Der Berg Der Abenteuer
waren dem Vorgang mit großen Augen gefolgt. Vieles hatten sie nur halb verstanden. Lucy bedau-erte den verängstigten Fallschirmspringer. Nur gut, daß man ihn nicht gezwungen hatte, in den Hubschrauber zu steigen.
Die Männer, die auf dem Hof zurückgeblieben waren, gingen erregt auf und ab. Heftige Worte flogen durch die Luft. Nur der Fallschirmspringer, der noch immer von den Japanern festgehalten wurde, beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Der König hatte ihm die Flügel wieder abgenommen. Unschlüssig hielt er sie eine Weile in der Hand und verwahrte sie dann wieder in dem Kasten.
»Gut«, sagte er endlich, »ich erkläre mich einverstanden.
Es mag sein, daß die Männer, die wir ausgewählt hatten, zu schwer waren. Aber wen sollten wir sonst zu dem Experiment auffordern? Nur Fallschirmspringer sind daran gewöhnt, aus großer Höhe abzuspringen. Versucht mei-netwegen jemand zu bekommen, der leichter ist. Bei meiner Erfindung spielt das Gewicht allerdings keine Rolle.«
Da fingen die Kinder einige Worte Mejers auf, die ihnen einen furchtbaren Schreck einjagten. »Jemand, der leichter ist? Nehmen wir doch eins von den Kindern, vielleicht diesen unverschämten Jungen. Ja, das wird gehen. Wir werden ihm die Flügel anlegen, er soll springen.«
Der Hubschrauber kommt zurück
Als die Männer gegangen waren und der Hof wieder im Dunkeln lag, begann Lucy bitterlich zu weinen. Auch Jack und Dina waren den Tränen nahe. Eng schmiegten sie sich an das schluchzende Mädchen.
»Das hat Mejer doch nicht im Ernst gesagt«, versuchte Jack sie zu trösten. »Hab keine Angst! Er wollte uns nur einen Schreck einjagen. Sie werden Philipp nicht zum Sprung zwingen.«
»Er hat es doch im Ernst gesagt, das weißt du selber ganz genau«, jammerte Lucy. »Was sollen wir bloß machen? Wir müssen doch irgend etwas unternehmen.«
Ja, das war leicht gesagt. Aber was in aller Welt konnten sie tun? Sie überlegten hin und her, ob sie Philipp er-zählen sollten, was vorgefallen war, und was Mejer plan-te. Nein, sie wollten ihm lieber nichts davon schreiben, beschlossen sie endlich. Es wäre furchtbar für ihn, ganz allein in seiner Höhle zu liegen und über das Kommende nachzudenken.
Die Kinder schliefen in dieser Nacht sehr wenig. Als sie am nächsten Morgen ihr Frühstück bekamen, machten sie wie immer ein Päckchen für Philipp zurecht und schickten es ihm durch Schneelein. In dem täglichen Brief erwähnte Jack jedoch verabredungsgemäß nichts von den Ereignissen am Abend vorher.
Kurz darauf gab es eine Überraschung. Philipp wurde von zwei Japanern auf den Gipfel geführt. Froh sprang er auf die Kinder zu und begrüßte sie lachend.
»Hallo, da bin ich! Endlich haben sie mich herausgelassen. Sie fanden wohl, daß die Hungerkur bei mir nicht an-schlug. Habt ihr gestern abend den Hubschrauber gesehen? Ich konnte ihn ganz deutlich hören.«
Die Kinder waren von Herzen froh, Philipp wiederzusehen. Dina und Lucy umarmten ihn zärtlich. Jack klopfte ihm auf die Schulter. Schneelein war ganz aus dem Häuschen und raste wie verrückt an der Mauer rauf und runter, als wäre es in einem Zirkus.
Philipp wunderte sich, daß ihm die anderen Kinder so wenig von den gestrigen Ereignissen erzählten. Nicht einmal seine Fragen beantworteten sie richtig.
Jack hatte den Mädchen durch Zeichen zu verstehen gegeben, daß sie lieber nicht zuviel sagen sollten. Vielleicht hatte Mejer seinen Vorschlag doch nicht ernst gemeint. Dann hätten sie Philipp nur unnötig beunruhigt.
Es war allerdings verdächtig, daß man ihn plötzlich aus seinem Gefängnis herausgelassen hatte. Und dann bekamen die Kinder heute viel mehr und viel besser zu essen als sonst. Das war ebenfalls ein bedenkliches Zeichen, fand Jack. Mästete man die Opfertiere nicht auch, bevor man sie zum Altar schleppte? Wann mochte der nächste Hubschrauber eintreffen? Wie lange hatten sie noch Zeit? Wenn Bill doch nur endlich käme!
Lucy und Dina, die immerfort daran denken mußten, was dem armen Philipp bevorstand, waren sehr zärtlich zu ihm. Dina erkundigte sich sogar nach dem Befinden von Blindie und schrak nicht einmal zurück, als Philipp die Blindschleiche aus der Tasche holte.
»Nanu, was ist denn mit Dina los?« wunderte sich Philipp. »Sie ist ja süß wie Zucker, ich erkenne sie kaum wieder. Nächstens wird sie sich noch dazu bereit erklären, Blindie in Pflege zu nehmen.«
Philipp spürte mit sicherem Instinkt, daß die anderen ihm etwas verheimlichten. Ob
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