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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Spaß. Doch dann wurden es immer mehr und sie sprangen mich an, hingen an meinen Lefzen, bissen in meine Beine. Ich drehte mich auf der Stelle, schnappte nach ihnen, traf aber nur die Luft. Schließlich wollte ich die Arena, die immer kleiner wurde, verlassen, wurde aber von den Zuschauern jedes Mal wieder zurückgestoßen. Ich hörte das Fiepen der Ratten, das Johlen der Zuschauer, und dann war da noch ein Geräusch, das ich nicht einordnen konnte.
    Ich knirschte mit den Zähnen, und zwar so laut, dass ich davon aufwachte.
    Keine ungefährliche Angewohnheit, hatte mein Zahnarzt vor einiger Zeit gewarnt und mir das Tragen einer Kunststoffleiste empfohlen. Knirschleiste, als Nächstes folgten Stützstrümpfe und Bruchband. Nein danke, nicht einmal auf Rezept. In der Tat, meine Zähne waren ziemlich heruntergeschliffen, aber wenn die Gefahren in den nächsten Tagen nicht größer wurden, konnte ich wohl froh sein.
    Das Telefon bimmelte, jetzt war es mit meiner Mittagsruhe endgültig vorbei.
    Ich hob ab. Kommissar Tepass war am Apparat, er
    bearbeitete den Mord auf der Walsumer Autofähre. Ich fragte Tepass, was ich damit zu tun hätte.
    »Herr Mogge, vor mir liegt die Beschreibung der Person, die nach dem Anlegen in Orsoy fluchtartig das Schiff verlassen hat.«
    »Ich schätze mal: männlich, mittleres Alter, durchschnittlich groß, durchschnittlich gekleidet, zwei Arme, zwei Beine…«
    »Sehr komisch! Aber das Lachen wird Ihnen noch vergehen.
    Die Beschreibung passt nämlich auf Sie…«
    »Und auf hunderttausend andere.« Ich gähnte hörbar.
    Zeugenaussagen. Das kannte ich doch. Die einen machten Angaben, die auf jeden zweiten Bürger passten, die anderen hatten zu viel Fantasie, faselten von einem Südländer mit schwarzen stechenden Augen, Schnauzbart und Adidas-Sporthose und hinterher stellte sich heraus, dass der Täter blond und blauäugig war und einen Lodenmantel getragen hatte.
    »Herr Mogge, ich möchte Sie in meinem Büro sehen.«
    »In Ordnung, Montag am Nachmittag.«
    Tepass fragte mich noch, ob ich beabsichtigte, in der nächsten Zeit außer Landes zu gehen, und ich sagte ihm, dass ich für Urlaubsreisen kein Geld hätte.
    Stimmte ja auch. Was ich auf Ibiza vorhatte, war Arbeit.
    Ich starrte auf das Telefon. Die Sache kam tatsächlich in Schwung, wie Verena es vorausgesagt hatte. Gestern das LKA, jetzt die Duisburger Kripo, da braute sich etwas zusammen.
    Ich musste schnell handeln.
    Ich rief Cetin an, fragte ihn, ob er Lust hätte, ein Wochenende auf Ibiza zu verbringen.
    »Wollte ich schon immer mal.«
    »Womöglich wird es ungemütlich.«
    »Isse klar, Chefe.«
    »Und noch was, Cetin.«
    »Ja?«
    »Hören Sie auf mit dem Türkendeutsch, so sprechen doch nur noch die Comedyheinis im Fernsehen.«
    Dann rief ich ein Reisebüro an und buchte drei Tickets nach Ibiza.
    »Für wann?«
    »Morgen.«
    Sie tippte in den Computer. »Glück gehabt. Für eine Familie?
    Da hätten wir Sonderangebote.«
    »Sozusagen, Vater mit Sohn und Tochter, alle haben verschiedene Namen, aber so ist das ja heute in den Familien.«
    »Also, ein rosarotes Wochenende auf der Partyinsel, oh, la, la!«
    Um die flotte Reisekauffrau nicht zu enttäuschen, sagte ich:
    »Huch, wie kommen Sie denn darauf?«
    Ich hatte gerade aufgelegt, da kroch ein Fax aus meinem Apparat. Ich hielt den Kopf schräg und las:
    Lieber Elmar,
    es fällt mir schwer, den Anfang zu finden. Um es kurz zu machen: Ich möchte etwas mit dir besprechen. Ich habe schon ein paar Mal versucht, dich anzurufen, aber bei dir ist ständig besetzt. Ruf mich doch bitte an.
    Gruß Marie
    Mein Herz hüpfte. Sie hatte sich gemeldet. Natürlich rief ich sofort zurück.
    Aber es ging dann nicht um uns, sondern darum, dass der Haftprüfungstermin bevorstand, von dem Kurt schon gesprochen hatte. Laflörs Anwalt hatte Marie vorab bereits klar gemacht, dass die Aussicht auf Haftverschonung nicht gut stand, solange Kallmeyer bei seiner Aussage blieb.
    Ich kam auf meinen früheren Vorschlag zurück, dass man Kallmeyer womöglich doch umstimmen könnte, und zwar mit einer Spende, wie ich mich vorsichtig ausdrückte. Als ich dann etwas deutlicher wurde, erzählte mir Marie, dass sie nicht nur nervlich, sondern auch finanziell am Ende sei. Nun, da hatten wir wieder etwas gemeinsam.
    »Wie kommt’s? Da ist doch immer noch euer Haus.«
    »Hypotheken. Da sind Abzahlungen fällig. Wenn wir Pech haben, kriegt es die Bank. Und es kommt nichts mehr rein, von Rainers Seite sowieso nicht und auch

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