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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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mich angerufen hatte. Ich musste sofort zum Altenheim.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Ja.« Aber da sie bemerkte, dass Judith Prietht wieder solche Ohren hatte, sagte sie: »Können wir später darüber reden? Bist du zu Hause?«
    »Drüben bei Allied habe ich um sechs Uhr Schluss«, sagte Candy. »Eigentlich sollte ich schon um zwölf Uhr da sein, aber okay«, sagte sie, als sie Lenores Miene sah. »Clint hat gesagt, er hätte einen Ersatzmann für mich, egal wie lange ich brauche. Sonst alles in Ordnung? Welche ist es denn?«
    »Lenore.«
    »Sie ist doch nicht...?«
    »Das ist noch ungeklärt.«
    »Ungeklärt?«
    »Also, mein Chef sagt, grundlos geht erst recht nicht. Man braucht einen Grund, wenn man später kommt, und den muss man vorher einreichen, und ohne Unterschrift von Mr. Bombardini läuft sowieso nichts«, sagte Judith durch das Gefiepe und Geklingel ihrer Anlage. »Aber wir haben ja auch echten Kundenverkehr, mit echten Anrufen. Bombardini Company. Ja, Bombardini Company. Einen Moment, bitte.«
    »Mann, ist die wieder nett heute«, sagte Lenore. Candy machte die Würger-Geste Richtung Judith und packte ihren Kram zusammen.
    Die Telefonanlage meldete sich. Lenore ging dran. »Frequent & Vigorous«, sagte sie. Sie hörte eine Weile zu, dann sah sie zu Candy hoch. »Bambis Bondage-Katakombe?«, fragte sie. »Nein, haben wir nicht. Wir sind hundertprozentig nicht Bambis Bondage-Katakombe ... Candy, hast du vielleicht die Nummer von Bambis Bondage-Katakombe?« Candy gab ihr die Nummer, sagte jedoch, es liefe womöglich auf dasselbe hinaus. Lenore gab die Nummer weiter und beendete das Gespräch.
    »Bambis Bondage-Katakombe?« sagte sie. »Das ist neu. Was meinst du damit, es läuft auf dasselbe hinaus?« »Also ich kann hier nichts finden«, sagte eine Stimme aus der Tiefe der Telefonanlage unter Lenores Stuhl, nicht weit von ihren Beinen. Lenore schaute nach unten. Schwere Stiefel schauten jetzt unter dem Tresen hervor, begannen zu krabbeln. Eine Gestalt robbte rückwärts nach draußen. Lenore rollte schnell ihren Stuhl zurück.
    »Tja, Lenore, Vern meint, die Störung hätte schon gestern Abend angefangen. Das ist Peter Abbott von Interactive Cable. Sie versuchen gerade, das Problem zu beheben.«
    »Interactive Cable?«
    »Wie die gleichnamige Telefongesellschaft. Aber nicht identisch mit der gleichnamigen Telefongesellschaft.«
    »Oh.« Lenore schaute gleichgültig auf Peter Abbott und sagte: »Hi.«
    »Hallo. Hallo«, sagte Peter und zwinkerte ihr heftig zu, während er an seinem Kragen zupfte. Als er daraufhin noch mit einem Teil an seinem Werkzeuggürtel spielte, warf Lenore Candy einen viel sagenden Blick zu.
    »Peter ist ein echt netter Typ«, sagte Candy Mandible.
    »Hmm.«
    »Also da bin ich jetzt überfragt. Mit der Anlage ist alles in Ordnung.«
    »Wo liegt denn das Problem?«, fragte Lenore.
    »Das Ding funktioniert nicht«, sagte Candy. »Irgendwie sieht es so aus, als hätten wir keine Nummer mehr. Kann man das so sagen, Peter?« Sie sah Peter Abbott an.
    »Auf jeden Fall habt ihr Verbindungsprobleme«, sagte Peter.
    »Genau. Und die äußern sich unter anderem darin, dass wir keine Nummer mehr haben. Das heißt, eine Nummer haben wir schon, aber es ist irgendwie dieselbe wie bei allen anderen, die an dem gleichen Kabelstrang hängen. Weißt du, alle diese Nummern, die ganz nah an unserer dran sind. Deshalb habe ich auch dauernd Leute in der Leitung, die sich angeblich verwählt haben und eigentlich jemand ganz anderen sprechen wollen, Steve’s Sub oder Cleveland Towing, das Big B.M. Café oder diesen Zooladen oder die Dial-a-Darling-Begleitagentur. Als hätten wir alle dieselbe Nummer. Und jeder, der versucht da anzurufen, landet bei F & V. Und es werden auch ständig mehr: ein Käseladen, irgendein Goodyear-Reifendienst, Bambis Bondage-Katakombe, wo echt was los sein muss, der Zahl der Anrufe nach zu urteilen. Es ist verrückt, aber wir alle haben dieselbe Nummer. Stimmt doch so, oder?«, fragte sie Peter Abbott. Sie nahm ihre Sachen, sah auf die Uhr und wandte sich zum Gehen.
    »Yeah. Ich sag ja: Verbindungsprobleme«, sagte Peter Abbott.
    »Wenigstens habt ihr zur Abwechslung mal was zu tun«, schaltete sich Judith Prietht ein. »Sonst ruft ja doch keiner bei euch an. Bombardini Company. Ja, Bombardini Company.«
    »Und warum ist sie nicht gestört?«, fragte Lenore mit einer Geste in Richtung Judith.
    »Andere Hauptleitung«, sagte Peter Abbott. »Der Kabeltunnel für den

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