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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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pfiff, als er die soeben erhaltene Kopie vor sich hielt. Seine Stimmbänder waren durch einen Synthesizer ersetzt worden, und seine Stimme klang heiser.
    »Diese Befehle sind der reinste Witz. Wenn wir sie befolgen, ist Algeron dahin und, schlimmer als das, der gesamte Rand. Scolari ist eine Idiotin.«
    »Scolari ist alles andere als eine Idiotin«, wandte Jozan mit leiser Stimme ein. »Es ist nur so, dass ihr die Navy und die persönliche Karriere wesentlich wichtiger sind als das Wohl des Imperiums.«
    »Ja«, pflichtete Tran ihr bei. »Dies ist der erste Schritt von vielen. Scolari hat vor, die Randwelten zu opfern und bei dieser Gelegenheit die Kontrolle über die Legion an sich zu ziehen.«
    »Vorausgesetzt, wir lassen das zu«, murmelte Legaux mit düster klingender Stimme.
    »Haben wir denn eine Wahl?«, fragte Goodwin. »Befehl ist Befehl.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, als die Offiziere über Legauxs Bemerkung nachdachten.
    Schließlich wandte sich St. James Vial zu. »Wie steht’s mit Ihnen, Andre? Was meinen Sie?«
    Vial hatte sich vor diesem Augenblick gefürchtet, sich vor der Notwendigkeit gefürchtet, Stellung zu beziehen, wohl wissend, dass die anderen sich mit nichts weniger begnügen würden. Eine schlimmere Situation konnte er sich kaum vorstellen, eine, in der sein vorgesetzter Offizier Untergebenen erlaubt hatte, das dünne Eis der Insubordination zu betreten, und ihn jetzt dazu aufforderte, es ihnen gleichzutun. Was auch immer er sagte oder tat, würde ihm den Rest seines Lebens im Nacken sitzen. Vial bemühte sich um eine möglichst seriöse Miene und wählte seine Worte mit äußerster Sorgfalt.
    »Unsere Befehle sind häufig schwierig gewesen . aber die Legion hat sie in der Vergangenheit immer befolgt.«
    Das war eine gute Antwort, eine Antwort, die für die anderen akzeptabel war und die ihm bei einem Kriegsgerichtsverfahren gute Dienste leisten würde. Ein Teil der Anwesenden nickte, bestätigte, dass Vials Worte den Tatsachen entsprachen, und nahmen eine neue Bewertung ihrer Ansichten vor.
    »Mit Ausnahme von Algerien«, sagte Tran mit ruhiger Stimme, und jetzt nickten wieder alle, weil Algerien ebenso ein Teil der Geschichte der Legion war wie Camerone.
    Es war um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gewesen, als die Legion sich in die französische Politik hatte verwickeln lassen und am Ende in eine unhaltbare Situation geraten war. Ein großer Teil der Legion hatte gemeutert, war besiegt und im Anschluss daran bestraft worden. Einige der Meuterer waren exekutiert worden.
    »Und das bringt uns zum letzten Absatz dieser Befehle«, sagte Jefferson und deutete mit ihrem riesigen Zeigefinger auf den Ausdruck. »Es sieht so aus, als ob Scolari Zweifel an unserer Loyalität hätte.«
    »Aus gutem Grund«, sagte Legaux düster.
    »Vielleicht«, meinte St. James vorsichtig, »vielleicht auch nicht. Wir wollen hören, was Ed zu sagen hat. Sie ist gerade vom Rand zurückgekehrt … und kann uns vielleicht einiges über die strategische Lage berichten.«
    Jefferson zuckte die mächtigen Schultern. »Die Situation lässt sich mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Chaos. Ich bin auf sieben verschiedenen Planeten gelandet, habe vier unserer Außenposten besucht, zwei Marinestützpunkten Höflichkeitsbesuche abgestattet und mit einer ganzen Anzahl von Diplomaten gesprochen.
    Meine sämtlichen Gesprächspartner waren der einhelligen Meinung, dass die Hudathaner ins Innere vorstoßen, alles vernichten, was sich auf ihrem Weg befindet, und ganze Wellen von Flüchtlingen in Richtung auf das Zentrum des Imperiums treiben. Sie treffen in Yachten, ausgemusterten Frachtern, Schleppern, Schnellbooten, Müllbarken dort ein, Fahrzeugen jeder Art, solange sie nur hyperraumtüchtig sind. Ich habe tausende davon im Orbit um die Planeten gesehen, die ich besucht habe, und alle bettelten um Lebensmittel, Treibstoff und ärztliche Versorgung. Alle haben ein großes Geschrei erhoben, um Almosen gefleht und Panik verbreitet. >Die Hudathaner kommen«, >Die Hudathaner kann keiner aufhalten«, >Die Hudathaner kennen kein Pardon<. Es waren so viele, dass es ständig zu orbitalen Kollisionen kam, und jeden Tag starben Hunderte von Leuten.«
    »Aber, was macht die Navy?«, fragte Goodwin. »Haben die das nicht unter Kontrolle bekommen?«
    Jefferson verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Nein, ganz im Gegenteil. Sie hatten Anweisung abzuziehen. An dem Tag, an dem ich Frio II verlassen habe, waren sie gerade

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