Der Augenblick der Liebe
Alltägliches. Und produzierte seine Lachtöne durch die Nase. Und: Er sollte sie eigentlich umbringen for being such a bitch. Wieder seine Lachtöne. Nichts Irritierenderes als dieses tonlose Gelache. Erzählen konnte sie das niemandem. In der Abteilung schon gar nicht. Aussage gegen Aussage. Kein Beweis. Sie würde sich selber unabsehbar schaden. Sie hat Drinks gemacht. Sich verabredet, mit ihm auszugehen. Sie kannten sich seit drei Jahren. Sie hatte nicht geahnt, wie er Frauen haßte, die ihm nicht zu Willen sind. Sollte sie jetzt glücklich sein, daß sie so davongekommen ist? Der Griff um den Hals. Die Ohnmacht. Die Angst. Aber gesiegt. Was für ein Sieg!
Selbst der kleinste Brief, den sie aus dem Postfach angelte, cheered her up or on. Morgens, wenn sie ihr Lehrerinnen gesicht präparierte, legte sie Diana Ross mit den Supremes auf. Warum hatte sie beim letzten Telephonat dieses Gefühl, in ein Vakuum hineinzusprechen? Sie ließ alles, was dort auf der Terrasse abgelaufen war, noch einmal ablaufen, durch suchte es nach Beweisen und Gegenbeweisen. War über haupt etwas? Oder war überhaupt alles nichts? Sein Türöff nen, Tarte Tatm, sein Cordhemd, hellblau, ihr allzu mäd chenhaft geblümtes Kleid, die pünktlichen, nur zu zweit möglichen Schwäne, die souverän gütige Frau in dunkelst blauer Bluse und ebenso dunklen Hosen, die allerdings mit strichhaft dünnen weißen Streifen auf den Seiten, seine letzten Endes gekonnt wirkende Verlegenheit, diese trick reiche Verabschiedung am schrill kreischenden Tor, sein an ihr Auf und Abblicken, dieser sicher nicht zum ersten Mal diensttuende Schmerz im Gesicht, ihr seinem Blick Nicht Standhalten ... Diana Ross war inzwischen bei You keep me hanging on. Set me free, why don¹t you, babe.
Dann hatte sie endlich etwas zu melden, das dem von Routine bedrohten Hin und Her zu neuem Schein verhelfen konnte. Der Professor beruft einen La MettrieKongreß ein. Und weil er so gute Beziehungen hat zu Berkeley und weil die noch etwas zu seinem Sechzigsten tun wollen, soll der Kongreß dort stattfinden. Themire Beate J. Gutbrod wurde sogar die Liste der Einzuladenden vorgelegt, daß sie sie mit europäischen Namen füttere. Hat sie getan. Für März nächsten Jahres sollen sich bereithalten Timo Kaitaro, Helsinki, Mariana Saad, Paris, Eckhard Höfner, Frank furt/Oder, Ursula Pia Jauch, Zürich, und Wendelin Krall, falls er will. Der Professor: Dann muß er aber etwas Neues bringen, die zwei Altessays tun¹s nicht. Die Diensttuende, unterwürfig: Klar. Und dazu dann hochstaplerisch: Das wird er, er hat nicht aufgehört, La Mettrie ist, wie sie bei ihrem Kurzbesuch bemerkt hat, immer noch ein Tag und Nacht thema. Der Professor: Und Bernd A. Laska und Sandra Pott? Der Professor mußte immer beweisen, daß er der Belesenste war. Sie würde also weiterwühlen. Daß sie Bernd A. Laska, falls er erreichbar war, nicht selber auf die Liste gesetzt hatte, nahm sie sich übel. Und wenn jetzt dieser Wendelin Krall auch noch schnöde ablehnend reagierte, dann stand sie da, vorlaut, unsolide, uneffektiv, blamiert. Mr. Rosenne konnte auf vernichtende Art freundlich sein. Und Patricia Best war im Abteilungsalltag nur halb so präsent wie Rosenne. Pa tricia Best fährt jeden zweiten Tag nach York hinunter, Leo versorgen, Gebrauchsgrafiker, dreimal operiert, Grafik geht nicht mehr, legt jetzt eine musikologische Bibliothek an am Computer und webt am Webstuhl Teppiche, alte indianische Muster, die er vor dem Verschwinden retten will; ein Lun genemphysem hat er auch; bei ihm raucht sie nicht; wenn sie melden
Weitere Kostenlose Bücher