Der Azteke
Sprecher – schickte Motecuzóma sogar die massiven Scheiben, die eine aus Gold, die andere aus Silber, welche neben seinem Thron gehangen und ihm als Gong gedient hatten. Des weiteren waren die prachtvollen Federumhänge und Kopfschmuck, köstlich geschnittene Smaragde, Bernstein, Türkis und andere Edelsteine, darunter eine beträchtliche Menge unserer heiligen Jadesteine.
»Doch vor allem tut dies«, sagte Motecuzóma. »Haltet die weißen Männer davon ab, hierherzukommen oder nur den Wunsch in sich aufkommen zu lassen. Wenn sie nur Schätze suchen, könnte dieses Geschenk ausreichen. Vielleicht suchen sie dann bei den anderen Völkern an der Küstenregion weiter. Ist das nicht der Fall, sagt ihnen, der Weg nach Tenochtitlan sei beschwerlich und gefährlich, daß sie die Reise nie lebend überstehen würden. Verfängt auch das nicht, sagt, euer Uey-Tlatoáni sei zu beschäftigt – oder zu alt oder zu krank – oder zu unwürdig, den Besuch so erlauchter Persönlichkeiten zu empfangen. Sagt ihnen alles, was geeignet sein könnte, ihr Interesse von Tenochtitlan abzulenken.«
Als wir über die südliche Dammstraße dahinzogen und uns dann gen Osten wandten, führte ich eine längere und reicher und schwerer beladene Kolonne an, als je ein Pochtécatl sie angeführt hatte. Wir schlugen einen Bogen um das unfreundliche Texcála und nahmen den Weg über Cholólan. Dort und in anderen Städten, Städten und Dörfern, welche am letzten Teil unserer Route lagen, setzten uns die besorgten Bewohner mit Fragen nach den »weißen Ungeheuern« zu, von denen sie wußten, daß sie beunruhigend nahe waren, und nach unseren Plänen, wie wir es fertigbringen wollten, sie von uns fernzuhalten. Als wir die untersten Hänge des mächtigen Vulkans Citlaltépetl umrundeten, begannen wir durch das letzte gebirgige Gelände unseren Abstieg in die Heißen Lande. Am Vormittag des Tages, an dem wir auf die Küste stoßen sollten, legten meine vier adeligen Begleiter ihre prächtigsten Gewänder an: den gefiederten Kopfputz, die Federumhänge und so weiter, doch ich tat es nicht.
Ich hatte beschlossen, unseren Plänen und Anweisungen noch von mir aus etwas hinzuzufügen. Zunächst einmal waren es acht Jahre her, seit ich das bißchen Spanisch gelernt hatte, das ich konnte, und dadurch, daß ich es nie benutzt hatte, war es selbstverständlich nicht besser geworden. Ich wollte mich unbemerkt unter die Spanier mischen, wollte sie in ihrer Sprache reden hören, diese neu in mich aufnehmen und wenn möglich ein wenig fließender sprechen können, ehe ich an irgendwelchen formalen Treffen zwischen unseren Herren und ihren teilnahm. Außerdem hatte ich den Auftrag, zu spionieren und mir Aufzeichnungen zu machen, und diese Dinge konnte ich besser tun, wenn ich unerkannt blieb.
»Aus diesem Grunde«, erklärte ich den anderen Edelleuten, »werde ich von hier bis zum Platz der Begegnung barfuß gehen, nur ein Schamtuch und eine der leichteren Lasten tragen. Ihr führt die Kolonne an, ihr begrüßt die Fremden, und wenn ihr das Lager aufschlagt, laßt die Träger auseinandergehen und sich ausruhen, wie sie wollen. Denn einer von ihnen werde ich sein, und ich muß frei sein, zu gehen, wohin ich will. Ihr bietet den weißen Männern Festgelage und unterhaltet euch mit ihnen. Von Zeit zu Zeit werde ich mich mit euch besprechen, heimlich, nach Einbruch der Dunkelheit. Wenn wir gemeinsam alle Informationen gesammelt haben, welche der Verehrte Sprecher begehrt, gebe ich das Zeichen zum Aufbruch, und wir werden alle wieder abziehen.«
Ich freue mich, daß Ihr Euch uns wieder zugesellt, Señor Obispo. Ich weiß, es verlangt Euch zu hören, wie die erste Begegnung zwischen eurer Zivilisation und unserer vonstatten ging.' Euer Exzellenz werden Verständnis dafür haben, daß viele von den Dingen, die ich damals zum erstenmal sah, so neu und fremdländisch für mich waren, daß ich völlig verwirrt war. Und daß vieles von dem, was ich hörte, für mich unverständlich war wie Affengeschnatter. Ich will auch diesen Bericht nicht dadurch unnötig in die Länge ziehen, daß ich all meine klugen und oft irrtümlichen ersten Eindrücke noch einmal wiederhole. Ich werde nicht, wie unsere früheren Beobachter es getan haben, töricht etwa davon sprechen, die spanischen Soldaten hätten vier Beine gehabt wie Tiere. Ich werde die Dinge so berichten, wie ich sie im Lichte meiner späteren und klareren Erkenntnisse sah. Die Dinge, die ich hörte, werde ich so
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