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Der Bedrohung so nah (German Edition)

Der Bedrohung so nah (German Edition)

Titel: Der Bedrohung so nah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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wie DiCarlo allein fertig. Nur weil die meisten seiner Opfer in eine Kaffeekanne passen, wenn er mit ihnen fertig ist, gilt das noch lange nicht für Sie. Nicht für Erin McNeal, den weiblichen Supercop.“
    „Sie können mich mal.“
    Erin versuchte sich aufzurichten, doch sein Gewicht drückte sie noch immer auf den Boden. Am liebsten hätte er sie so lange durchgeschüttelt, bis sie endlich verstand, welche Gefahr von DiCarlo ausging. „Er will Sie umbringen, McNeal. Sie haben seinen Sohn angeschossen. Vielleicht sogar getötet. Was, glauben Sie, wird er mit Ihnen machen, wenn er Sie zu fassen bekommt?“
    „Er wird mich nicht zu fassen bekommen.“
    Sie klang zuversichtlich, doch erleichtert spürte er, wie sie erschauderte. Offenbar erkannte sie endlich den Ernst ihrer Lage.
    „Ich bringe Sie in ein Motel.“ Er biss die Zähne zusammen und versuchte, gegen das Verlangen anzukämpfen, das sich so beständig und qualvoll durch seinen Körper zog. Er ließ sie los und stand auf. Auf einen Ellbogen gestützt, sah sie zu ihm hinauf. „Ich werde mit Ihnen kommen. Aber nur unter einer Bedingung.“
    „Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, während er versuchte, die Rundungen unter ihrem eng anliegenden T-Shirt zu ignorieren. „Ich werde nicht mit Ihnen verhandeln, McNeal.“
    „Und ich werde nicht untätig herumsitzen und darauf warten, dass DiCarlo mich findet.“
    Am liebsten hätte er laut aufgelacht. Doch sie meinte es ernst. Und die Entschlossenheit in ihrer Stimme ließ ihn zusammenzucken. „Ich gebe Ihnen fünf Minuten, Ihre Tasche zu packen“, sagte er. „Wenn Sie dann nicht fertig sind, muss ich Sie leider in Handschellen abführen.“
    „Das würden Sie nicht wagen.“
    „Doch, das würde ich. Und das wissen Sie.“
    Sie ergriff seine Hand, und er zog sie mühelos auf die Beine. „Ich will DiCarlo“, sagte sie.
    „Das beruht scheinbar auf Gegenseitigkeit.“
    „Es ist die ideale Gelegenheit …“
    „Packen Sie Ihre Sachen, McNeal.“
    „Verdammt, Nick. Ich bin es Danny schuldig.“
    „Loyalität ist eine bewundernswerte Tugend, aber wenn Sie tot sind, wird sie Ihnen nichts mehr nützen.“ Er sah auf die Uhr. „Ihnen bleiben noch genau viereinhalb Minuten, Ihre Tasche zu packen.“
    „Wenn DiCarlo mich unbedingt finden will, warum hat er dann nicht früher nach mir gesucht? Die Schießerei ist inzwischen sechs Monate her.“
    „Frank sagte, er war auf Sizilien. Vermutlich um seinen Sohn zu beerdigen.“
    „Für DiCarlo wären es zwei ziemlich halbherzige Versuche, mich umzulegen. Das ist normalerweise nicht seine Art.“
    „Vielleicht möchte er sie lebend. Wenn es um Rache geht, ist er sich meist für einen persönlichen Besuch nicht zu schade. Den Job des Sensenmanns übernimmt er gerne selber.“
    Sie fluchte gänzlich undamenhaft, drehte sich um und marschierte in die andere Ecke des Raumes.
    Noch immer verspürte er den Drang, sie zu beschützen. Doch da war noch ein anderes Bedürfnis, dem am besten mit Distanz und Sachlichkeit beizukommen war.
    „Na gut“, blaffte sie. „Ich komme mit Ihnen. Aber nur so lange, bis wir einen Plan gefasst haben. Ich habe nicht vor, die Sache auszusitzen.“
    Für einen kurzen Augenblick kreuzte der Gedanke, ihr zu sagen, sie solle das mit den beiden U.S. Marshals ausdiskutieren, die sie in ein paar Stunden in einen geheimen Unterschlupf bringen würden, durch seinen Kopf. Doch er beschloss, dass es besser war, ihr vorerst nicht zu sagen, dass sie aus dem Verkehr gezogen werden sollte.
    „Okay, McNeal. Ich hab’s verstanden. Und jetzt packen Sie endlich. Sie haben nur noch zwei Minuten.“
    Nick sah ihr hinterher, wie sie ins Schlafzimmer marschierte. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, die nächsten paar Stunden seine Hände von ihr zu lassen.

12. KAPITEL
    Nick wusste, dass es ein Fehler war, Erin ins Pioneer Motel zu bringen. Doch offenbar war es ihm bei dieser Frau zur Gewohnheit geworden, Fehler zu machen. Es genügte, wenn sie in Hörweite voneinander waren, um die Anziehungskraft zwischen ihnen zu aktivieren, die ihn beinah magisch zu ihr hinzog. Im besten Fall hatte er eine frustrierende Nacht vor sich. Doch was hätte er sonst tun sollen? Sie im Stich lassen, jetzt, wo klar war, dass es jemand auf sie abgesehen hatte? Dafür war er noch nie der Typ gewesen, selbst wenn das manchmal nicht besonders klug war. Und ihm fiel beim besten Willen kein sicherer Ort für sie ein.

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