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Der Augenblick der Liebe

Der Augenblick der Liebe

Titel: Der Augenblick der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walser
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kann,  daß  Leo  die  Gehhilfe  schrittweise  entbehren  kann, umarmt sie Beate so heftig, wie es ihr Busen zuläßt. 
Seit  dieser  Märztermin  aufgetaucht  ist,  fühlt  sie,  wie  sie  zunimmt,  überhaupt  nicht  an  Gewicht,  sondern  an  Kraft,  Bestimmtheit,  Zukunft,  ja,  sie  spürt,  wie  sie  förmlich  hin einragt in die Zukunft. Noch nie hat sie so deutlich gespürt,  daß  ihr  doch  etwas  bevorsteht.  Bisher  hat  sie  alle  Zeitbe nennungen  zu  vermeiden  versucht.  Ins  Vage  hineingehofft  auf ein unfaßbares Irgendwann. Und jetzt, konkret: März. Sie  wird  dem  Kalender  die  Tage  und  Wochen  abluchsen.  Gottlieb  und  sie  werden  einen  Brief  und  Telephonwinter  veranstalten,  der  durch  seine  genaue  Berichtetheit  und  Bemessenheit  zum  spannendschönsten  Vorspiel  der  Welt  werden wird. 
Sie eilte den Möglichkeiten voraus. Sie konnte sich (wieder  einmal)  nicht  vernünftig  fassen.  Jetzt  schrieb  sie¹s  zuerst  einmal  nach  Germany.  Deutete  eine  Art  Erwartungsvibrato  an. Schön wär¹s ja. Nicht wahr! Aber wenn¹s nicht geht, bitte.  Sie überlebt¹s. Wenn auch ungern. 
Und  täglich  pfuschte  ihr  die  Angst  vor  der  nächsten  Be gegnung  mit  Rick  Hardy  in  ihre  Vormärzstimmung.  Dabei  spürte sie, daß der Mensch in Deutschland ihr jetzt als Stärke  diente. So oft sie sich gegen Hardyerscheinungen behaupten  mußte,  spürte  sie,  daß  sie  in  jeder  Sekunde  hinüberdenken  konnte,  auf  die  Terrasse,  zum  hellsten  Blau  der  Welt.  Sie  konnte  sich  sogar  hinsetzen,  den  RickVorfall  aufschreiben,  das  Aufgeschriebene  Glen  O.  Rosenne  überreichen,  ihn  bitten zu entscheiden, wie zu verfahren sei. Für sie sei durch  das  Aufschreiben  und  Überreichen  des  Aufgeschriebenen  das  getan,  was  sie  habe  tun  müssen.  Von  ihr  aus  müsse  weiter  nichts  geschehen.  Aber  das  zu  entscheiden,  sei  sie  nicht fähig. Deshalb komme sie zu ihm. Dr. Douglas hatte sie  noch nicht sagen können, was passiert war. Sie würde es ihm  sagen,  klar.  Aber  wie?  Sie  wollte  die  Bewertbarkeit  des  Gesagten bestimmen, vorherbestimmen. 
Der  neueste  Traum:  Unterwegs  zu  Wendelin  Krall.  Zuerst  auf einem Boot, dann über eine Brücke, mit ihr Magda und  Julia,  sie  gehen  zu  einer,  auf  (?)  eine  (verflucht  seien  die  deutschen  Präpositionen)  Party.  Auf  der  Brücke  blieb  sie  stehen. Sie wollte hinunterschauen ins Wasser. War froh, daß  Magda und Julia ohne sie weitergingen. Sie hatte beide, von  denen  sie  nicht  viel  mehr  als  die  Vornamen  wußte,  von  Anfang an als Konkurrentinnen, ja, als Gegnerinnen empfun den.  Natürlich  die  artemishafte  Julia  mehr  als  die  sophro synische Magda. Julia wollte von ihr (im Traum) bewundert  werden, sie aber weigerte sich. Im Wasser schwammen viele  gewaltige Holzstämme. Ein mächtiger Stamm stieß so gegen  ein  Boot, daß  es  kenterte.  Das  Ufer  war  ein  einziges  Bauge lände. Dann Wald. Sie mußte weiter. Sie wußte nicht  mehr,  wo  Wendelin  Krall  war.  Die  Douglasgeschulte  Deuterin  wurde von Deutungen heimgesucht: Angst, auch im Traum,  nicht  kreativ  genug  zu  sein.  Die  Holzstämme  erinnern  an  Bleistifte/ pen(cils). Wissend, daß die Kreativität männlicher  Autoren,  ihr  Griff  zum  pen  als  phallische  Geste  gilt  ...  Ach  nein.  Sie  ist  es  müde,  Bedeutungen  zu  träumen.  Wehe  ihr,  wenn Dr. Douglas das entdeckte. Is she weird? 
Glen  O.  Rosenne,  im  Büro  der  Abteilung,  also  in  Janes  Gegenwart,  daß  er  den  Bericht  über  Rick  Hardy  noch  nicht  an den Sexual Harassment Officer weitergeleitet habe. Mehr  sagte  er  nicht.  Würde  sie  ihn  um  das  Weiterleiten  bitten,  würde  er  weiterleiten.  Also  hing  es  doch  von  ihr  ab.  Und  Jane  wußte  offenbar  Bescheid.  Sie  nickte  nicht,  schüttelte  auch  nicht  den  Kopf.  Sie  hob  ein  wenig  die  Schultern  und 

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