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Der Bedrohung so nah (German Edition)

Der Bedrohung so nah (German Edition)

Titel: Der Bedrohung so nah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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ein Cop. Und Cops waren ehrlich zueinander, egal, wie ernst die Situation auch sein mochte. Sie wussten beide, zu was ein Mann wie Vic DiCarlo fähig war.
    Der Gedanke, dass sich seine unschuldige Tochter in der Gewalt dieses Monsters befand, erfüllte ihn mit blindem Zorn. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er für nichts mehr garantieren.
    Doch er wusste, dass Frank recht hatte. Seiner Fantasie freien Lauf zu lassen würde ihn in den Wahnsinn treiben. Als Nervenbündel würde er seiner Tochter bestimmt keinen Dienst erweisen. Er musste sich beruhigen. Nachdenken. Einen Plan entwickeln.
    „Halt durch, Partner“, sagte Frank. „Du hast meine Nummer. Ruf mich an, sobald du von DiCarlo hörst.“
    Nick legte auf und sah sich um. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, irgendetwas zu nehmen und durch den Raum zu schmeißen. Er spürte das dringende Bedürfnis, auf etwas einzuschlagen, um den Druck endlich abzulassen, der sich in ihm aufgebaut hatte wie in einem überhitzten Dampfkessel.
    „Was hast du ihr angetan, du Bastard?“, sagte er laut.
    Und zum ersten Mal in seiner gesamten Dienstzeit wusste Nick nicht mehr weiter. Er hatte keine Ahnung, was er tun oder wo er anfangen sollte. Er dachte kurz darüber nach, seine Deputys anzurufen, aber er wusste instinktiv, dass es besser war, damit zu warten. Wenn DiCarlo misstrauisch wurde, war er unberechenbar. Es brachte Nick beinah um, dass er nichts tun konnte, außer zu warten.
    Er ließ sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen, vergrub das Gesicht in den Händen und schloss die Augen. In den letzten paar Stunden war sein ganzes Leben in tausend Stücke zerfallen. Erst hatte er sich mit einer Frau eingelassen, die sein Leben garantiert ruinieren würde. Und dann war seine geliebte Tochter von einem skrupellosen Mafioso entführt worden.
    Am liebsten hätte er Erin angerufen, doch er widerstand der Versuchung. Auch wenn er es nur ungern zugab, sehnte er sich nach ihrer Stimme. Sie brachte Licht in seine Dunkelheit. Ließ ihn wieder fühlen, was es bedeutete, ein Herz zu haben. Gab seiner geschundenen Seele wieder einen Sinn im Leben. Er hatte mit ihr geschlafen und sie danach in dem Glauben gelassen, dass er ihr die Schuld an der Entführung gab. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie sehr sie das verletzt haben musste. Offenbar wurde er mit der Zeit immer besser darin, andere für seine eigenen Unzulänglichkeiten verantwortlich zu machen.
    Dabei traf Erin in Wahrheit keine Schuld. Weder an Stephanies Entführung noch an Ritas Tod oder der Rückenverletzung seiner Tochter. Und auch nicht an der Angst, die er davor hatte, sein Herz zu verlieren.
    Doch die Tatsache, dass er so viel für Erin empfand, machte alles auf eine grausame Art und Weise nur noch schlimmer. Er wusste, was für eine Frau sie war. Unabhängig. Und unglaublich selbstbewusst. Und verdammt noch mal viel zu schnell bereit, ihr Leben zu riskieren. Sie glaubte tatsächlich noch an das Gute im Menschen und daran, dass sie als Polizistin etwas bewirken konnte.
    Sein bitteres Lachen hallte durch die Stille seines Büros. Was für eine Ironie. Er konnte es nicht länger leugnen. Er hatte sich in eine Polizistin verliebt. In eine Frau, die das Risiko liebte und eine extrem leichtsinnige Ader hatte.
    Und trotzdem – er hätte seine Seele verkauft, um sie in diesem Augenblick in seinen Armen halten zu können.
    Die Sehnsucht danach, ihre Stimme zu hören, war überwältigend. Er brauchte sie. Sie brauchte ja nicht zu wissen, dass er sich in sie verliebt hatte. Solange er am Ende die Kraft hatte, sie zu verlassen, wenn es an der Zeit war, war alles in Ordnung.
    Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Pioneer Motels. Eine verschlafene Stimme antwortete nach dem sechsten Klingeln.
    „Zimmer 135“, sagte Nick knapp.
    „Sie meinen die Polizistin?“
    Sein Herz tat einen Sprung. Er hatte beim Einchecken nicht erwähnt, dass sie von der Polizei waren. „Woher wissen Sie das?“
    „Sie hat mir meinen Truck abgeknöpft, Mann. Angeblich irgendein Notfall.“
    Nick war zu Tode erschrocken und hörte gar nicht bis zum Ende zu. „Hier spricht Police Chief Nick Ryan. Wenn sie noch immer da ist, dann halten Sie sie auf …“
    „Tut mir leid, Mann. Sie ist seit zehn Minuten weg.“
    Was hatte er erwartet? Sie fühlte sich verantwortlich. Und er hatte es nicht für nötig gehalten, es ihr auszureden. Und das bei der zentnerschweren Schuld, die sie sich ohnehin schon aufgeladen hatte.

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