Der Attentaeter von Brooklyn
Ihnen.«
Von der Unverblümtheit des Polizeichefs gekränkt, zog das Mädchen einen Schmollmund.
»Wir bitten Sie höflich«, sagte Chamis Sejdan. »Aber glauben Sie etwa, wir würden Ala in den Knast gehen lassen, bloß um Ihnen die Blamage zu ersparen?«
»Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte sie.
Chamis Sejdan sah sie streng an. »Sie haben keine Wahl.«
Auf ihrem Gesicht sah Omar Jussuf einen Anflug von Angst. Dem folgte ein ärgerliches Zucken ihrer Lippen, und Rania stieß genervt die Luft aus. »Einen Moment, Ustas «, sagte sie zu Omar Jussuf und ging wieder in die Küche.
Chamis Sejdan nahm sich eine grüne Olive aus einer Schale auf dem Tresen und aß sie mit einem zustimmenden Nicken. »Glaubst du, dass der Laden hier eine Fassade ist?«
»Was?«
Er warf den Olivenkern klingelnd in einen Keramikaschenbecher. »Ich weiß, dass es noch nicht einmal Mittag ist, aber sie müssen sich nicht gerade ihrer Kundschaft erwehren, nicht wahr?«
»Was denn für eine Fassade?«
Das Mädchen kam mit einem älteren Mann zurück, dessen Kopf kahl geschoren war und der eine blaue Schürze trug.
Nimm mich, nimm mich, nimm mich –
Er drückte den Off-Knopf der Stereoanlage, knipste das Licht über dem Tresen an und wischte sich die dicken Hände an der Schürze ab. Er sah Omar Jussuf mit zusammengekniffenen Augen an und rieb sich die fleischigen Grübchen zwischen seiner breiten Nase und den Mundwinkeln. Seine Lippen waren rot, geschürzt und ablehnend wie die eines sybaritischen Pharaos. Als er sich umwandte, um Chamis Sejdan zu fixieren, sah Omar Jussuf, dass kurze schwarze Haare in der fetten Falte zwischen Hinterkopf und Nacken wuchsen, wo er mit dem Rasierapparat nicht hinkam.
»Seien Sie gegrüßt, verehrte Herren«, sagte er. »Ich bin Ranias Vater, Marwan Hammija. Bitte setzen Sie sich, während wir Kaffee für Sie kochen.« Marwan murmelte seiner Tochter etwas zu und ließ seine Gäste an dem Tisch Platz nehmen, der dem Tresen am nächsten stand.
An der Wand neben dem Tisch jagte ein osmanischer Sultan mit seinem Gefolge einen Hirsch über eine Waldlichtung, und sechs hohe korinthische Säulen ragten über dem Jupitertempel von Baalbek auf. Omar Jussuf beugte sich vor, um die Drucke zu bewundern, bevor er sich setzte.
»Verzeihen Sie«, sagte Marwan und strich mit seinen dicken behaarten Fingern über die Risse im Resopal, »aber dürfte ich bitte Ihre Ausweise sehen?«
Chamis Sejdan öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Omar Jussuf hielt ihn zurück, indem er ihm eine Hand aufs Knie legte. Er zog seinen Pass aus der Innentasche seiner Windjacke und gab ihn Marwan Hammija. Der Cafébesitzer verneigte sich, als er den Pass zurückgab.
»Ich entschuldige mich, meine Herren. Bitte haben Sie Verständnis für mein Misstrauen. Während der vergangenen Jahre hat das FBI viele Leute in unser Viertel geschickt, die sich als jemand anderes ausgegeben haben. Sie waren emsig darum bemüht, uns Arabern alle möglichen üblen Sachen anzuhängen.«
»Wenn das FBI eine halbe Stunde für meinen Freund hier erübrigt hätte«, Omar Jussuf deutete auf Chamis Sejdan, »hätte es jede Menge Beweise für die Verruchtheit der Araber.«
Chamis Sejdan spuckte noch einen Olivenkern in den Aschenbecher. »Vielleicht wäre dir mit einer FBI-Mütze wärmer«, sagte er.
Omar Jussuf setzte die NYPD-Mütze ab, legte sie auf den Tisch und strich sich durch die Haare.
»Möge es Allah missfallen«, lächelte Marwan. »Ich hatte gehofft, Sie unter glücklicheren Umständen kennenzulernen, Ustas. «
Rania brachte ein Tablett mit Ajweh -Gebäck und ging zurück zum Tresen. Ihr Gesicht war starr, aber ihre Lippen zitterten leicht. Sie putzte sich die Nase, wischte sich mit den Fingern unter den Augen entlang und verschwand, um Kaffee zu kochen. Omar Jussuf nickte zustimmend, als er den buttrigen Teekuchen zerbiss und die Dattelpaste schmeckte. »Ausgezeichnet«, sagte er. »Nicht zu süß.«
»Rania weiß genau, wieviel Rosenwasser man für die Füllung braucht.« Marwan schob Chamis Sejdan das Tablett hin. »Sie hat das Geheimnis von ihrer lieben verstorbenen Mutter gelernt, möge Allah ihr gnädig sein, bevor wir den Libanon verlassen haben.«
»Ihre Tochter führt das Café mit Ihnen zusammen?«
»Sie ist Beraterin im Gemeindeverband gegenüber. Aber sie hilft mir auch.«
Vom Tresen rief Rania: »Mit Zucker, Ustas ?«
»Ohne Zucker«, sagte Omar Jussuf.
»Und Sie, Pascha ?«, fragte sie Chamis Sejdan.
»Zucker
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