Der Assistent der Sterne
bestimmt interessiert es Sie, zu erfahren, wer Ilunga getötet hat. Nicht wahr? Das interessiert Sie doch.«
»Sie sind befragt worden. Von wem? Von Inspecteur Verstreken?«
»Ich dachte mir, dass Sie ihn kennen. Aber keine Angst. Ich habe geschwiegen.«
»Geschwiegen? Worüber?«
»’tschuldigung«, sagte die Taxifahrerin. »Wir sind gleich beim Smedenpoort. Wo genau wollen Sie aussteigen?«
»Hier«, sagte Jensen. »Halten Sie an. Und warten Sie, bitte.«
Er stieg aus und entfernte sich ein paar Schritte vom Wagen.
»De Reuse? Sind Sie noch da?«
»Meine Geduld ist begrenzt, Jensen. Wir müssen dort sein, bevor es dunkel wird. Es ist ein kleiner Wald, zwischen Landsdijk und Boekhoute. Sie werden den Ort sofort erkennen. Es ist ein auffälliger Wald, klein, rechteckig, eine alte Schonung. Umgeben von Äckern.«
»Warum sollte ich mich mit Ihnen dort treffen?«
»Wie ich schon sagte: Sie wollen wissen, wer Ilunga aus der Welt geschafft hat. Aber das ist noch nicht alles. Ich werde Ihnen etwas zeigen, dort, in dem kleinen Wald. Und danach werde ich ein Geständnis ablegen. Wie finden Sie das? Das muss Sie doch reizen!«
»Sie sollten es nicht mir gestehen, sondern Inspecteur Verstreken.«
»Sie haben mich falsch verstanden, Jensen. Ich werde Ihnen nicht gestehen, dass ich Ilunga umgebracht habe. Das Geständnis bezieht sich auf etwas anderes. Allerdings werden Sie von mir erfahren, wer der Mörder ist. Ich hätte das selbstverständlich heute Mittag auch schon Ihrem Kollegen mitteilen können. Aber ich möchte, dass Sie es als Erster erfahren. Ich finde, Sie haben das verdient.«
Der letzte Satz war eine Drohung. Was zum Teufel will er?, dachte Jensen.
»Ein solches Angebot werden Sie nicht ablehnen«, sagte De Reuse. »Sie werden sich mit mir treffen. Es hat keinen Sinn, wenn Sie sich etwas vormachen, dadurch verlieren wir nur Zeit. Ich warte auf Sie. In einer Stunde. Bis dann.«
»Wo muss ich die Autobahn verlassen?«
»Bei der Ausfahrt Bentille. Aber offenbar können Sie sich auf Ihr Gedächtnis nicht verlassen. Ich fahre einen silbergrauen Jaguar. Ich werde bei der Autobahnausfahrt auf Sie warten. Uhrenvergleich.«
»Was?«
»Uhrenvergleich! Waren Sie nie beim Militär? Dann lernen Sie es jetzt. Es ist fünfzehn Uhr vierundvierzig. Um sechzehn Uhr dreißig treffen wir uns bei der Autobahnausfahrt.«
»Wo?«
»Da«, sagte Jensen. »Der rote Renault dort.«
»Das ist ein Peugeot«, sagte die Taxifahrerin. Sie fuhr die paar Meter bis zu dem Wagen.
Jensen drückte ihr eine Fünfzig-Euro-Note in die Hand und stieg aus.
»Das ist aber zu viel!«, rief sie ihm nach.
»Was soll ich machen? Ich bin Deutscher!«, rief er über die Schulter.
Er setzte sich in den Wagen, von dem er nun wusste, dass es ein Peugeot war. Im selben Augenblick, in dem er den Schlüssel drehte, gingen die Straßenlampen an. Ihr Licht wirkte noch überflüssig, ein schwaches gelbliches Glühen gegen den noch hellen, grauen Himmel.
Auf der Autobahn nach Antwerpen rief Jensen Stassen an.
»Was willst du?«, sagte Stassen leise. »Ich bin im Büro.«
»Kannst du sprechen?«
»Eigentlich nein. Aber wenn es einem egal ist, ja. Dann kann man sprechen. Also. Die Sache, die wir beredet haben. Ich habe es so gemeldet. Shanghai. Das ist vorläufig kein Problem. Und es gibt eine gute Nachricht.«
»Danke«, sagte Jensen. »Aber ich rufe aus einem anderen Grund an. Jan De Reuse. Sagt dir der Name etwas? Hat Verstreken ihn erwähnt?«
»Woher weißt du das? Das ist doch die gute Nachricht! Verstreken sagte, es gebe einen Verdächtigen. Den Freund der verschwundenen Frau. Einen Professor. Ich habe das erst vor einer Stunde erfahren. Verstreken konzentriert sich jetzt auf ihn. Du bist vorerst aus der Schusslinie.«
»Ich werde mich mit ihm treffen.«
»Mit Verstreken?«
»Nein, mit De Reuse. Er hat mich vorhin angerufen. Er war einer der Leute, mit denen ich in Island war. Er behauptet, er wisse, wer Ilunga Likasi umgebracht hat.«
»Woher will er denn wissen, dass sie tot ist? Verstreken glaubt das zwar auch, aber offiziell ist das nicht. Solange man die Leiche nicht findet, ist es eine Entführung. Oder wer weiß, vielleicht ist sie einfach untergetaucht, hat alles nur fingiert. Das Blut in ihrem Wagen, das lässt sich ja alles arrangieren. Und das hat er dir gesagt? Dass er den Täter kennt?«
»Ja. Er will sich mit mir in irgendeinem Wald treffen, in der Nähe von Antwerpen. Er muss also ein Alibi haben, sonst säße er in
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