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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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antwortete Jette. » Kurz nach Mitternacht habe ich sie das letzte Mal bewusst wahrgenommen.«
    » Und dann?«
    » War sie weg. Wie vom Erdboden verschluckt.«
    » Hat sie Gepäck mitgenommen?«
    » Gepäck?«
    » Das würde zeigen, ob sie geplant oder spontan gegangen ist.«
    » Ich schau mal in ihrem Kleiderschrank nach.« Merle verließ eilig die Küche.
    » Besteht ein Zusammenhang zwischen Ilkas Verschwinden und dem, was mit Thorsten Uhland geschehen ist?«, fragte Bert.
    » Thorsten Uhland …« Jette schaute ihn erschrocken an. » Geht es ihm … gut?«
    Nach der Erwähnung des Namens waren plötzlich aller Augen auf Bert gerichtet. Birger und Rick hielten sich zurück. Sie vertrauten auf den Draht, den er in den vergangenen Jahren zu den jungen Leuten aufgebaut hatte.
    » Nein«, sagte Bert so behutsam wie möglich. » Der Arzt konnte ihm leider nicht mehr helfen.«
    Mike und Jette tauschten einen raschen Blick.
    » Sie sollten uns jetzt erzählen, was Sie wissen.«
    » Ilkas Reisetasche ist weg.« Merle ließ sich auf ihren Platz fallen. Sie war außer Atem, als wäre sie gerannt. » Und jetzt guckt euch das an.«
    Sie legte ein Handy auf den Tisch.
    » Ich versteh das nicht.« Verwundert suchte Mike den Blick seiner Freunde. » Sie hat ihr Handy vergessen?«
    Oder sie braucht es nicht mehr, dachte Bert und wusste, dass Rick und Birger denselben Gedanken hatten.
    » Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, was los ist?«, fragte er.
    *
    Marten war der einzige Mensch, der ihr eingefallen war. Zaghaft lächelte sie ihn an. Obwohl sie ebenso gut hätte weinen können.
    Sie hatte gewusst, dass er keine Fragen stellen würde, und das tat er auch nicht.
    » Komm«, sagte er nur.
    Er nahm ihr die Tasche ab und sie folgte ihm die Treppe hinauf. Unterwegs ging das Licht aus und er knipste es wieder an.
    » Du siehst müde aus«, sagte er, als sie in seiner Wohnung angelangt waren. » Am besten, du schläfst dich erst mal richtig aus.«
    Sie zögerte.
    » Keine Angst. Ich werde die Nacht auf dem Sofa verbringen.«
    Schlafen. Die Augen zumachen und schlafen.
    Wie verführerisch die Vorstellung war.
    » Soll ich dir das Bad zeigen und wo die Handtücher sind und …?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Schlafen. Nur schlafen.
    Marten stellte ihre Reisetasche neben das Bett und verließ das Zimmer. Ilka zog Hose und Pulli aus und kroch in der Unterwäsche unter die Bettdecke.
    Schlafen. Einfach nur schlafen.
    Und nie mehr aufwachen.
    Sie hörte Marten in der Küche hantieren und musste an ihre Mutter denken.
    » Gute Nacht, Mama«, flüsterte sie und schlief ein.
    *
    » Sie hätten sofort reagieren müssen«, sagte der Kommissar. » Das ist Ihnen hoffentlich klar?«
    Das Gespräch fand hauptsächlich zwischen ihm und uns statt. Seine Kollegen blieben im Hintergrund und hörten zu.
    Rick Holterbach machte sich Notizen. Wenn er nicht gerade Merle in die Augen schaute.
    Claudio legte ihr wortlos die Hand aufs Knie.
    » Hätte man Thorsten Uhland dann noch retten können?«, fragte Merle schuldbewusst.
    Der Kommissar antwortete nicht.
    » Woran … woran genau ist er gestorben?«, fragte Mike. Ich sah ihm an, wie sehr er sich vor der Antwort fürchtete.
    » Es gibt zwei unterschiedliche Verletzungen«, sagte der Kommissar. » Wir wissen noch nicht, welche von beiden tödlich gewesen ist.«
    » Zwei unterschiedliche …«
    » Der Tote hatte eine schwere Kopfverletzung und Strangulationsmale am Hals.«
    Man spürte förmlich, wie wir alle erstarrten.
    » Das ist ja gruselig.« Merle schüttelte sich.
    » Ich habe keine Strangulationsmale gesehen«, sagte Mike.
    » Weil das Halstuch des Toten sie verdeckt hat.«
    » Zu so was wäre Ilka niemals fähig.« Ich sah den Kommissar flehentlich an. » Sie kennen sie doch. Sie wissen, dass sie keiner Fliege etwas zuleide tun könnte.«
    » In Extremsituationen sind auch die sanftesten Menschen zu fast allem fähig.«
    » Ilka hat in Notwehr gehandelt, Herr Kommissar. Thorsten Uhland ist gestürzt und sie ist in Panik aus dem Haus gelaufen. So hat sie es uns erzählt. Das heißt, dass es irgendwo da draußen einen Mörder gibt, der ihr die Tat in die Schuhe schieben will.«
    » Das ist ja gruselig«, wiederholte Merle.
    » Zuerst Bodo Breitner.« Der Zusammenhang war eindeutig. » Dann Thorsten Uhland. Beide hatten mit Rubens Nachlass zu tun.«
    » Und als Nächste … Ilka …« Mike wechselte die Farbe. » Sie ist Rubens Erbin.«
    Merle, die ihre Tasse an die Lippen gehoben hatte, ließ sie

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