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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Bericht über diese Lande und die ersten Geschenke erhalten, die Ihr ihm gesandt habt, und er ist sehr zufrieden mit Euch.«
    Cortés setzte eine Miene auf, als sei er gebührend beeindruckt und überrascht. »Woher will der Don Señor Montezuma das wissen?« fragte er.
    Immer noch Allwissenheit vorspiegelnd, sagte Motecuzóma: »Weil Euer König Carlos eine Flotte schickt, welche doppelt so groß ist wie die Eure – ganze zwanzig Schiffe, Euch und Eure Leute heimzubringen.«
    »So?« sagte Cortés, zu höflich, um sich irgendwelche Zweifel anmerken zu lassen. »Und wo sollen sie sein?«
    »Sie kommen näher«, sagte Motecuzóma geheimnisvoll. »Vielleicht seid Ihr Euch nicht darüber im klaren, daß meine Weitseher in die Zukunft und über den Horizont hinaus sehen können. Sie haben mir ein Bild gemalt, als sie noch mitten auf dem Ozean waren.« Er reichte es Cortés. »Ich zeige es Euch jetzt, weil die Schiffe bald vor Eurer eigenen Garnison auftauchen müssen.«
    »Erstaunlich«, erklärte Cortés und betrachtete das Papier. Halblaut murmelte er: »Ja … Galeonen, Frachter, Proviantschiffe … falls die verdammte Zeichnung einigermaßen stimmt.« Er runzelte die Stirn. »Aber … zwanzig!«
    Gleisnerisch sagte Motecuzóma: »Wiewohl wir uns durch Euren Besuch geehrt fühlen und ich persönlich Eure Gesellschaft genossen habe, freut es mich, daß Eure Brüder gekommen sind und daß Ihr nicht länger in einem fremden Land isoliert seid.« Um dann noch etwas hartnäckig hinzuzufügen: »Sie sind doch gekommen, Euch nach Hause zu bringen, oder?«
    »Das sollte man annehmen«, sagte Cortés, schien gleichwohl jedoch etwas verwirrt.
    »Ich werde jetzt befehlen, daß die Schatzkammern in meinem Palast entsiegelt werden«, sagte Motecuzóma, und seine Stimme klang fast glücklich ob der Aussicht, daß die Beraubung seines Volkes nun so unmittelbar bevorstand.
    Doch in diesem Augenblick kam der Palastkämmerer und etliche andere Männer und küßten an der Tür des Thronsaals die Erde. Wenn ich sage, daß Motecuzóma die Nachricht von der Ankunft der Schiffe kaum vor Cortés erfuhr, hatte ich das buchstäblich gemeint. Denn die Neuangekommenen waren zwei Schnellboten, welche Herr Patzinca schickte und welche eilends von den Rittern der Totonáca vom Festland herübergebracht worden waren, bei welchen sie sich gemeldet hatten. Cortés blickte sich voller Unbehagen im Raum um; es war ihm deutlich anzumerken, daß er die Männer am liebsten beiseite genommen und unter vier Augen ausgefragt hätte; gleichwohl fragte er mich, ob ich bereit sei, allen Anwesenden zu dolmetschen, was die Boten zu sagen hätten.
    Derjenige, welcher zuerst sprach, brachte eine von Patzinca diktierte Meldung: »Zwanzig von den geflügelten Schiffen, die größten, welche wir bis jetzt gesehen haben, sind in der Bucht der kleinen Villa Rica de la Vera Cruz eingetroffen. Von diesen Schiffen sind eintausenddreihundert bewaffnete und gepanzerte weiße Soldaten an Land gekommen. Achtzig von ihnen haben Hakenbüchsen und einhundertzwanzig Armbrüste neben ihren Säbeln und Speeren. Außerdem sechsundneunzig Pferde und zwanzig Kanonen.«
    Mißtrauisch blickte Motecuzóma Cortés an und sagte: »Das hört sich ganz nach einem Kriegsheer an, mein Freund, das Euch da nach Hause bringen soll.«
    »Ja, das tut es in der Tat«, sagte Cortés und machte keineswegs einen beglückten Eindruck. Er wandte sich an mich. »Haben die sonst noch etwas zu melden?«
    Daraufhin sprach der andere Bote und entpuppte sich als einer jener umständlichen und ermüdenden Worterinnerer. Er ratterte jedes Wort herunter, welches er vom ersten Zusammentreffen zwischen Patzinca und den neuen weißen Männern mitbekommen hatte, doch es war ein Affengeschnatter von spanischen und totonáca-Worten, ganz und gar unverständlich, da bei dieser Gelegenheit keine Dolmetsche zugegen gewesen waren, das Gesagte verständlich zu machen. Ich zuckte mit den Achseln und sagte: »Capitán-General, ich verstehe nichts außer zwei Namen, die immer wieder vorkommen. Euren eigenen und einen anderen, der sich anhört wie Narváez.«
    »Narváez hier?« entfuhr es Cortés, und er stieß einen besonders saftigen spanischen Fluch aus.
    Motecuzóma hob wieder an: »Ich werde das Gold und die Edelsteine aus der Schatzkammer herausschaffen lassen, sobald Eure Trägerkolonne …«
    »Verzeiht«, sagte Cortés, welcher sich erst von seiner offenkundigen Überraschung erholen mußte. »Ich schlage vor, daß Ihr

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