Der Augenblick des Magiers
dich auch, Mudge, obwohl du gelegentlich ziemlich reaktionäres Gedankengut von dir gegeben hast.« Der Otter ließ es zu, daß er von einer einzelnen, säbelähnlichen Kralle gestreichelt wurde.
»Wenn ich doch nur an meine Duar käme«, murmelte Jon- Tom. »Über mich hat Markus keinen Anti-Magie-Zauber verhängt.«
»Das stimmt«, pflichtete Oplode ihm bei. »Das hätte ich schon gespürt.«
»Dann bleibt uns nur noch eins übrig.« Er schritt auf den Tunnel zu. »Ich muß zurück in unsere Zelle.«
»Du machst wohl Witze, Kumpel.«
»Nein, Mudge. Es ist die einzige Möglichkeit. Ich habe eine Idee, Mudge, würdest du und Quorly mit mir kommen?«
»Auf mich kannst du zählen, Jonny-Tom.« Ihre bereitwillige Zusage nahm Mudge den Wind aus den Segeln, so daß er sich nicht verweigern konnte.
»Ich bin gleich wieder zurück‹ , Falameezar.«
»Viel Glück, Genosse.«
»Einen Augenblick.« Memaw stellte sich Jon-Tom in den Weg, als er sich gerade bücken wollte, um im Tunneleingang zu verschwinden. »Worüber sollen wir uns denn mit dem Drachen unter'alten?«
»Über alles, was euch nur einfällt. Er plaudert gern. Über das Wetter, das wir zuletzt draußen hatten, Witze... Falameezar liebt Witze. Über ganz einfache Dinge. Du mußt nur darauf achten, daß keiner davon redet, wie reich er gerne wäre. Über Ruhm und Ehre könnt ihr sprechen, aber nicht über Reichtum. Erzählt ihm, wie sehr ihr alle kapitalistischen Bosse verabscheut.«
»Wer sind die denn?«
»Egal. Sagt es einfach. Das wird ihm Freude machen.«
Noch immer zögerte Memaw, ihn durchzulassen. »Was ‘ast du vor, willst du irgendeine seltsame Magie für uns machen?« Er nickte. »Aber ich dachte, ohne deine Duar könntest du nicht zaubern?«
»Es gibt solche und solche Magie.« Er zwinkerte ihr zu, bückte sich wieder und begann damit, Knochen einzusammeln. So viele, wie er nur tragen konnte. Er wies Mudge und Quorly an, das gleiche zu tun.
»Oje, wenn du mit deiner Duar arbeitest, funktioniert es besser, Kumpel. Dann braucht man wenigstens nicht so erbärmlich viel zu schleppen.« Unter seiner grausigen Last taumelnd, folgte der Otter Quorly und Jon-Tom in den Tunnel.
Schon mit freien Händen war es schwierig genug gewesen, sich durch die enge Röhre zu bewegen. Mit einem Arm voller Knochen war es doppelt so anstrengend. Doch die Otter klagten nicht, und Jon-Tom hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als um eine Verschnaufpause zu bitten.
Schließlich erreichten sie ihren Zelleneingang. Sie legten ihre Last auf den Boden, und Mudge kletterte so behende an Jon- Toms Rücken empor, als wäre er ein Baum. Oben angekommen, lauschte er verhalten.
»Alles totenstill, Kumpel. Sie 'aben nicht mehr nach uns gese'en, seit wir unseren Ausflug gemacht 'aben. War ja eigentlich auch nicht nötig. War schließlich nicht sehr wahrscheinlich, daß wir auf und davon spazieren, wa?«
»Schaff die Steine beiseite, dann klettern wir hinauf.«
»In Ordnung, Kumpel, aber ich 'offe stark, daß du weißt, was du da tust.«
»Du wirst es schon früh genug begreifen.«
Und tatsächlich erkannte Mudge sofort, was sein schlaksiger, pelzloser Freund vorhatte, nachdem sie die Knochen nach Jon- Toms Anweisungen ausgelegt hatten.
»Was war das?« Der Fledermäuserich sprach mit dem Fennek, der ihm gegenüber am Tisch saß. Sofort richteten sich die überdimensionalen Ohren des Großohrfuchses seitwärts auf.
»Keine Ahnung. Ich hab's auch gehört.« Er legte sein Blatt aus seltsamen dreieckigen Karten beiseite und rief in Richtung Treppe: »Haltet die Klappe, ihr Gefangenen, sonst bekommt ihr eure nächste Ration Schlangenfraß nicht!«
Das gespenstische Wimmern, das ihr Spiel unterbrochen hatte, wurde immer lauter.
»Klingt nicht nach den Ottern«, meinte der Fledermäuserich, der sich gerade mit einem steilen Vampirzahn einen Krallennagel reinigte. Dann schälte er ein Stück Rinde von einem Holzstab, schob sich das freigelegte Mark ins Maul und kaute nachdenklich darauf herum. Als das Wimmern nicht aufhören wollte, legte er seine Karten beiseite, wobei er sorgfältig darauf achtete, sie vor seinem Gefährten zu verbergen, und stieß ein irritiertes Grunzen aus.
»Vielleicht sollten wir lieber mal nachsehen, was da unten vorgeht.«
»Vielleicht legen die sich gerade gegenseitig um.«
»Das sollten sie lieber nicht. Dornreck hat mir befohlen, dafür zu sorgen, daß sie gesund bleiben, bis der neue Magier entschieden hat, was mit ihnen geschehen
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