, ehe sie sich zerteilten. Noch hatte sich indessen nichts Verdächtiges in diesem Nebel gezeigt.
    Kaum aber war er im Aufsteigen begriffen, als sich die ganze Flottille in einem Abstande von kaum 4 Meilen zeigte. Sie war also um 2 volle Meilen seit dem Abend näher herangekommen, und hätte sie der Nebel nicht am Manövrieren verhindert, so würde sie der "Syphanta"

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