Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
beanspruchen und alles tun würde, um sie zurückzugewinnen.
Natürlich war es dazu nicht gekommen. Er hatte sich nicht blicken lassen, und sie war ein verträumter Dummkopf gewesen, überhaupt darauf zu hoffen.
Jetzt näherten sie sich der langen Zufahrt zu Hutchs Ranch, und Kendra verdrängte alle Gedanken an früher. Das ist alles lange her, sagte sie sich.
Hutch hielt sich vor dem Stall auf, wo drei fertig gesattelte Pferde warteten - zwei Tiere von normaler Größe, dazu ein kleines graues Pony mit schwarzen und weißen Punkten.
Daisy begann zu bellen, als sie den schüchternen schwarzen Hund sah, der sich in der Nähe aufhielt, während Madison beim Anblick des Ponys vor Begeisterung quiekte.
Unterdessen war Kendra damit beschäftigt, noch einmal die gesattelten Pferde zu zählen.
Das war eindeutig ein Pferd zu viel.
Kaum war der Wagen zum Stehen gekommen, befreite Madison sich auch schon aus dem Kindersitz, machte die Tür auf und sprang aus dem Auto. Daisy war dicht hinter ihr, und gemeinsam stürmten sie auf Hutch zu, der das Schauspiel lachend mitverfolgte. Er stellte ihnen seinen eigenen Hund Leviticus vor, der auf Abstand zu den Neuankömmlingen blieb und sie alle ein wenig argwöhnisch musterte.
„Das ist bestimmt das allerkleinste Pferd auf der ganzen Welt!“, rief Madison begeistert, die von dem anderen Hund kaum Notiz nahm, sondern vor dem Pony stehen blieb und es staunend ansah.
„Könnte sein“, stimmte Hutch ihr amüsiert zu, dann drehte er sich um und sah Kendra in die Augen.
„Ich bin auch klein“, redete Madison aufgeregt weiter.
Hutch machte einen nachdenklichen Eindruck. „Na, wenn das kein Zufall ist. Dann passt das Pony ja genau zu dir“, sagte er.
Unwillkürlich ballte Kendra die Fäuste und musste sich dazu zwingen, sich zu entspannen und sie wieder zu öffnen. Sie hatte praktisch keine Ahnung, welche Arbeiten tagtäglich auf der Whisper-Creek-Ranch anfielen, aber sie wusste mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit, dass zu keiner davon ein Pony nötig war.
Alles an dem Tier war winzig, sogar der Sattel und das Zaumzeug.
„Nur die Ruhe“, flüsterte Hutch ihr grinsend zu. „Ich habe mir das Pony bei einem Nachbarn ausgeliehen. Es ist völlig sanftmütig.“
„Aha“, brachte Kendra heraus, nachdem sie geschluckt hatte.
Dann wandte er sich wieder Madison zu, die noch immer außer sich vor Begeisterung war. „Willst du es mal versuchen?“, fragte er.
Madison nickte eifrig. Daisy hatte inzwischen das Interesse verloren und strich auf dem Boden schnuppernd umher. Verfolgt wurde sie dabei von Leviticus, als wollte der sicherstellen, dass sich die Hündin während ihres Besuchs auch benahm.
Dann bemerkte Kendra, dass Hutch sie wieder ansah, und nach einer kurzen Pause wurde ihr klar, er wartete auf ihr Einverständnis.
„Und du bist dir sicher, dass das Tier zahm ist?“, fragte sie.
„Zahmer geht‘s nicht“, beteuerte Hutch.
„Tja …“ Sie unterbrach sich und biss sich auf die Unterlippe. „Also gut, meinetwegen.“
Daraufhin umfasste Hutch Madisons Taille, hob sie hoch und setzte sie vorsichtig in den Sattel. Er drückte ihr die Zügel in die Hand, erklärte ihr, wie sie sie halten musste und dass sie nicht zu fest daran ziehen durfte, weil sie sonst dem Pony wehtat.
Madison war nicht nur außer sich vor Freude, sie schien sich auf einem anderen Planeten zu befinden.
„Guck mal, Mommy!“, rief sie. „Ich sitze auf einem Pferd! Einem richtigen Pferd!“
„Ja“, stimmte Kendra ihr zu und setzte ein Lächeln auf. „Du sitzt tatsächlich auf einem Pferd.“
Hutch führte das Pony langsam in immer ausladenderen Kreisen über den Hof, damit Madison ein Gefühl dafür bekam, wie man in einem Sattel saß. Die Kleine schien von etlichen starken Scheinwerfern gleichzeitig beschienen zu werden, so sehr strahlte sie vor Glück.
„Ich sitze auf einem Pferd! Einem richtigen Pferd!“
Kendra seufzte innerlich.
Madison würde von jetzt an immer wieder herkommen wollen.
Was für Kendra bedeutete, sie immer wieder herbringen zu müssen.
12. KAPITEL
Hutch beobachtete Kendra, die ihrer Tochter beim Reiten zusah, was die Kleine inzwischen schon gut beherrschte. Er war froh, dass er bei der benachbarten Familie Ruffles „ausgeliehen“ hatte, auch wenn er jetzt schon wusste, seine Arbeiter und noch einige andere Leute würden darüber mehr als genug Witze reißen. In Wahrheit hatte er der Familie das Pony abgekauft, da die Hendrix-Kinder längst zu groß
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