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Der Augenblick der Liebe

Der Augenblick der Liebe

Titel: Der Augenblick der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walser
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Hätte dieser Satz von 1750 bis 1900 Folgen gehabt in Europa,  hätte  sich  Freud,  den  sie,  belehrtbekehrt  von  Madelon  Pierpoint,  jetzt  auch  einen  großen  wienviktorianischen  Romancier  nannte,  hätte  der  sich,  entspannt  für  immer,  selber auf seine BerggassenCouch legen können. 
When  she  left  Dr.  Douglas¹  office  last  time,  she  felt  like  a  jerk. She had rambled, talked in circles. It becomes apparent  that  their  relationship  caters  exclusively  to  her  need  for  confidence,  reassurance,  emotional  stability,  and  yet,  at  the  same time, distance, the freedom to keep her private space all  to  herself.  She¹s  courting  fathers  and,  at  the  same  time,  she  withholds herself. She misses  HIM.  
Wenn sie dann mit angetrunkenem Mut wieder einen Brief  in den Kasten geschubst hat, so geschubst, als müsse dieser  Schubs den Brief über den Ozean befördern, fing der Brief an  zu  schreien.  Das  war  eine  Erfahrung,  Jesus!  Und  der  vorletzte  Brief,  der  eigentlich  schon  längst  drüben  sein  müßte,  schreit  auch  noch  einmal  mit.  Wir  genieren  uns,  schreien  die  Briefe.  Soviel  gibt  man  nicht  zu,  schreien  sie.  Nimm  uns  zurück.  Briefe  zur  Gründung  von  Unwirklichkeit,  hatte  er  geschrieben.  Andererseits  hatte  sie  beim  letzten  Telephongespräch  zum  ersten  Mal  auch  ein  DU   platziert.  Alles  ist  möglich.  Auch  das  Unmögliche.  Vor  allem  das.  Hoffte sie. Ihr satzlos hingesagtes, also ziemlich blankes  DU ,  das sich nicht, wie sein erstes, als Versprecher tarnte, ihr  DU   war  eine  Uraufführung.  Dem  entsprechend  ihre  first  night  nerves.  Ist  das  DU Schreiben  doch  einfacher  als  das  DU Sagen?  Hochgerechnet  hieße  das:  Schriftlich  wächst  du  leichter über dich hinaus als mündlich. Danach empfand sie  einen aus allen Partien ihres Körpers gespeisten Widerwillen  gegen Äußerung. Keine Lust mehr, sich mitzuteilen. Er war,  weil  er  sich  zierte  und  genierte  und  ministrantenhaft  aufführte,  er  war  schuld,  daß  sie  sich  entblößt  vorkam.  Der  kriegte keinen Traum mehr von  ihr. Nicht  den Fetzen eines  Traums. Zu seiner Aufführung paßte, daß er sie immerzu als  Verheiratete adressierte. Mrs. Gutbrod! Her mother¹s dreams  come true. Hier ist man, unberingt, Ms.! Topic closed. 
Ihr  Widerwille  gegen  Äußerung  war  zwar  durch  ihn  ge speist,  aber  auch  durch  die  Vorstellung,  daß  alles,  was  sie  über La Mettrie schrieb, nicht nur Glen O. Rosenne gefallen  mußte, sondern auch Patricia Best. Beate ahnt, nein, sie weiß:  So,  wie  sie  das  erzählen  will,  will  es  Patricia  Best  nicht  wissen.  Les  grandes  pensées  viennent  du  cœeur.  Vauvenargue.  Solche Zitate schleppt sie an, damit Patricia Best der Wissen schaft  Gefühl  erlaube.  Aber  da  zündet  die  Kettenraucherin  mit ihrem Zigarettenrest die nächste an und kneift die Augen  zusammen,  als  schmerze  sie  Beates  Anblick.  Beate  kann  Patricia  Best,  wenn  die  von  einer  Sekunde  auf  die  andere  plötzlich  ganz  kühl  wird,  nicht  gestehen,  daß  sie  Denken  ohne imagination nicht mag. 
Weiß er, daß er eine Stimme hat, die nur mit dem Adjektiv  warm  zu  bezeichnen  ist?  Sie  hofft,  er  wisse  das  nicht.  Sie  wünscht, sie könnte sich genau so zusammennehmen wie er.  In  den  Stimmungen,  in  die  sie  (wie  sie  glaubt)  durch  ihn  gerät, ist sie sich selbst nicht sympathisch. Erst wenn sie mit  ihm  telephoniert  hat  und  er  ihr  augenblicksweise  hörbar spürbar  verfällt  und  sich  dann  umständlich  wieder  zurück ruft  in  seine  feineren  Wälle,  den  Schmerz  aber,  den  das  bereitet,  nicht  verbirgt,  sondern  geradezu  angeberisch  gesteht,  erst  dann  kann  sie  sich  wieder  erträglich  werden.  Wer  am  Telephon  nicht  unzurechnungsfähig  wird,  der  kommt  nicht  in  Frage.  Zum  Glück  stolpertstammelt  er 

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