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Der Atem der Welt

Der Atem der Welt

Titel: Der Atem der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Birch
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und tropfte auf den Boden.
    »Bist du wahnsinnig? Bist du wahnsinnig, Mr Skipton?«, schrie der Kapitän. »Was hast du gemacht? Weißt du überhaupt, was du gemacht hast? Du hättest uns alle umbringen können!«
    Skip hielt sich die Hände unter die Nase, um das Blut aufzufangen.
    »Sag was«, befahl der Kapitän. »Was zum Teufel ist in dich gefahren?«
    »Nichts«, sagte Skip.
    »Nichts! Nichts! Du hast den Verstand verloren. Wir hätten dich schon in Kapstadt zurücklassen sollen.«
    »Es war . . .«, sagte Skip.
    Auf Abel Roper gestützt, kam Mr Comeragh angehumpelt.
Er sah nicht allzu schlimm aus, aber an seiner Hose war eine Menge Blut.
    »Mr Comeragh«, sagte der Kapitän, »dieser Idiot hat ihn rausgelassen.«
    »Wieso?«, fragte Comeragh und blickte Skip an.
    »Er hat es mir befohlen«, sagte Skip.
    Rainey schlug ihm wieder ins Gesicht.
    »Ist dir der Wert dieses Geschöpfs eigentlich klar?«, fragte der Kapitän.
    »Wert? Wert?«, brüllte Skip ihm direkt ins Gesicht.
    Proctor blinzelte heftig, seine Stimme wurde schneidender. »Es reicht jetzt, Mr Skipton, du hast unsere Arbeit vernichtet. Wir waren erfolgreich! Wir wären mit einem wahrhaftigen Weltwunder zurückgekehrt. Mr Rainey! Legen Sie ihn in Ketten!«
    »Unbedingt, Sir«, sagte Rainey.
    Komisch, wie sich Dinge in Sekundenschnelle ändern. Skip brach in Tränen aus, war nicht länger ein geheimnisvoller, aufreizend schlauer Junge, sondern einfach nur ein Kind, das nach seiner Mama jammerte. Ihm lief die Nase, und vor lauter Schluchzen blieb ihm die Luft weg.
    »Das ist schlimm«, sagte Abel und meinte Comeraghs Bein.
    »Wie schlimm?«, fragte Rainey barsch.
    »Sehr, sehr schlimm.«
    »Oh, heilige Verdammnis!« Rainey wirkte ziemlich hohläugig. »Bringt den Idioten um.«
    »Was ist passiert?«, fragte Dan sehr ruhig inmitten der allgemeinen Erregung. »Was ist passiert, Skip?«
    Mr Comeragh setzte sich plötzlich hin, und Abel schnitt die blutige Kleidung von der Wunde. »Sie schwillt an, Sir«, sagte er und sah über die Schulter zum Kapitän. »Und das macht mir ein bisschen Sorge.«
    Mr Comeraghs Bein war aufgebläht wie eine fette Wurst.
    »Vielleicht sollte ich das besser aufstechen. Sieht fast wie ein Schlangenbiss aus, bestimmt ist da Gift drin.«
    »Tut verdammt verflucht weh«, sagte Comeragh mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Keine Angst, Sir«, erklärte Abel munter. »Wir bringen Sie jetzt unter Deck und schneiden diesen Stiefel weg, und dann sind Sie schon ganz bald wieder auf den Beinen. Sam, komm und hilf uns.«
    »Ich dachte, ich hätte einen Befehl ausgegeben«, sagte Dan. »Niemand außer mir und Jaff Brown begibt sich in die Nähe des Tiers. Wieso wurde es diesem Jungen erlaubt?«
    Schweigen. Ich war das. Ich ließ ihn dort zeichnen.
    »Erlaubt?« Proctor drehte sich zornig um. »Keiner hat es ihm erlaubt! Selbstverständlich war es Ihre Pflicht, Mr Rymer, eine Wache für dieses kostbare Tier aufzustellen.«
    »Natürlich. Wenn wir täglich vierundzwanzig Stunden lang einen Mann übrig hätten, aber den haben wir nicht«, sagte Dan. »Ein Befehl ist ein Befehl und sollte befolgt werden.«
    Proctor drehte sich auf dem Absatz um und lief einmal im Kreis, bis er wieder direkt vor Dan stand. »Mr Rymer«, sagte er, »Sie und Ihre Jungs waren verantwortlich für das Wohl des Tiers. Das Tier ist weg. Sie sind derjenige, der das Mr Fledge erklären muss. Ich für mein Teil danke Gott, dass das verdammte Ding endlich von Bord ist. Hol dich der Teufel, Skipton. Bringt ihn nach unten!«
    Henry Cash und Gabriel führten Skip, der immer noch flennte und sich die Nase mit dem Ärmel abwischte, zur Luke. Der Kapitän stapfte zum Achterdeck, wo seine regungslose rundliche Gestalt noch über eine Stunde lang in düsterer Betrachtung des östlichen Meeres zu sehen war.
     
    Früher Morgen. Ein gewaltiger Wolkenbaldachin bedeckte den Himmel im Westen, schwarz und schiefergrau und weiß. Raue See, dunkelgrau. Der Kapitän und Mr Rainey auf dem Achterdeck. Billy Stock im Mastkorb. Wilson Pride weichte in der Kombüse Schiffszwieback auf, Joe Harper reparierte vorsichtig Simons Fiedel, Felix Duggan gähnte, Yan saß rittlings auf einer Spiere, ein Messer im Mund, ein Tau in der Hand.
    Als Erstes berichtete Dan, dass es um Mr Comeraghs Wunde immer noch sehr schlecht stehe. Sie habe stark geblutet, sagte er. Inzwischen habe die Blutung aufgehört und Abel habe die Schwellung aufgestochen, aber nun sei ein hässliches Fieber dazugekommen. Sam habe

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