Der Bann des Highlanders
nicht allzu viel. Daraufhin waren die restlichen Drei auch nicht mehr bei den Proben erschienen.
Ein paar Tage später hielt sie den Hauptgewinn eines mysteriösen Preisausschreibens in Händen – bei dem sie sich nicht mehr erinnern konnte, je mitgemacht zu haben. Ein Flug in die Rocky Mountains. Mit geführter Tour durch die Darth-Sümpfe, die sie sich natürlich nicht hatte entgehen lassen; äh, naja, bis auf die Führung – auf so was stand sie nun mal gar nicht. Über-haupt kam ihr der Tripp mehr als entgegen.
Ihr mühevoll aufgebautes Leben drohte gerade in einem desas-trösen Scherbenhaufen in sich zusammenzufallen. Da war eine kleine Auszeit exakt das Richtige.
Zuerst dachte sie gar nicht daran, den Gewinn anzutreten – als sie zuguterletzt aber auch noch ihre Taxi-Lizenz verlor, weil ein sturer Bulle sich das falsche Nummernschild notiert hatte, war es rum mit ihrem Durchhaltevermögen.
Da sie sowieso nicht wusste, woher sie in den nächsten Wo-chen das nötige Kleingeld zum Überleben nehmen sollte – mit ihrer Taxifahrerei hatte sie sich so eben über Wasser halten können – strich sie schließlich kleinlaut die Flaggen und löste den Gewinn ein. Und das, obwohl sie kein gutes Gefühl bei der Sache gehabt hatte ... Hmmpfh.
Kam wohl auch nicht von ungefähr, murmelte sie in ihren nicht vorhandenen Bart, während sie sich entkleidete und endlich den Dreck der letzten Tage herunterwusch. Sie musste das Badewasser dreimal wechseln und verbrauchte eine volle Flasche Duschgel bis auf den letzten Rest, sowie zwei Flaschen Shampoo – doch danach fühlte sie sich endlich wieder wie ein Mensch. War sich aber sicher, sich den verkrusteten Schlamm aus den Haaren hätte herausschneiden müssen, hätte sie damit noch einen einzigen Tag länger gewartet! Dummerweise hatte sich mit der vehementen Aktion auch einen Großteil ihrer Haartönung ausgewaschen. Seit sie denken konnte, überdeckte sie die angeborene, weiße Strähne an ihrer Schläfe mit einem knalligen Rotton. Das ergab einen wunderbaren Kontrast zum Blauschwarz ihrer Naturfarbe – und passte prima ins Bild eines angehenden Rockstars, mit all den unzähligen anderen ket-chuproten Strähnen.
Was normalerweise knallig ins Auge stach, wies nun allerdings ein zuckriges Rosa auf. Na toll! Grimassenschneidend stand Rhyann vor dem angelaufenen Badspiegel und blies sich ihr fransiges Pony aus der Stirn. Der spleenige Manga -Iro müsste demnächst auch nachgeschnitten werden, beurteilte sie ihr Erscheinungsbild knallhart.
Sonst würde sie bald n iemand mehr mit einem Jungen ver-wechseln können. Außerdem: lange Haare standen ihr einfach nicht.
Damit wirkte sie mit ihrem blass en Teint wie eine verkappte Südstaatenschönheit aus „Vom Winde verweht“.
Nicht, dass sie wirklich schön gewesen wäre – aber so was auffällig Weibliches ging ihr mächtig gegen den Strich. Sie war bereits ungewöhnlich reich beschenkt mit ihren aus dem Rah-men fallenden, goldenen Augen – kein Mann auf diesem Glo-bus hätte solche honigschmachtenden Augen sein eigen nennen können.
Was sie manchmal tierisch auf die Palme brachte!
Rhyann achtete seit ihrer Jugend in verschiedenen staatlichen Kinderheimen akribisch darauf, dass ihr Erscheinungsbild mit ein paar wenigen Handgriffen in eine maskuline Ausführung geändert werden konnte. Wenn man sich ordentlich verteidigen wollte, konnte man mit Stöckelschuhen, Röcken oder ähn-lichem Pomp rein gar nichts anfangen.
Noch dazu war man in der heutigen Zeit ungleich sicherer auf den Straßen unterwegs, wenn man nicht jeden Saukerl dazu einlud, sich an einem zu vergehen ... Zumindest, so man sich jederzeit in jedem Stadtbezirk frei bewegen wollte!
Damit hatte sie bereits leidvolle Erfahrung gemacht – sie war fast tot geprügelt worden, bei dem Versuch, sie zu vergewal -tigen.
Gottseidank war sie damals bereits mit dreizehn Jahren er -staunlich hart im Nehmen gewesen. Durch den ständigen Um-gang mit älteren Raufbolden und Revoluzzern jeglicher Statur hatte sie sich schon früh angewöhnen müssen, stärker, kratz-bürstiger und rebellischer zu sein, als jeder in ihrem Umkreis. Sie war vorlaut, aufmüpfig und recht schnell bei der Sache, wenn`s ums Austeilen von Unfeinheiten ging.
Das machte ihr ziemlich viele Feinde und sie bekam recht häufig eins auf `s Maul. Doch da sie jede Niederlage als nötige Lektion ansah, grobe Fehler in ihrem Kampfstil zu finden und dadurch penibel einen nach dem anderen ausmerzen
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