Der Bann (German Edition)
helfen. Du hast selbst gesagt, dass ich besser geworden bin mit den Instrumenten. Ich habe sämtliche Fräsarbeiten im letzten Monat gemacht, und ich –»
«
Genug
, Lukács! Ich habe genug gehört! Du wirst mich nicht in Schande stürzen! Oder das Andenken deiner Mutter beschmutzen!» Sein Vater atmete tief durch und schluckte seinen Ärger hinunter. «Du wirst zum
végzet
fahren. Du wirst dein Bestes geben. Wir werden sehen, was passiert. Du hast gewisse Qualitäten, die jedes halbwegs intelligente Mädchen anziehend finden sollte. Ich werde nicht zulassen, dass du – ein Balázs! – die Schande eines
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trägst! Also, ich will, dass du in einer Stunde im Haus bist. Wir müssen Vorbereitungen treffen. Morgen Mittag brechen wir auf.»
Sein Vater erhob sich und stieß eine Rauchwolke aus. Er wandte sich zum Gehen. In der Tür blieb er noch einmal stehen. «Weißt du, Lukács, dein Bruder Jani mag dir manchmal grausam erscheinen, aber wir alle haben ein Interesse an deinem Erfolg. Denk darüber nach. Du wirst es vielleicht nicht so sehen, doch das Leben eines
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ist ein einziger Fluch, ein Fluch, der dich dein ganzes Leben lang begleiten wird. Glaube mir, mein Sohn, das ist ganz bestimmt nicht der Weg, den du einschlagen möchtest.»
Nachdem sein Vater gegangen war, kehrte wieder Stille ein. Lukács beobachtete die Blindmaus, die sich im Dreck wand, während sie versuchte, ihren verwundeten Leib zu manövrieren.
Wir alle haben ein Interesse an deinem Erfolg.
Das war alles, was sie kümmerte. József tat zwar, als würde er sich sorgen, sein Sohn könnte ein Leben als Außenseiter führen, doch es war eine leere Behauptung. Keiner von ihnen scherte sich einen verdammten Dreck um
seine
Gefühle. Um seine Angst, seine absolute Gewissheit, dass die morgige Nacht lediglich den Auftakt bilden würde für ein Leben voller Demütigungen.
Er sah keinen Grund, warum er nicht hierbleiben konnte, ein einfaches Leben führen im Schloss seines Vaters, das Handwerk eines Uhrmachers erlernen und sich frei in der Welt bewegen, unbelastet von den gesellschaftlichen Bürden, die den
hosszú életek
auferlegt waren. Es war allein der Stolz seines Vaters, der ihn verdammte, diesen Weg zu gehen.
Lukács packte die Blindmaus, hob sie hoch und betrachtete sie. Der kleine Nager wand sich zwischen seinen Fingern, und Lukács konnte die winzigen Knochen unter dem dünnen grauen Fell spüren. Es war eine abstoßende Kreatur, praktisch blind wegen der Haut, die über die Augen gewachsen war, um sie zu schützen, während sie sich durch das Erdreich grub. In vielerlei Hinsicht erinnerte sie ihn an sich selbst. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn ein Sinn nur teilweise ausgebildet war.
Seine Frustration verwandelte sich in Wut. Er packte die kleine Blindmaus fester. Sie zappelte und stieß ein hohes verängstigtes Fiepen aus. Lukács erhöhte den Druck weiter und sah wie gebannt zu, bis ein klebriger roter Schwall aus ihrem Maul spritzte und seine Finger besudelte. Angewidert und außer sich drückte er noch fester und spürte, wie die kleinen Knochen des Nagers unter seinem Griff brachen. Er schleuderte den Kadaver quer durch den Schuppen, wo er mit einem nassen Geräusch gegen die Holzwand prallte.
Während Lukács sich die Flüssigkeiten der Blindmaus von den Fingern wischte, wurde ihm bewusst, wie lange er im Schuppen gesessen hatte. Die Sonne war über den Himmel gewandert, und jetzt fiel ein einzelner Lichtstrahl durch den Türspalt. Er hob die Hand und betrachtete den Schatten, den seine Finger an die Wand warfen.
Er bewegte die Finger, und der Schatten wurde zu einer Blindmaus – ein zuckender Knöchel eine perfekte Imitation der zuckenden Nase der Kreatur. Für einen Moment ließ Lukács die Blindmaus an der Wand herumhüpfen und tanzen, bevor er seine Fingerhaltung veränderte und die Blindmaus sich in einen Wolf verwandelte. Der Wolf gähnte und wurde zu einem Pferd, das zweimal den Kopf nach hinten warf, bevor es sich in einen Adler verwandelte, der den Kopf von einer Seite zur anderen drehte.
Lukács beobachtete den Adler für eine Weile, dann schüttelte er die Finger und machte eine Hirschkuh mit glattem, kahlem Kopf. Er atmete tief durch, wappnete sich gegen den Schmerz, von dem er wusste, dass er folgen würde, und konzentrierte sich auf den Schatten des Tiers. Es zuckte, und dann erschienen nach und nach zwei Beulen auf dem Kopf. Lukács spürte, wie seine Zähne mahlten, während er sich
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