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Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Gefängnis noch nasser werden.
    »Morgen, hat er gesagt«, murmelte Jon-Tom und blickte zum wäßrigen Himmel empor. In der Kuppel wurde es bereits dunkel, während die Sonne sich dem Horizont entgegenneigte.
    »Das läßt uns nicht sehr viel Zeit.«
    »Über'aupt keine, Kumpel. Wir sind erledigt.«
    »Dieses Wort sollst du in meiner Anwesenheit niemals gebrauchen, Mudge. Das kenne ich nicht.«
    »Recht ‘ast du, Kumpel. Wir sitzen in der Patsche.« Der Otter wandte sich ab und bejammerte sein Geschick.
    Tatsächlich schien es keinen Ausweg zu geben, wenn man es genau betrachtete. Selbst wenn es ihnen irgendwie gelingen sollte, sich an ihrem monströsen Wächter vorbeizuschleichen, würde jeder der schwingungsempfindlichen Bewohner der Unterwassergemeinde sofort ihre Bewegungen im Wasser bemerken und erkennen, von wem sie stammten.
    Und was die Kuppel betraf, so würde das Wasser sofort einströmen, sofern sie es überhaupt schaffen sollten, ein Loch in die Wand zu treiben. Aber mit Mudges Krallen und seinen eigenen Fingernägeln als einzigem Werkzeug würde es mindestens eine volle Woche dauern, um das harte, klebrige Material auch nur anzukratzen. Es war, als befänden sie sich in einer Zelle, die völlig von Alarmdrähten umhüllt war. Sie brauchten sich nur zu bewegen, um einen davon in Betrieb zu setzen.
    Das hielt Jon-Tom zwar nicht davon ab, sich Gedanken über eine Flucht zu machen, doch als sie das Abendessen verzehrt hatten, das ihnen von ihren Wärtern aufmerksamerweise gebracht worden war, mußte er zugeben, daß seine sonst so fruchtbare Phantasie nicht imstande war, so etwas wie einen Plan zu schmieden. Nicht einmal die Andeutung eines Plans.
    Diesmal hatte Mudge recht. Sie saßen in der Patsche. Vielleicht hatten sie während ihrer langen Reise nach Cugluch eine bessere Gelegenheit zur Flucht. Wenn dem so sein sollte, würde er ihre Chance nur verringern, wenn er sich nicht ausschlief.
    Die Matte war weich, aber nicht beruhigend.
    »Wo ist der andere?« fragte eine erregte, schnarrende Stimme. Jon-Tom öffnete die Augen. Es war wieder hell in der Kuppel, aber nur schwach. Die Sonne war noch im Aufstieg begriffen. Er zitterte in der kalten feuchten Luft.
    Die Kuppel schwärmte vor Leben. Er setzte sich auf seiner Strohmatte auf und zwang seine Augen, sich an das matte Licht zu gewöhnen. Emsige Wasserflöhe huschten umher, untersuchten die Wände, beschnüffelten den Boden, rissen um ihn herum die Schilfrohrmatte auf. Alle trugen sie lange Messer.
    Er zählte mindestens ein Dutzend. Zwei von ihnen rannten an ihm vorbei, noch immer wassertriefend, gerade erst eingetreten. Als sein Geist endlich klarer wurde, bemerkte er, daß sie nicht nur aktiv waren - sie waren förmlich in Aufruhr.
    Nahe am Eingang stand der Sprecher. Seine kastanienbraunen Adjutanten drängten sich eng an ihn. Sie hatten die Schwerter gezückt und suchten mit ihren Blicken ebenfalls besorgt das Innere der Kuppel ab.
    Dann erreichten die Worte des Sprechers, durch seine halbschlafenden Gedanken gefiltert, ihr Ziel.
    »Mudge?« Er sprang auf alle viere und betastete das Stroh, auf dem der Otter letzten Abend gesessen hatte. »Mudge!« Der Moschusgeruch des Otters hing immer noch schwer im engen Raum. Der Geruch und sein Abdruck auf der Strohmatte war alles, was von ihm noch übrig war.
    Als Jon-Tom sich erhob, wurde er sofort von drei schwertbewaffneten Wasserflöhen umringt. Er bedachte ihre Nervosität und Mudges Fehlen, zählte zwei und zwei zusammen und gelangte zu einer unausweichlichen Schlußfolgerung.
    Der Otter war abgehauen.
    Während die aufgehende Sonne immer mehr Licht auf den Durchsuchungstrupp warf, wurde Jon-Toms Lächeln immer breiter. Die Gepanzerten begannen bereits, sich zu wiederholen. Schließlich gab es im Inneren der Kuppel nur eine sehr begrenzte Anzahl möglicher Verstecke. Irgendwie hatte Mudge es geschafft zu entkommen, ohne seinen Gefährten zu wecken oder ihren riesigen Wächter zu alarmieren.
    Er war nicht böse, daß der Otter ihn nicht gewarnt hatte. Welchen Fluchtweg er auch genommen haben mochte, offensichtlich war er für den langen Jon-Tom nicht geeignet gewesen, sonst hätte Mudge sie beide in die Freiheit geführt. Sicher hätte er das getan. Jon-Tom weigerte sich, etwas anderes zu glauben.
    Er würde es sich nie erlauben, etwas anderes zu glauben. Außerdem war es nur gerecht. Nur gerecht, daß Mudge, nachdem er gegen seinen Willen zu dieser Expedition gezwungen worden war, nun auch als einziger

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