Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
Vom Netzwerk:
könnte vorteilhaft für dich, meine Tochter, genutzt werden, denn du bist ja noch nie weiter aus Tenochtítlan herausgekommen als über die Dammstraßen bis aufs Festland, und auch das nur selten. Die Reise mag beschwerlich sein, aber wenn du nichts dagegen hättest, mich zu begleiten – ich meine, es könnte dir nur von Nutzen sein, diese fernen Lande zu sehen und kennenzulernen.«
    »Und du glaubst, du müßtest mich bitten?« rief sie begeistert und schlug entzückt die Hände zusammen. Dann wurde sie nüchterner und sagte: »Aber was ist mit meiner Ausbildung im Haus des Manierenlernens, Vater?«
    »Sag deinen Lehrerinnen einfach, du gingest in die Fremde. Und dein Vater stehe dafür ein, daß du auf der Straße mehr lernst als in den vier Wänden.« Dann wandte ich mich Béu Ribé zu: »Ich würde es gern sehen, wenn auch du mitkämst, Wartender Mond, wenn du Lust hast.«
    »Ja«, erklärte sie sich augenblicklich einverstanden, und ihre Augen blitzten. »Ich freue mich, Záa, daß du nicht mehr allein losziehen willst. Wenn ich dir eine gute …«
    »Du kannst. Eine Jungfrau im Alter von Nochipa sollte nicht ohne die Obhut einer älteren Frau reisen.«
    »Ach«, sagte sie, und der Glanz in ihren Augen erlosch.
    »Ein Trupp Krieger und ungeschliffene Bauersleute, nun, da herrschen manchmal rauhe Sitten. Ich möchte, daß du Nochipa nie allein läßt und jede Nacht ihr Lager teilst.«
    »Ihr Lager«, wiederholte Béu.
    Ich sagte zu den Dienern: »Damit obliegt es euch, Türkis und Stern Sänger, dafür zu sorgen, daß das Haus nicht leer steht und ihr unseren Besitz bewacht.« Sie versprachen, es zu tun; mochten wir auch noch solange fort bleiben, wir würden bei unserer Rückkehr alles in vollkommener Ordnung vorfinden. Ich sagte, daran zweifelte ich nicht. »Aber zunächst einmal habe ich einen Auftrag für dich, Stern Sänger.«
    Ich schickte ihn aus, die sieben alten Krieger aufzustöbern, welche mir auf meinen Handelsreisen als Privatheer gedient hatten. Zwar erfüllte es mich mit Trauer, aber ich war nicht sonderlich überrascht, als Stern Sänger heimkehrte und berichtete, drei von ihnen seien gestorben, seit ich ihre Dienste das letztemal in Anspruch genommen hatte.
    Die vier, die noch am Leben waren und die kamen, waren schon nicht mehr ganz jung gewesen, als ich sie durch Blut Schwelger kennengelernt hatte. Zwar waren sie nicht jünger geworden, doch kamen sie ungesäumt. Sie bemühten sich um einen aufrechten Gang und um festes Auftreten, um mich von ihren knotigen Muskeln und knubbeligen Gelenken abzulenken. Mutig traten sie vor mich hin, mit dröhnenden Stimmen und erwartungsfreudigem Lachen, damit ich die Falten und Runzeln in ihrem Gesicht nur auf ihre gute Laune zurückführte. Ich hütete mich, sie zu kränken und eine Bemerkung zu machen darüber, daß sie sich übertrieben jugendlich und energiegeladen gaben. Sie kamen so freudig, was für mich Beweis genug war, daß sie immer noch fähige Männer waren; ich würde mich ihrer Dienste auch dann noch versichert haben, wären sie humpelnd und am Stock gehend gekommen. Ich setzte ihnen ganz allgemein auseinander, um was es ging, und wandte mich dann an den ältesten von ihnen, Qualánqui, dessen Name soviel bedeutete wie Zornig Auf Jedermann.
    »Unsere Tecpaneca-Krieger und die zweihundert Bauern warten in Ixtapalápan. Begib dich dorthin, Freund Zornig, und sorge dafür, daß sie bereit sind aufzubrechen, sobald wir es sind. Ich vermute, du wirst sie in vieler Hinsicht unvorbereitet finden; schließlich sind sie keine erfahrenen Reisenden. Und ihr anderen – geht und kauft alle Ausrüstung und allen Proviant den wir benötigen, das heißt: ihr vier, ich, meine Tochter und meine Schwägerin.«
    Wie meine Auswanderer den langen Weg schaffen sollten, bereitete mir mehr Sorge als der unfreundliche Empfang, welcher uns möglicherweise in Teohuacán bereitet werden würde. Genauso wie die Bauern, die ich begleitete, trieben auch die Bewohner von Teohuacán in der Mehrzahl Ackerbau, waren zahlenmäßig nicht stark und galten als nicht sehr kämpferisch. Ich erwartete sogar, daß sie meine Siedler freudig willkommen heißen würden als Nachbarn, mit denen sie sich anfreunden und mit deren Kindern sie ihre Kinder verheiraten könnten.
    Wenn ich von Teohuacán und den Teohuacána spreche, verwende ich selbstverständlich die Náhuatl-Namen, welche wir Mexíca ihnen gegeben hatten. Eigentlich waren die Teohuacána ein Seitenzweig der Mixtéca oder Tya

Weitere Kostenlose Bücher