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Der Azteke

Der Azteke

Titel: Der Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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großen Hämmern, Brecheisen und Rammböcken bewaffnet waren. Zuerst wurden die Kanonen abgefeuert, alles, was vor ihnen lag, fortzufegen und unsere Krieger, welche sich versteckt hielten, zu töten oder zumindest in gebückter Stellung kriechen zu lassen, damit sie nichts ausrichten konnten. Dann rückten die Soldaten in das verwüstete Gebiet vor; sobald unsere Krieger sich aufrichteten, um gegen sie zu kämpfen, wurden sie von den Reitern niedergeritten oder von den Fußsoldaten überrannt. Unsere Männer kämpften tapfer, aber sie waren vom Hunger geschwächt und halb betäubt von der Kanonade, welche sie gerade über sich hatten ergehen lassen, und so fielen sie entweder oder sie mußten sich weiter in die Stadt zurückziehen.
    Einige versuchten, unentdeckt in ihren Verstecken zu bleiben, während der Kampf an ihnen vorüberrauschte, und hofften, wenn der Feind später nicht mehr so auf der Hut sei, zumindest noch einen tödlichen Spieß schleudern oder einen Maquáhuitl-Hieb austeilen zu können, ehe sie getötet wurden. Doch dazu erhielt keiner Gelegenheit; sie wurden immer rasch entdeckt, denn zu diesem Zweck hatten die Soldaten ja ihre Hunde mitgebracht. Diese riesigen Jagdhunde konnten mit ihrer Nase einen Mann aufspüren, mochte er sich noch so gut verborgen haben, und wenn die Hunde selbst ihn nicht in Stücke rissen, verrieten sie den Soldaten zumindest, wo er war. Dann erst, nachdem das Gebiet von den Verteidigern befreit war und keinerlei Gefahr mehr bestand, machten sich die Arbeitstrupps mit ihren Abbruchwerkzeugen ans Werk und räumten aus dem Weg, was noch übriggeblieben war. Sie rissen Häuser und Türme, Tempel und Denkmäler ein, und sie setzten alles in Brand, was brennen wollte. Und wenn das geschafft war, blieb nur noch ein flachgewalztes, gesichtsloses Stück Boden zurück.
    Das war ein Tageswerk. Am folgenden Tag konnten die Kanonen dann über dieses eingeebnete Gebiet ungehindert weiter vorrücken und ein neues unter Beschuß nehmen, wonach dann wieder die Soldaten und die Hunde an der Reihe waren und danach die Arbeitstrupps. Und so wurde die Stadt von Tag zu Tag immer kleiner, gleichsam wie von der Krankheit heimgesucht, die wir Von-den-Göttern-gefressen-Werden nennen. Wir, die wir in den bisher noch nicht befallenen Teilen der Stadt lebten, konnten auf den Hausdächern stehen und zusehen, wie das Dem-Erdboden-Gleichmachen weiterging und auf uns zukam.
    Ich erinnere mich noch an den Tag, da die Arbeitstruppe Das Herz Der Einen Welt erreichten. Zuerst vergnügten sie sich damit, brennende Pfeile in jene gewaltigen Federbanner hineinzuschießen, welche, wenn auch arg zerrupft, gleichwohl immer noch majestätisch über uns schwebten, und so verschwanden die Banner eines nach dem anderen in einem einmaligen Auflodern von Flammen. Immerhin sollte es viele Tage länger dauern, um die Zerstörung dieser Stadt in einer Stadt zum Abschluß zu bringen – des Tempels, des Tlachtli-Spielfelds, des Schädelgerüsts, der Paläste und Hofgebäude. Wiewohl die Große Pyramide bereits eine angefressene Ruine und weder eine Bastion war, noch ein Versteck bieten konnte, welches Cortés Sorgen hätte bereiten können, muß er gemeint haben, einfach deshalb, weil es Tenochtítlans prachtvollstes und vornehmstes Symbol sei, müsse sie abgetragen werden. Und es war nicht einfach, sie dem Erdboden gleichzumachen, nicht einmal, als Hunderte von Arbeitern ihr mit schweren Stahlwerkzeugen zu Leibe rückten, doch zuletzt gab sie nach, Schicht um Schicht, und gab die älteren in ihrem Inneren verborgenen Pyramiden preis, jede kleiner und jede gröber und weniger elegant als die über sie gestülpte, doch auch sie wurden dem Erdboden gleichgemacht. Als die Arbeiter daran gingen, Motecuzóma Xocóyotls Palast niederzureißen, wies Cortés sie an, etwas behutsamer vorzugehen, denn offenbar erwartete er, den Schatz unseres Volkes wieder in den darin befindlichen Schatzkammern mit den dicken Mauern vorzufinden. Als sich das als Trugschluß erwies, ging die Zerstörung nur um so wütender weiter.
    Ich erinnere mich auch noch, wie das ein wenig außerhalb der zertrümmerten Schlangenmauer gelegene Tierhaus in Flammen aufging, denn an jenem Tag sah ich vom Dach eines Hauses zu, welches nahe genug stand, daß ich die Schreie, das Gebrüll und das Aufheulen der Insassen hören konnte, welche dort lebendigen Leibes verbrannten. Gewiß, die Zahl der Insassen des Tierhauses hatte sich stark verringert, denn wir waren ja

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