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Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition)

Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition)

Titel: Der Augenblick: Reisen durch den unbekannten Alltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Goettle
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Danach bearbeitete sie tumor- und zellbiologische Fragestellungen am MPI in Martinsried, i. d. onkologischen Forschungsabteilung der Schering AG in Berlin, am Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch, am Biomedical Center Lund in Schweden u. a. d. Universität daselbst sowie a. d. Medizinischen Hochschule Hannover. 2001 wechselte sie a. d. Länderinstitut für Bienenkunde, um sich fortan mikrobiologischen Fragestellungen u. Bienenkrankheiten zu widmen. 2006 Habilitation im Fach Molekulare Mikrobiologie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin (z. Thema »Paenibacillus larvae, der Erreger der Amerikanischen Faulbrut der Bienen-Klassifizierung, Molekulare Typisierung und Virulenzunterschiede«). Ihre Forschungsarbeiten sind in zahlreichen Veröffentlichungen dokumentiert. Frau Dr. Genersch wurde 1960 in Essen-Werden geboren, sie ist verheiratet und hat ein Kind.
    »Stirbt die Honigbiene aus?«, »Mysteriöses Bienensterben«, »Dramatische Völkerverluste auch in Deutschland«, »Bestäubung der Obstblüte in Gefahr!« Seit Jahren gibt es alarmierende Schlagzeilen über das Bienensterben. Von 1993 bis 2006 gingen bei uns knapp 43 Prozent aller Bienenvölker verloren, schätzen Experten. Rundfunk und Fernsehen brachten Berichte, die Zeitungen – vom Imkerblatt bis zur FAZ  – widmeten sich dem Thema. Es wurde umfangreich geschrieben über das rätselhafte Verschwinden von zigtausend Bienenvölkern in den USA. Es gibt Mutmaßungen, daß sich eine solche Katastrophe auch hier in Europa anbahnt. 600000 bis 800000 Bienenvölker mit bis zu dreizehn Milliarden Bienen wären in Deutschland vom Aussterben bedroht, die Folgen wären unabsehbar. Die Bienen sind ja nicht nur Honigproduzenten, sie bestäuben auch mehr als 80 Prozent des deutschen Obst- und Gemüseanbaus, dazu noch Wildblüten.
    Wir können uns die Bienen nicht wegdenken, sie sind ein fester Bestandteil in unserem kulturellen Gedächtnis, was nicht zuletzt auch Wilhelm Busch in seiner Bildergeschichte »Schnurrdiburr oder die Bienen« wunderbare dargestellt hat. Wenn sie also krank sind, ist das ein Grund zur Sorge. Gründe, so ist zu lesen, gibt es viele, als reichten nicht bereits die 40000 Tonnen an Schädlingsbekämpfungsmitteln, die jährlich auf unsere Nutzpflanzen niedergehen – was sie krank werden läßt, das möchten wir Frau Dr. Elke Genersch fragen.
    Wir fahren hinaus nach Hohen Neuendorf, das nördlich vor den Toren Berlins im Bundesland Brandenburg liegt. Hier residiert seit 1952 das Länderinstitut für Bienenkunde (gegründet 1923) in einer alten Villa mit Park und eigener Imkerei. Die Aufgabe des LBI besteht in praxisorientierter Forschung zum Erhalt der Honigbiene, in der Lehre und der Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten, in Dienstleistungen wie Schulung und Beratung, Honiganalytik und Krankheitsdiagnostik sowie in Veranstaltungen für Besucher und Schulklassen.
    Frau Dr. Genersch empfängt uns in ihrem Büro. Über das dramatische Szenario in den Medien lächelt sie mild und erklärt, es gebe aktuell kein dramatisches Bienensterben.
    »Tatsache ist, daß die Winterverluste deutschlandweit bei unter zehn Prozent lagen. Der Normalwert liegt zwischen zehn und 20 Prozent. Verluste gibt es immer. Und es kann natürlich auch schon im Herbst zu Verlusten kommen, wenn z. B. gegen die Varroamilbe schlecht oder falsch behandelt wurde. Wenn das Volk an der Varroamilbe eingeht, an zu starkem Varroa-Befall, dann passiert es sehr häufig, daß die Bienen tatsächlich verschwinden. Sie sind plötzlich weg. Wir haben den Fachbegriff ›kahlfliegen‹ dafür. Also, das, was jetzt in den USA als vollkommen neues Phänomen dargestellt wird, das Bienenverschwinden, ist eigentlich normal und liegt in der Biologie der Biene. Ihr letzter Dienst am Volk ist, daß sie zum Sterben wegfliegt.
    Die Bienen sehen ihren Stock nicht als Hospiz, wenn sie sich schlecht fühlen. Die Bienen fliegen aus, um zu sammeln, wie es ihre Aufgabe ist, und sie sterben dann eben außerhalb irgendwo, weil sie nicht mehr können. Also, sie verlassen den Stock nicht als Schwarm, der verschwindet, sondern als einzelne Biene, die dann eben draußen bleibt und stirbt. Und es gibt ja auch das ganz normale Bienensterben – wir sind jetzt am Ende des Bienenjahres. Es gehen momentan, das müssen sie sich mal vorstellen, etwa zweieinhalbtausend Bienen pro Volk und Tag verloren. Ein starkes Volk kann im Sommer bis zu 80000 Bienen umfassen,

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