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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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hatte.
    » Weiß ich nicht.« Jetzt brach sie doch in Tränen aus und Rick stand vom Sessel auf, holte eine Serviette vom Esstisch und reichte sie ihr. Sie wischte sich über die Augen und verschmierte die aufgelöste Wimperntusche auf ihren Wangen. » Ich hab den Speicher gar nicht richtig betreten.«
    Es war mitten in der Nacht, und sie hatte Angst, dachte Bert. Was hätte sie anderes tun können als das, was sie getan hat – den Notarzt zu rufen?
    Zu Bodo Breitner gehen, sagte etwas in ihm.
    Bei ihm bleiben.
    Dem Schwerverletzten das Gefühl geben, nicht allein zu sein.
    Selbst wenn er bereits tot war, er hätte es gespürt. Aber durfte man das in einer solchen Situation verlangen?
    » Haben Sie jemanden gesehen?«, fragte er behutsam.
    » Ob ich …« Sie zerknüllte die Serviette und sah ihren Händen dabei zu, als hätte sie selbst überhaupt nichts damit zu tun. » Es war stockfinster, bis auf das schwache Licht im Treppenhaus. Sie meinen, der Mörder war noch …«
    Langsam kehrte das Entsetzen zurück und durchbrach die schützende Mauer ihres Schocks.
    » Ist Ihnen tagsüber etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte Rick, ohne ihr Zeit zu lassen, sich zu fangen. Er war wesentlich feinfühliger, wenn er es mit Frauen zu tun hatte, die jünger als vierzig waren.
    Bert nahm sich vor, einmal ernsthaft mit ihm darüber zu sprechen.
    Frau Magolius schüttelte den Kopf. Ihre grauen Augen schienen eine Spur dunkler geworden zu sein. In Gedanken stand sie wieder vor dem Speicher, erlebte ihr Unbehagen und das Erschrecken ein zweites Mal.
    » Kein Fremder?«, fragte Rick nach. » Kein Handwerker? Niemand, der sich auf dem Dachboden zu schaffen gemacht hat?«
    » Ich hab nichts bemerkt«, flüsterte sie, räusperte sich und fuhr in normaler Lautstärke fort. » Aber die Haustür schließt nicht richtig. Sie steht eigentlich den ganzen Tag offen. Ich hab mich oft genug bei der Hausverwaltung beschwert. Die reagieren einfach nicht.«
    » Und jeder Mieter besitzt einen Schlüssel zum Speicher«, vermutete Bert.
    » Eigentlich schon. Allerdings sperrt sowieso keiner die Tür da oben ab. Ich auch nicht. Ich weiß nicht mal, wo ich meinen Schlüssel hingetan habe.«
    » Also konnte rein theoretisch jeder ins Haus und auf den Dachboden«, stellte Rick resigniert fest. » Das erleichtert uns die Arbeit ja enorm.«
    Sein Sarkasmus brachte sie nicht weiter, doch Bert verstand, wie ihm zumute war. Klare, einfache Verhältnisse wären auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.
    » Vielen Dank, Frau Magolius. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, dann rufen Sie uns bitte an.«
    Sie nahm seine Karte und nickte. Ihre Unterlippe bebte. Offenbar stand sie kurz davor, die Fassung zu verlieren. Bert überlegte gerade, was sie für sie tun konnten, als es klingelte.
    Die Tochter. Endlich.
    Frau Magolius weinte sich an der Schulter der jungen Frau aus und merkte gar nicht, wie Bert und Rick die Wohnung verließen. Nur der Mops, der den unerwarteten Besuch freudig begrüßte, drehte sich kurz nach ihnen um, bevor er sich begeistert wieder zwischen die Frauen drängte.
    Beneidenswert, so ein Hundeleben, dachte Bert. Keine Gedanken, die einen zermürben, nur Gerüche, Geräusche und Berührungen. Nichts als der Augenblick. Keine Zukunft und keine Vergangenheit.
    Er war müde und wollte nur noch ins Bett.
    » Kennst du das Lied von Reinhard Mey?«, fragte Rick. » Es gibt Tage, da wünscht ich, ich wär mein Hund – oder so ähnlich?«
    Allmählich hatten sie etwas von einem alten Ehepaar, bei dem der eine die Gedanken des andern erriet.
    Unheimlich.
    » Nee«, sagte Bert, obwohl das nicht stimmte. Er hatte bloß absolut keine Lust mehr zu reden.
    Als er schließlich in seine Wohnung zurückkehrte, war die Nacht so gut wie vorbei, und er beschloss, nicht mehr ins Bett zu gehen, sondern sich mit einer Decke auf dem Sofa im Wohnzimmer auszustrecken.
    Diesmal hatte er Glück und fiel augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    *
    Beim Frühstück versuchte Mike, sich so unbefangen wie möglich zu benehmen. Auch die andern taten so, als sei alles wie sonst.
    Es war Merle, die das Thema schließlich anschnitt.
    » Wie war das Treffen mit Thorsten Uhland?«, fragte sie, denn unter anderen Umständen hätte sie das auch getan.
    » Ich weiß nicht so genau, was für eine Rolle er spielt«, antwortete Ilka nachdenklich.
    » Die des Nachlassverwalters«, vermutete Merle. » Oder nicht?«
    » Er will den Bildern einen ganz großen Auftritt

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