Der Aufgang Des Abendlandes
dem Christusbegriff sofort
anpassen, weil er bei ihnen schon vorhanden war. (Pfleiderer scheint gleicher Meinung). Also fällt auch Evolution der
Christusidee durch das Christentum weg, es sei denn zu schädlichem Aberglauben. Denn Gnostiker und Mystiker kannten
einen duldenden Heiland (Prometheus, auch gewissermaßen Herkules) nur als eine sich wiederholende Offenbarung oder als
eine durch Magie jedem Sterblichen mögliche Befreiung, während der Christ nur einmaliges Opfer einer bestimmten
Person als bestimmend für alle Äonen anerkennt, alle ungezählten Geschlechter vor dieser Kreuzigung zur
Hölle verdammend, welche abscheuliche Brutalität wir noch in Dantes Hölle wiederfinden. Zeitweiliges
Einmünden ägyptisch-griechischer Gnosis ins Christliche geschah nach gleicher Methode wie indische Ur-Gnosis sich
den Puranas und dem Buddhismus anbequemte.
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Der Versuch, das historische Dasein des Gautama Buddha als bloße Allegorie wegzudisputieren, blieb erfolglos,
ungleich der gegen Jesus gerichteten Skepsis, für welche immerhin Möglichkeit besteht. Buddhas Wirken ist so
beglaubigt wie das seines weltlichen Vollenders, des »Heilskönig« Asoka, benannten. Dagegen blieb Europas
Kenntnis der spezifisch buddhistischen Philosophie im Verhältnis zur älteren Vedantalehre noch unvollständig,
der Abendländer wirft nur zu oft Buddhismus und Brahminismus zusammen. Beiden gemeinsam ist Suchen und Fördern des
Heils (Dhamma), eines fundamentalen Normalgesetzes der Weltordnung. Desshalb verliert Buddha nie aus den Augen, daß er
nicht durchaus Neues bringe, dann wäre es ja nicht kosmisch, ewig, notwendig für alle Zeit, sondern daß er
die Urweisheit neu entdecke und wiederbelebe. »Brüder, ich sah einen alten Pfad, auf dem die Buddhas der Urzeit
wandelten«. (Von jener Urrasse, die wie in Sumerien und Ägypten auch in Indien lebte, ehe Indogermanen den Indus
überschritten). Um das Dhamma begrifflich zu machen, diente das Abhidhamma, eine philosophische Logik, die sich
teilweise an die alten Vedantadenker Sutta und Pitaka anschloß, ergänzt durch Selbsthypnose heiliger Betrachtung,
wie Unzählige beiderlei Geschlechts sie pflegten. Buddha starb im 5. Jahrhundert v. Chr. und die buddhistische Lehre
bildete sich somit 2500 Jahre bis heute aus, wir müßten aber mindestens 5000 Jahre hinzufügen, wenn nicht gar
15+000, um die wahre Grundwurzel esoterischer Urweisheit zu entdecken. Selbst das genügt nicht, sie reicht in tiefste
Tiefen der Vorwelt hinab, wie wir an späterer Stelle ausführen. Dies unterscheidet sie völlig vom Christentum,
zwar in seiner Grundlehre mit Ägyptischem, Griechischem, Indischem durchtränkt, doch sich gebarend, als finge mit
ihm allein das Heil an. Buddhismus, seinem Wesen nach verkörperte Toleranz gegen religiöse Irrtümer, ist heute
die einzige wirkliche Weltreligion, weil sie sich auf keinerlei apokryphe Offenbarung eines Augenblicks, sondern auf die Welt
selber beruft und mit ihr eins ist. Natürlich gilt dies aber in noch viel höherem Grade für überlieferte
Geheimlehre prähistorischen Lichtes, das nur Blinde für dunkel halten.
Auch europäisches Denken blickt auf 2500 Jahre bis Thales zurück, dann erlischt jede Tradition, obwohl
wahrscheinlich die Eleaten lediglich von sumerisch-ägyptischen, oder noch älteren Überlieferungen zehrten.
Heraklit und Demokrit, deren wirkliche Werke uns verloren gingen, scheinen aus Quellen geschöpft zu haben, die auf
Uranschauung zurückgehen. Denn die Grundlegung ihrer Gedanken deckt sich mit der indischen nur viel vollständigeren
Kosmogenie. Philosophen wie Buddhaghosa beanspruchen aber für sich keine Originalität, sondern erklären sich
nur für Interpreten der Urweisheit. Diese erkennt ein unendliches All ohne erste Ursache, moralisch und psychisch genau
geordnet wie physisch, mit der Unmöglichkeit von Zufall oder Chaos in den sich ballenden oder auflösenden Welten.
»Dhammaanalyse ist Erkenntnis der Bedingungen.« Jedes Phänomen an sich ist eine Nichteinheit, geistig nur
ans irdische Bewußtsein geknüpft, daher auch selbst nur phänomenale Vorstellung ohne Wesen, Dasein ein
Bündel von Aggregatformationen. Die Welt ist leer von Selbst, ebenso selbstleer Sinne, Geist, Empfindung, daher Glaube
an Fortdauer des Ich sinnlos. Diese Buddhaworte werden aber gröblich mißverstanden, wenn man Leugnung jeder Seele
(atta bedeutet zugleich Selbst) darin sieht, er versteht darunter den üblichen
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