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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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wie man eine Kolonie gründet und befestigt.«
    »Die hatte ich auch nicht, bis mir befohlen wurde, genau das zu tun, im Xoconóchco, vor vielen Jahren.« Dem konnte ich nicht widersprechen; in gewisser Hinsicht war das sogar auf mein Betreiben hin geschehen, war ich also verantwortlich dafür gewesen. Er fuhr fort: »Du nimmst etwa vierzig Familien, annähernd vierhundert Männer, Frauen und Kinder. Bauern, für die in der Mitte Der Einen Welt einfach nicht genug Land vorhanden ist. Diese Auswanderer wirst du auf neuem Land im Süden ansiedeln. Und dafür sorgen, daß sie ein anständiges Dorf bauen, das verteidigt werden kann. Hier liegt der Ort, den ich ausgewählt habe.«
    Die Karte, die er mir zeigte, gehörte zu denen, die ich selbst gezeichnet hatte, doch das Gebiet, auf das er den Finger legte, enthielt überhaupt keine Einzelheiten, sondern war eine leere Stelle; noch nie war ich dort gewesen.
    Ich sagte: »Hoher Gebieter, dieser Fleck liegt im Land des Teohuacána-Volkes. Sie könnten etwas dagegen haben, wenn eine Horde Fremder bei ihnen einzieht.«
    Mit einem Lächeln, das bar war jeden Humors, sagte er: »Dein alter Freund Nezahualpíli hat uns doch geraten, Freundschaft mit allen unseren Nachbarn zu schließen, oder? Eine deiner Aufgaben wird darin bestehen, die Teohuacána zu überzeugen, daß wir als gute Freunde kommen und es uns um die Verteidigung ihres Landes genauso geht wie um die unseres Landes.«
    »Jawohl, Hoher Gebieter«, sagte ich unglücklich.
    »Der Verehrte Sprecher Chimalpopóca von Tlácopan war so freundlich, eine Eskorte von Kriegern anzubieten. Du wirst eine Abordnung von vierzig seiner Tecpanéca-Krieger übernehmen.«
    »Nicht einmal Mexíca?« entfuhr es mir voller Entsetzen. »Verehrter Sprecher, eine Truppe von Tecpanéca – unter dem Befehl eines Mexícatl-Ritters –, das muß Mord und Totschlag geben.«
    Er wußte das genausogut wie ich; doch gehörte das zu seiner Bosheit, zu meiner Bestrafung, weil ich ein Freund von Nezahualpíli gewesen war. Ohne im geringsten darauf einzugehen, fuhr er fort:
    »Die Krieger gewährleisten den Schutz bis nach Teohuacán hinein; sie werden bleiben und die Feste bemannen, die du dort bauen wirst. Und du, Ritter Mixtli, wirst gleichfalls dort bleiben, bis alle Familien ein festes Dach über dem Kopf haben und sich selbst versorgen können. Die Siedlung wirst du einfach Yanquitlan nennen, Den Neuen Ort.«
    Ich überwand mich und brachte den Mut auf zu fragen: »Gestattet Ihr, daß ich ein paar gute altgediente Mexíca als Unterbefehlshaber mitnehme, Hoher Gebieter?« Wahrscheinlich hätte er mir das rundheraus abgeschlagen, doch fügte ich noch hinzu: »Ein paar alte Männer, die ich kenne und die längst aus Altersgründen entlassen wurden.«
    Er ließ ein verächtliches Schnauben vernehmen und sagte: „Wenn du dich sicherer fühlst, noch zusätzlich Krieger auszuheben, wirst du selbst für sie bezahlen.«
    »Einverstanden, Hoher Gebieter«, sagte ich rasch. Da ich so schnell wie möglich fortkommen wollte, ehe er es sich anders überlegte, vollführte ich die Geste des Erdeküssens und murmelte dabei: »Hat der Verehrte Sprecher sonst noch etwas zu befehlen?«
    »Daß du augenblicklich aufbrichst und dich auf dem Weg in den Süden beeilst. Die Tecpanéca-Krieger und die Familien deines Zugs werden im Augenblick in Ixtapalápan zusammengestellt. Ich will, daß sie in ihrer neuen Heimat
    Yanquitlan früh genug eintreffen, um die Frühjahrssaat noch rechtzeitig in den Boden bringen zu können. So geschehe es!« »Ich breche sofort auf«, sagte ich und schlurfte barfuß zur Tür zurück.

    Wenn es auch reine Rachsucht war, die Motecuzóma veranlaßte, mich zu einem Siedlungspionier zu machen, konnte ich mich doch nicht allzu sehr darüber beschweren. Schließlich war ich selbst es gewesen, der vor vielen Jahren Ahuítzotl dringlich auf die Notwendigkeit der Koloniebildung hingewiesen hatte. Außerdem hatte es mich, das muß ich ehrlich gestehen, in letzter Zeit ziemlich gelangweilt, das müßige Leben eines reichen Mannes zu führen.
    Daher bereitete ich mich mit aller Kraft auf die Expedition vor und leitete alles in die Wege, so gut es mir möglich war. Als erstes rief ich die Frauen und die Bediensteten meines Haushalts zusammen und berichtete ihnen von dem Auftrag.
    »Ich bin selbstsüchtig genug und möchte während dieses Jahres oder einer womöglich noch längeren Zeit nicht ohne meine Familie sein. Außerdem glaube ich, diese Zeit

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