Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
sehr ernst: »In menschlicher Gestalt habe ich jetzt schon zweimal auf Drachen eingewirkt, und zwar immer dann, wenn wir miteinander schliefen und ich an nichts anderes als an dich gedacht habe.«
Sie war ihm wieder voraus. »Vielleicht ist das der Schlüssel.«
»Wie bitte?« Sie rollte auf die Seite und stützte die Wange auf der Hand ab. In dem Mondlicht, das durch das Fenster fiel, erkannte er ihr Gesicht nur undeutlich. Sie hatte die Augen weit geöffnet, lächelte aber nicht.
»Vielleicht hüllen dich extreme Gefühle in so etwas wie eine schützende Blase ein.«
Sie seufzte. »Das klingt vielleicht ganz sinnvoll, aber es erklärt noch nicht, warum ich bei meinem ersten Drachenwandeln vorhin zunächst keine Schmerzen empfunden habe, sie später aber doch noch gekommen sind.«
»Vielleicht ist das eine Nachwirkung des Sex.«
»So etwas wie ein Nachbrennen?« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass wir die einzigen Leute auf diesem Planeten sein sollen, die miteinander Sex haben.«
»Du bist aber möglicherweise die einzige menschliche Telepathin auf dem Planeten.«
»Vermutlich, ja.« Sie klang müde. »Aber das hört sich so … bizarr an.«
In geschäftsmäßigem Tonfall sagte er: »Wenn wir uns küssen …«
Sie hob die Brauen. »Glaubst du, du bekommst es gleich wieder?«
»Was wäre so schlimm daran?« Er grinste. »Aber du solltest einmal herauszufinden versuchen, welche Gefühle du sendest, während wir uns küssen.«
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Woher soll ich wissen, ob ich überhaupt etwas sende?«
»Vielleicht tust du es automatisch«, meinte er, als er ihr Zögern hörte. »Vielleicht kannst du lernen, es zu kontrollieren. Möglicherweise ist es auch gar nicht nötig, dass wir uns küssen. Obwohl – nicht dass ich etwas dagegen hätte …«
»Es wäre ein wenig unpraktisch, wenn wir uns die ganze Zeit über immer küssen oder miteinander schlafen müssten. Besonders für einen Kronprinzen. Dein Volk kann von dir erwarten, dass du über es herrschst und nicht deine ganze Zeit mit mir im Bett verbringst«, neckte sie ihn.
»Ich weiß, dass diese Idee verrückt klingt. Aber wenn deine Gabe mein Volk retten könnte …«
»Hast du das in einer deiner Visionen gesehen?«, fragte sie.
Er hätte sie gern angelogen, aber er hatte ihr ja versprochen, es nicht mehr zu tun. Also schüttelte er den Kopf. »Es ist eher eine Ahnung. Vielleicht brauche ich auch bloß eine Entschuldigung, um dich zu küssen.« Langsam beugte er sich zu ihr vor, während er sie nicht aus den Augen ließ.
Sie legte ihm eine Hand gegen die Brust. »Warte. Was ist, wenn ich die Kinder damit wieder aufrege?«
»Sie sind jetzt in menschlicher Gestalt. Außerdem hast du sie ja glücklich gemacht.«
»Aber einige von ihnen hätten vor lauter Glück gegen eine Wand fliegen und sich die Schwingen brechen können. Ich glaube, wir sollten doch lieber ein besser kontrolliertes Experiment durchführen. Vielleicht mit nur einem Drachen in der Nähe, während alle anderen weit entfernt sind.«
»Wie weit?«
»Verdammt weit.« Sie zitterte. »Auf der Erde hat meine Reichweite über zwanzig Meilen betragen.«
»Ich werde mit Lex sprechen, und dann denken wir uns etwas aus.«
»Was genau willst du ihm denn sagen?« Ihr Tonfall wurde schärfer, und er erkannte, dass es ihr nicht gefiel, wenn die anderen von ihren Überlegungen erfuhren, auch wenn sie unbedingt helfen wollte.
»Ich werde sagen, dass du einen abgeschiedenen Ort brauchst, an dem du an der Dämpfung der Schmerzen arbeiten wirst. Außerdem wollen wir nicht, dass die Babys wieder … durchdrehen.«
»Keine Einzelheiten?«
»Keine Einzelheiten.« Sein Volk musste nicht wissen, wie Marisa das tat, was sie tat – zumindest so lange nicht, bis sie einen Weg gefunden hatte, es den anderen zu übermitteln. Zuerst einmal sollte sie versuchen, es Rion beizubringen.
»Gut.« Sie leckte sich über die Unterlippe. »Also warten wir mit dem Küssen bis morgen?«
Er zog sie zu sich heran und freute sich, als sie sich an ihn kuschelte, doch plötzlich ruckte sie von ihm weg. Er runzelte die Stirn. »Was ist jetzt wieder?«
»Vielleicht ist es keine gute Idee, wenn wir uns berühren.« Sie klang sehr vorsichtig.
»Warum denn nicht?«
»Weil die Berührung mit dir gewisse Gefühle in mir hervorruft. Und wenn ich unbewusst anfange, sie auszusenden …«
Er ächzte. »Also werde ich dich nie wieder berühren können,
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