Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Augenblick des Magiers

Der Augenblick des Magiers

Titel: Der Augenblick des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
mit dem Leben davonkommen sollte.
    Dann hatte er keine Zeit mehr, sich an der Raffinesse des Otters zu weiden, denn nun baute sich der Sprecher vor ihm auf.
    Schimmernde facettierte Augen musterten den verbliebenen Gefangenen, und die schnarrende Stimme wiederholte die Frage, die sie nur wenige Minuten zuvor ihren Untergebenen gestellt hatte.
    »Wo ist der andere? Der kleine pelzige Sklave?«
    »Er ist kein Sklave«, antwortete Jon-Tom herausfordernd.
    »Und was deine erste Frage betrifft: Warum zwickst du dich nicht selbst in den Hintern und schaust, ob dir das zur Aufklärung verhilft?« Er zog einen unerwarteten Genuß aus der Heftigkeit seiner eigenen Antwort.
    Auf den Sprecher machte sie nicht den geringsten Eindruck.
    »Sag es mir, sonst lasse ich dir die Glieder entfernen.«
    »Wie, die Kaiserin um ihr Vergnügen prellen?« Jon-Tom grinste den Sprecher an. »Nicht daß es wichtig wäre. Ich weiß genausowenig wie ihr, wo er steckt. Ihr habt mich aus einem tiefen und festen Schlaf gerissen. Plötzlich wart ihr hier, und Mudge war fort. Wohin er ist, weiß ich nicht, und es ist mir auch egal, solange es weit, weit weg von hier ist.«
    »Ich glaube dir zwar nicht, aber wie du schon sagst, es spielt keine Rolle. Du bist hier, und er ist fort. Du bist ohnehin der einzige, der hier wichtig ist. Du bist es, dem man in Cugluch einen Freudenempfang bereiten wird. Die Flucht des anderen ist zwar irritierend, aber das ist auch schon alles.« Mit langem Arm gab er ein Zeichen. Das Chitin blitzte im Licht der Sonne.
    Mehrere kleinere Arbeiter trugen gerade einen länglichen rechteckigen Gegenstand herein. Auch wenn Jon-Tom wußte, daß er dazu gedacht war, Leben zu erhalten, hatte er für ihn doch eine unangenehme Ähnlichkeit mit einem Sarg.
    »Das Gerät, mit dem man dich sicher nach Cugluch bringen wird«, erklärte der Sprecher unnötigerweise. »Die Eskorte ist bereit. Nun wird man dich bereit machen.«
    Jon-Tom wollte einen Schritt zurückweichen, doch plötzlich war er von allen Seiten umzingelt. Er war zwar viel größer als alle Gepanzerten mit Ausnahme des Sprechers, aber dafür waren sie zäh und kräftig.
    »Was soll das heißen, mich ›bereit machen‹ ?«
    Der Sprecher erklärte es ihm: »Jemand, der sich so gut auf die arkanen Künste versteht wie du, stellt immer eine Bedrohung dar, auch ohne ein zauberwirkendes Instrument. Ich gehe nicht das Risiko ein, daß du unterwegs irgendwelches Unheil stiftest oder dich gar im letzten Augenblick noch selbst umbringst.«
    Lange Arme drückten gegen ihn. Jon-Tom fühlte sich zur Seite gequetscht. Als er an dem Sprecher vorbeiblickte, erkannte er etwas, das wie eine ein Meter fünfzig lange Kakerlake aussah und geduldig neben dem Schleuseneingang wartete. Auf den Rücken des Wesens war ein eiförmiger Luftbehälter geschnallt. In dessen Innerem konnte Jon-Tom seinen Rammholzstab, die Duar und den Rest ihrer Vorräte erkennen, die vom Floß gerettet worden waren. Die Arbeiter befestigten gerade die luftgefüllte Trage auf dem Rücken eines weiteren Trägers.
    Dann trat der Sprecher beiseite, um das häßlichste Exemplar der Gepanzerten freizugeben, das Jon-Tom jemals gesehen hatte. Es ging auf allen sechsen, statt auf allen vieren wie der Sprecher und die Wasserflöhe. Sein Leib war lang und dünn und vom Kopf bis zum Brustteil abgeplattet, während der Unterleib aus einer grotesk geschwollenen Kugel bestand. Bis auf seine hellroten Augen war es farblos.
    Als es auf ihn zukam, hob es die beiden Vorderarme. Winzige Stummelflügel schlugen mit erregtem Zittern gegen den äußerst schmalen Brustteil. Es war auch das kleinste der anwesenden Gepanzertenexemplare, kaum einen Meter lang. Das galt auch für die eng zusammengerollte Röhre, die einem Legebohrer glich und aus der Unterseite des kugelförmigen Unterleibs hervorragte. Sie bog sich hoch über den Rücken und den Kopf des Insekts, und die Injektionsnadel blieb zitternd in dreißig Zentimeter Entfernung vor dem Kopf des Wesens schweben.
    Jon-Tom merkte, daß er heftig keuchte, während er gleichzeitig Ausschau nach einem Versteck hielt - doch ohne Erfolg.
    »Hört mal, das ist überhaupt nicht nötig«, teilte er dem Sprecher mit, den Blick auf die zitternde Nadelspitze geheftet.
    »Ich mache euch schon keinen Ärger. Ohne meine Duar kann ich das überhaupt nicht.«
    »Das ist nur eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, erst recht in Anbetracht der Flucht deines Gefährten«, erwiderte der Sprecher. »Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher