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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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beiden Jungs wird es auch nicht leicht gewesen sein“, wandte Tara in einem etwas versöhnlicheren Ton ein. „Wie alt sind sie eigentlich?“
    Kendra überschlug es kurz im Kopf, dann antwortete sie: „Ich glaube, sie sind fünf und sechs. So in der Größenordnung. Beide absolut süß und ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.“
    Tiefe Trauer zeigte sich in Taras Augen. Kendra überlegte unterdessen, ob ihre eigene Mutter sie vielleicht gar nicht zu ihrer Großmutter gebracht hatte, weil sie sie nicht liebte, sondern weil das Leben insgesamt für sie zu viel geworden war. Vielleicht hatte sie so wie Boone unter Depressionen gelitten, aus denen sie keinen Ausweg mehr gefunden hatte.
    Vielleicht, vielleicht, vielleicht .
    „Urteile nicht zu hart über Boone“, sagte sie und beschloss, aufzubrechen. „Er und Corrie haben jung geheiratet und sich wirklich sehr geliebt.“
    Tara nickte bedächtig und sah in Richtung von Boones Trailer, auch wenn die Leute dort ohne Fernglas betrachtet so winzig waren, dass man sie nicht unterscheiden konnte.
    „He“, rief Kendra ihrer gedankenverlorenen Freundin zu, als sie schon die Verandastufen runterging. „Was hältst du davon, wenn du nachher mit Lucy zum Abendessen zu uns kommst?“
    Tara lächelte und stand auf, um sich auf das Verandageländer aufzustützen. „Danke“, sagte sie kopfschüttelnd. „Vielleicht nächstes Mal.“
    Gleich darauf war Kendra auch schon mit Daisy im Wagen auf dem Feldweg unterwegs zur Hauptstraße. Ihre Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Sie sah Hutch, wie er mit nacktem Oberkörper in der Nachmittagssonne auf dem Grundstück arbeitete, aber sie sah auch Boone bei Corries Beerdigung. An jenem düsteren Tag im Spätwinter hatte es geregnet, und ein eisiger Wind hatte die Trauergäste dazu angetrieben, gleich nach dem „Amen“ den Friedhof fast fluchtartig zu verlassen - alle bis auf Boone. Er hatte ganz allein dort gestanden, den Kopf gebeugt, die Hände gefaltet, den Anzug bis auf die Haut durchnässt, während er den Blick nicht vom Sarg seiner Frau abwenden konnte.
    Irgendwann waren dann Hutch, Slade und noch ein paar andere zu ihm gegangen, um ihn abzuholen, aber er hatte sie mit Fausthieben traktiert und sie angebrüllt, er werde Corrie nicht allein im Regen zurücklassen. Letztlich hatten sie ihn dann doch wegschleifen können, aber Boone hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, bis ihm die Kraft ausgegangen war.
    Seitdem war er nie wieder der Alte gewesen.
    Er stürzte sich in die Arbeit - alle wussten, dass er seiner Schwester regelmäßig Schecks schickte, um für die Ausgaben aufzukommen, die sie wegen der Jungs hatte - und kehrte zurück auf dieses trostlose Fleckchen Land, für das er früher einmal so große Pläne gehegt hatte. Die ganze Stadt trauerte mit ihm, denn letztlich war Parable eine große Familie, und Boone war so wie Hutch und Slade ein Sohn dieser Familie.
    Als Boone für den Posten des Sheriffs kandidierte, machte sich jeder Hoffnung, er würde damit sein Leben endlich wieder in den Griff bekommen. Doch das war eine trügerische Hoffnung gewesen, denn bis zu diesem Morgen - also bis kurz vor Beginn dieser plötzlichen Aufräumaktion - hatte es keinen weiteren Hinweis darauf gegeben, dass sich viel geändert hatte.
    Zu Hause angekommen, zog Kendra ihre khakifarbenen Shorts, ein grünes Tanktop und Sandalen an. Dann bürstete sie ihr schulterlanges Haar aus und band es zum Pferdeschwanz zusammen. Anschließend durchforstete sie den Kühlschrank, um festzustellen, welche Gerichte sich aus dem Vorhandenen zusammenstellen ließen.
    Glücklicherweise dachte sie nicht länger an Boones Situation, doch Hutch wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen, auch wenn sie noch so sehr versuchte, sich abzulenken.
    Eine Viertelstunde lang warf sie hinter dem Haus einen Tennisball quer durch den Garten, den Daisy jedes Mal apportierte, bis sie keine Lust mehr hatte. Danach holte sie die Post aus dem Briefkasten am Gartentor, aber sie fand nur unpersönliche Wurfsendungen vor. Ihr fiel ein, dass sie einen Nachsendeantrag stellen musste, da alle Briefe bis auf Weiteres an ihre alte Adresse geschickt wurden.
    Im Zeitalter von E-Mails bekam sie aber sowieso nur wenig herkömmliche Post.
    Sie warf alles in die Altpapiertonne, kehrte ins Haus zurück und fuhr den Computer in ihrem Arbeitszimmer hoch, doch im elektronischen Postfach wartete auch keine Mitteilung auf sie.
    Dann war es allmählich Zeit, Madison

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