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Der Beschütze

Der Beschütze

Titel: Der Beschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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zusammensparen können, und der gebrauchte iPod, den er an seine Jeans klippte. Und das erste richtige Erwachsenengeschenk, das er seiner Mutter zum Geburtstag kaufte  – eine dünne Goldkette mit einem winzigen grünen Geburtsstein dran.
    Irgendwie begriff Steven, dass jedes dieser Dinge eine Trophäe war, die er sich selbst dafür verlieh, dass er sein Leben lebte und der Furcht in den Hintern trat.
    Und jetzt  – als der Winter den Tag früh zur Nacht machte  – tat er das wieder.
     
    Jonas starrte ein gefühltes Leben lang in den abkühlenden Tee, während sich sein Gehirn so sehr anstrengte zu denken, dass Kopfweh darin aufblühte wie ein Atompilz aus Schmerz.
    »Jonas?«
    Er blickte auf und sah Lucy in der Tür zwischen Küche und Wohnzimmer stehen. Sie trug Jeans und ihren blauen Lieblingspullover.
    Sie hatte sich für diesen Mann angezogen.
    Für ihn zog sie sich kaum noch an, es sei denn, sie hatte vor, das Haus zu verlassen. Meistens trug sie einfach nur ihren Pyjama, die Hasenschlappen und einen Fleecepulli.
    »Wer war das?«, fragte er unumwunden.

    »Was?«
    In ihren Augen konnte er sehen, dass sie genau wusste, was er meinte.
    »Hier. Gerade eben. Wer war das?«
    Er wollte die Antwort nicht hören, trotzdem musste er fragen. Doch wenn er gekonnt hätte, so hätte er den Gesetzen der Physik getrotzt, um den Mann zu verpassen, damit er jetzt nicht hier sein und wieder fragen müsste … »Wer war das, Lu?«
    »Jonas …«, begann sie, dann stockte sie und dachte angestrengt nach, bevor sie weitersprach. »Es ist nicht das, was du denkst.«
    »Ich komme zur Haustür rein, und ein fremder Mann rennt zur Hintertür raus. Was denke ich denn?«
    Sie hatte eine Affäre. Sie konnte es nicht sagen. Der Gedanke machte Jonas unerträglich traurig. Er hatte gedacht, er würde stinkwütend sein, doch das war er nicht. Ihm war einfach nur zum Heulen zumute.
    »Komm und setz dich.« Sie streckte die Hand nach seiner aus, doch er gab sie ihr nicht. Stattdessen schob er beide Hände in die Achselhöhlen, als könnten seine vor der Brust gekreuzten Unterarme sein Herz vor der Wahrheit schützen.
    »Bitte, Jonas. Können wir uns setzen?«
    Er erkannte diesen Tonfall von den paar Malen, wenn er Lucy vom Kindergarten abgeholt hatte, bevor sie fortgezogen waren. Allerdings hatte sie damals immer am Boden gehockt, um einem weinenden Kind ins Gesicht sehen zu können.
    Jetzt merkte er, dass er selbst den Tränen nahe war, ungeachtet der Tatsache, dass sie hochschauen musste, um ihm in die Augen zu sehen. Noch immer sah er Liebe in ihrem Gesicht, doch sein Herz verkrampfte sich schmerzhaft, als er auch Mitleid dort erblickte. Mitleid, weil sie ihm wehtun würde.
    Er biss sich auf die Lippe und wünschte, es wäre schon
vorbei, er wüsste bereits das Schlimmste und müsste nicht den schmutzigen Schock erleben, es zu hören.
    Ganz taub vor düsteren Vorahnungen folgte Jonas ihr ins Wohnzimmer.
     
    Sie setzten sich aufs Sofa, aber nicht so, wie sie es bisher immer getan hatten. Diesmal saß jeder an einem Ende, züchtig und aufrecht, halb dem anderen zugewandt, wie Versicherungsvertreter. Im Zimmer war es dunkel bis auf den lautlosen Fernseher, wo heute Abend Freitag der 13. lief.
    »Ich wollte es dir schon lange sagen…«, fing sie an.
    Er konnte sie nicht ansehen. Stattdessen sah er zu, wie Freddy Krügers Arme in einem lautlosen Albtraum unwahrscheinlich lang wurden; unmöglich, ihnen zu entrinnen.
    »… ich wusste nur nicht, wie.«
    Sie hielt ihn hin. Es war die reine Folter. Er konnte es nicht ertragen.
    »Wie heißt er?«
    Sie sah perplex aus, dass er danach gefragt hatte.
    »Brian Connor.«
    »Wie lange triffst du dich schon mit ihm?« Jedes einzelne Wort klang verkehrt in Jonas’ Ohren, die ganze Betonung, die Syntax, als wäre der Satz von Robotern zusammengestoppelt worden, Silbe für Silbe, aus Soundbytes, die in irgendeinem außerirdischen Archiv entdeckt worden waren. Er hätte niemals gedacht, dass er ihn jemals zu seiner Frau sagen würde oder sagen könnte.
    »Ich habe nichts mit ihm, Jonas.«
    Wollte sie es jetzt leugnen? Oder hatte er sie bloß erwischt, bevor etwas passieren konnte?
    Sie wich seinem Blick aus, was ihn Letzteres vermuten ließ. Jonas fühlte, wie er sich ein klein wenig entspannte. Das war zwar kaum besser, aber es war wenigstens etwas …
    »Er ist zweimal vor mir getürmt, Lucy.«
    »Er weiß, wer du bist. Er wollte … kein Gespräch mit dir.«

    Ganz bestimmt nicht, dachte er

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