Der Bann des Highlanders
zwar, doch für eine Sterbliche erschreckend wenig.
Hellorin würde ihr gerne einen befriedigten Schlaf schenken – doch das musste wohl noch etwas warten.
Er war einen winzigen Schritt vorwärts gekommen, aber auch nicht mehr. Und über die peinliche Schamhaftigkeit in ihrem Entsetzen eben gerade, brauchte man sich keinen allzu großen Illusionen hinzugeben.
Das würde ein langer, harter Winter werden ...
Rhyann überlegte gerade, wie sie es schaffen sollte, sich einigermaßen ehrenvoll aus dieser bescheuerten Lage zu larvieren.
Ein Elefant im Porzellanladen na hm sich gegen sie wie eine hochkonzentrierte, feinmotorisch überbegabte Primaballerina aus! Hatte sie den Wikinger doch wahrhaftig betatscht – und es noch nicht mal bemerkt!
Grummelnd verfluchte sie den beknackten Schneesturm. Dem tosenden Heulen nach zu urteilen, bauschte der sich derzeit eher noch auf, als dass dieses Mistding endlich abflaute. Das konnte ja noch heiter werden!
Seufzend straffte sie die Schultern und zwang sich, endlich das Kinderzimmer zu verlassen.
Rhyann kaute nervös auf ihrer Unterlippe, als sie den Wikinger gelassen am Tisch sitzen sah. Er wirkte in der eigentlich groß-räumigen Hütte irgendwie einschüchternd. Dominierte den Raum und schmälerte dessen Ausmaße merklich. Oh Kacke – derselbe Göttereffekt, wie bei Hell-Boy!
Irgendein perverser Schicksalsgott musste neuerdings gewaltig einen im Tee haben. Eine derart beschissene Lebenslinie würde man keinem Lebewesen zumuten, so man nicht komplett daneben wäre.
Rhyann riss ihr zerfleddertes Nervenkostüm energisch zusam-men und mühte sich ab, ihre zittrige Nervosität hinter geschäf-tigem Werkeln in der Küche zu verbergen.
Hellorin beobachtete sie unter ges enkten Lidern. Ach, es war herrlich, zu sehen, wie diese Erin auf ihn reagierte. Sein Herz schwoll an, vor lauter männlichem Stolz. Allein seine An-wesenheit in diesem Abziehbild seiner tatsächlichen Erschei-nung, versetzte die Frau in einen heillosen, inneren Aufruhr.
Wenn sie im Bett auch so explosiv und sensibel reagierte, hätte er nichts dagegen einzuwenden, ausnahmsweise einen mehr -monatigen, eventuell sogar jahrelangen Blizzard wüten zu lassen.
Verführerisch lächelnd zwinkerte er Rhyann zu, während sie die Teller verteilte.
Auf die anzüglich erhobene Braue des Wikingers eröffnete sie ihm hochmütig, dass er, so es einen gnädigen Gott gäbe, an seinem Fraß ersticken möge und klatschte ihm eine ordentliche Ladung Chili aufspritzend in den Teller.
Giftig hockte sie schließlich über ihrer Portion und warf ihm immer wieder zornlodernde Goldblitze über den Löffel hinweg zu.
Hellorin schnappte sich einen dieser vernichtenden Blicke und versenkte sich so tief und wollüstig in ihm, dass er fast spüren konnte, wie sie rot anlief. Entsetzt schnellte sie zurück.
„Nochmal so `ne Scheiße und du kannst dich im Schnee suhlen, klar soweit?“
„Wovon sprichst du, Rhyann?“ Arglos weidete er sich an ihrer Erregung.
„Oh bitte – du bist so dermaßen impertinent! Halt deine kran -ken Blicke, deine Pranken und jedwedes anderweitige Körper-teil bloß meilenweit von mir, verstanden, Kincaid?!“ Fauchend bürstete sie ihn gegen den Strich.
Hellorin gackerte innerlich nur umso lauter. Je näher sie dem Ende ihres heißen Mahls kamen, desto unruhiger wurde Rhyann.
Fast könnte man meinen, sie gebärde sich, wie die Jungfer vor der ersten Nacht. Aber gut – eine Nacht mit ihm war de facto, als wäre es die erste.
Unvergleichlich, außergewöhnlich – übernatürlich.
Keine der Frauen, die er bisher beglückt hatte, hatte je ver-gessen, wie ER sich anfühlte. Und er würde auch dieses Mal dafür sorgen, dass er sich tief in ihr Erinnerungsvermögen einbrannte ... eine neue Epoche in ihrem Dasein eröffnete!
Hellorin schauderte vor Vorfreude auf die unendlichen Genüsse, die er ihr und sich mit seinem Vorhaben verschaffen würde. Denn, dass sie sich ihm letztlich anbieten würde, stand außer Frage. Sie zierte sich und war nervös, weil sie vor der umwälzenden Erfahrung instinktiv zurückschreckte – aber das hatte noch keine abgehalten.
Lasziv stimulierte er ihren heißblütigen Blick mit dem Löffel an seinen Lippen und lud sie ein, sich an diesem anregenden Entree der Sinnesfreuden zu beteiligen.
Rhyann schoss wie von der Tarantel gebissen hoch und schnappte sich Löffel und Teller, als stünde sie vor ihrer ungebärdigen Tochter. Sie pfefferte alles scheppernd ins Spül -becken.
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