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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Wechselbeziehung zum transzendentalen Ego, ohne Zauberwort außerhalb des Menschengeistes kann Wiedergeburt nicht
entstehen. Kein Versenken und Hinabsteigen ins Innere könnte inmitten »seelenloser« Natur, von der das Leben
abhängig sein soll, Geistiges in die Natur hineintragen, Gesetze der Vorbestimmung und Vorsehung könnten nie im
Dasein offenbar werden, telepathische Phänomene sind nur möglich, wenn die Materie sich selber anbequemt. Was ist
phantastischer, heimliche Beseelung der Pflanzen oder allmächtiger Anthropo-Logos in einer nichtexistierenden Seele? Wie
kann man Evolutionsreligion zimmern, da höhere Spezies leicht durch ungünstigen Zufall untergehen, eine mindere
sich gerade wegen ihrer Unbedeutendheit am Untergang vorbeidrücken könnte? Wo bleibt dann der evolutionierte
Gottmensch? Kraft welches Zufalls aß Adam vom Erkenntnisbaum, der doch nur seinem eigenen Hirn entwuchs? Schiebt man
Geist-Erwecken einer Evolution zu, so muß Geist-Keim stets schon Bestandteil organischen Lebens sein, welche Logik aber
sowohl der Naturdegradierung zu geistloser Masse als der Mechanistik ein Schnippchen schlägt. Geist wird man passive
Pflanzenpsyche kaum nennen, man kehrt viel logischer zum alten Begriff Seele zurück. Geist ist offenbar nur ein
Menschenbegriff, man kann ihn begrifflich zu Weltgeist erweitern, doch nur als Ausfluß einer vom Menschenbegriff
unabhängigen Weltseele, womit das Bild sich viel besser deckt als mit Nous Weltvernunft der Eleaten und Hegels. Steiner
und neueste Theologen wissen, warum sie Geistigkeit (mind) für Beseelung (spirit) einsetzen, letztere läßt
sich als organisches Prinzip nicht leugnen, sogar ein sich selbst drehender Mechanismus liefe darauf hinaus, also muß
das Ausnahmezwitter Mensch eines besonderen plötzlichen Geistes teilhaftig sein, um sich »innen« dem
Materieknoten zu entwinden. Darwinistisches Siegesgeschrei klingt so teleologisch wie ein theologischer Sermon, nur daß
man Evolution für »Ebenbild Gottes« setzt, alles dreht sich um den teuern Homo Sapiens, bei Steiner kehrt
die volle theologische Menschenvergötterung zurück, weil er geistige Verbindung mit andern Säugetieren
abschneidet, was er doch zoologisch bejaht. Als Ersatz-Religion hat man Übermenschen-Mythologie, Verheißung
herrlicher Zukunft und Verklärung der Vergangenheit, denn wer soll da an Weisheit des Steinerschen Weltplans zweifeln,
wohlgemerkt nur für den Menschen! Ersatzkaffee und andere Surrogate des Weltkriegs sollten doch dem Originalstoff
gleichen, also werden von darwinistischer Anthroposophie statt Kirchenbutter und Himmelszucker ähnlich schmeckende
Margarine und Zacharin eingeführt: Der Mensch als Halbgott mit Anwartschaft auf Ganzgott! Kein kindlicher
Größenwahn theologischer Ichseele reicht an solchen Hochmut heran. Könnten die Darwinisten ehrlich und
überhaupt denken, so müßten sie Steiner jubelnd begrüßen, der ihren mechanistisch
unausführbaren Evolutionstraum mit einem Mädchen aus der Fremde verheiratet, das plötzlich als
selbstgeschaffener Geist beim Menschen einkehrt und als nur für sich selbst gegründete Gottheit sich behaglich
niederläßt. Diese spaltet sich in die Vernunft, die ein seelenloses All erkennt, und den Spirit, der sich selbst
spiritualisiert, unkausalere Verzwicktheit solcher Denkblitze läßt sich nicht ausdenken. Ichsucht religiöser
Fortdauerhoffnung wird weit von der Eitelkeit übertroffen, die dem All die Seele und Gott die Existenz abspricht, um
allein im All zu thronen. Das soll Selbsterkenntnis sein, dieser Mischmasch von Materialismus und Mystik, die einander
aufheben! der Wirrwarr entwurzelt gerade die Geheimkräfte des Unbewußten, das nur denkbar ist als Empfangender aus
einem Weltreservoir. Was macht zur Selbsterkennung fähig, nachdem man aus dem Säugetier in den Geist
hinübersprang, unvermittelt in eine Geistmaschine verwandelt? Der »schwierige Weg« (Spinoza) wird
gewiß nicht durch Trainierungsstunden der Steinergemeinde eröffnet. Nur gerade in Naturinstinkten scheint er nicht
versperrt, weil Ich-Abstreifung dem höheren Tier, das sich als selbstverständlich für Herrn und Junge opfert,
oder dem Künstler, der beim Schaffen nur an sein Werk und nicht an sein Interesse denkt, nicht fremd bleibt. Selbst der
Experimentator setzt sich der Gefahr aus, sein Wahrheitsdurst bekennt sich als halbidealistisches Fühlen inmitten
fühlloser Materie, jeder Ehrgeiz bewährt oft Hintansetzen

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