Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
überfallen werden sollte, konnte er es genauso gut schon jetzt erfahren.
„Paul hat sich einverstanden erklärt, noch zu warten, obwohl er sie nicht ewig an der Leine halten wird. Genau genommen sagte er..."
„Was?" fragte er, als es so aussah, als ob sie nicht die Absicht hätte, ihren Satz zu beenden.
Ihre Brust hob und senkte sich mit einem Seufzer. „Er sagte, dass ich nur ein Wort zu sagen brauche, dann wäre ich innerhalb weniger Stunden frei."
„Und warum hast du es nicht getan?"
„Weil ich mir so sicher war, dass du vernünftig wirst, so dass es überflüssig ist."
Roan musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Erwartest du wirklich, dass ich dir das glaube?"
„Warum nicht? Du bist ein fairer Mann."
„Danke. Ich denke nach. Was mich viel mehr interessiert, ist die Frage, warum du dich erst jetzt entschlossen hast, mit Vandergraff Verbindung aufzunehmen. Warum bist du so lange hier geblieben und hast eine Amnesie vorgetäuscht, wenn er dir so bereitwillig mit seinen Anwälten zur Hilfe kommt? Warum hast du es zugelassen, dass sich der gute alte Doc Watkins um deine Schussverletzung kümmert, wo du doch die beste ärztliche Versorgung hättest bekommen können?"
„Weil..." Sie unterbrach sich und presste die Lippen zusammen.
„Weil du Angst hattest, dass Vandergraff in die Sache verwickelt sein könnte?" fragte er. „Oder ist es etwas anderes? Hat es dir vielleicht Spaß gemacht, uns durch die Gegend zu scheuchen und zuzuschauen, wie wir uns überschlagen, nur damit du in Sicherheit bist und es bequem hast?"
Tory hob die Hand, dann ließ sie sie in müder Geste wieder fallen. „Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Es ist vorbei oder jedenfalls fast. Nicht mehr lange, dann werde ich weg sein, und du kannst wieder zu deinem normalen Leben zurückkehren, als ob ich nie hier gewesen wäre. Bis dahin wäre ich dir dankbar, wenn du mir wenigstens den Monitor abnehmen würdest. Selbst du wirst zugeben müssen, dass ich keine so gefährliche Verbrecherin bin, dass du über jeden meiner Schritte informiert sein musst."
Roan ging um das Bett herum auf die Seite, wo sie ihr Bein in einer Pose unbewusster Anmut vor sich ausstreckte. Er schob seinen kleinen Finger unter das Plastikband. Obwohl er nur überprüfte, ob es zu eng war oder scheuerte, spürte er die seidige Glätte ihrer Haut, wobei ihm einfiel, dass ihre Haut an gewissen Stellen noch seidiger war.
Das Plastikband war in Ordnung. Er nahm die Hand weg und trat abrupt einen Schritt zurück, bevor er sagte: „Ich würde mich besser fühlen, wenn du das Ding wenigstens noch für ein oder zwei Tage trägst."
„Du wirst es also nicht abnehmen."
Er schüttelte den Kopf.
Sie beobachtete die Bewegung, beobachtete ihn, während sich auf ihrem Gesicht finstere Entschlossenheit spiegelte. „Schön, wenn es dir wirklich Spaß macht, mich in elektronischen Fesseln zu halten. Aber wenn es nur ein Ersatz dafür ist, dass du mich selbst im Auge behältst, kann ich dir sagen, dass ich nicht viel davon halte. Stille meine Neugier, willst du? Erzähl mir, warum du mir aus dem Weg gehst, seit wir zusammen Brombeeren gepflückt haben, ja?"
„Darauf zu kommen dürfte nicht allzu schwierig sein", sagte er, wobei er sich noch einen Schritt zurückzog und die Hände in seine Gesäßtaschen schob.
„Nein? Nun, dann muss mir wohl irgendetwas entgangen sein, weil ich nämlich nicht draufkomme. Es sei denn, ich hätte etwas falsch..."
„Es liegt nicht an dir", fiel er ihr eilig ins Wort, als bei dem Gedanken, dass sie sich Vorwürfe machen könnte, seine Kopfhaut vor Beunruhigung zu kribbeln begann. „Es hat mit mir zu tun. Ich bin der Sheriff, du bist meine Gefangene. Es verstößt gegen mein Berufsethos, deine Situation auszunutzen."
„Ich erinnere mich nicht daran, dass du meine Situation ausgenutzt hättest", wandte sie ein. „Ich war mehr als willig."
„Ich meine es nicht wortwörtlich", gab er zurück, wobei er die Unterbrechung zu ignorieren versuchte. „Aber es ist meine Pflicht, so weit Abstand zu halten, dass überhaupt nicht die Frage aufkommt, dass ich meine Position ausnützen könnte, um..."
„Mich zu zwingen, verrückte leidenschaftliche Liebe mit dir zu machen?"
„Mach es mir doch nicht schwerer, als es sowieso schon ist", sagte er, ohne sie anzuschauen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich bei einem persönlichen Gespräch je so unbehaglich gefühlt hatte. Aber das Problem war nicht Beschämung, sondern der
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