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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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hob Hortense den Kopf.
    » Stimmt etwas nicht?«
    Statt zu antworten, legte Emilia ihre Serviette beiseite und stand auf. Ihr war überhaupt nicht gut und sie sehnte sich nach Ruhe.
    Hortenses Blick folgte ihr bis zur Tür, argwöhnisch, raubvogelhaft. Emilia konnte ihn noch spüren, als sie in ihrem Zimmer war.
    » Das ist unmöglich«, beruhigte sie sich selbst. » Nicht mal Hortense kann durch Wände gucken.«
    Doch da war sie sich gar nicht sicher.

» Du kannst mich mal!«, rief Merle in ihr Handy. Im nächsten Moment rutschte der Vorderreifen ihres Fahrrads auf der glatten Schneedecke weg und sie verhinderte den drohenden Sturz nur durch einen beherzten Sprung vom Sattel.
    » Merle?«, hörte sie Claudios Stimme. » Merle!« Dann einen kräftigen sizilianischen Fluch.
    Sie presste das Handy wieder ans Ohr. Claudio fluchte immer noch.
    Sie liebte das an ihm, sein unbändiges Temperament, sein leidenschaftliches Aufbrausen. Und wenn er Italienisch sprach, schmolz ihr Herz in seinen Händen.
    » Ich hab fast einen Unfall gebaut«, sagte sie und hörte, wie er scharf die Luft einsog.
    » Ist dir was passiert?«
    Wenigstens fragt er nicht, ob das Fahrrad heil geblieben ist, dachte sie. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern, und jetzt erst merkte sie, dass sie sich beim Versuch, den Lenker festzuhalten, tatsächlich verletzt hatte. Über ihren linken Handballen zog sich ein feiner Riss, der leicht blutete.
    Unbedeutend. Nicht der Rede wert. Trotzdem tat es höllisch weh.
    » Hab mir die Hand aufgeschlitzt.«
    » Schlimm? Musst du zum Arzt?«
    » Und wenn? Bringst du mich dann hin?«
    » Du weißt, dass das nicht möglich ist, amore. Ich …«
    » Hast du schon mit ihr gesprochen?«
    Er stellte sich taub.
    » Hast du ihr endlich von uns erzählt?«
    Die Kälte kroch in Merles Jackenärmel, ihre Stiefel, die Hosenbeine. Sie biss ihr in die Wangen und ließ ihre Haut taub werden. Merle nestelte ein Papiertaschentuch aus ihrer Tasche und tupfte das Blut ab. Das Fahrrad, das sie dabei mit der Hüfte gestützt hatte, kippte um und landete scheppernd im Schnee.
    » Mist, verdammter!«
    » Mädchen, die fluchen, und Hähnen, die krähn, soll man beizeiten den Hals umdrehn. Sagt man nicht so im Deutschen?«
    » Und deine Eltern? Wann wirst du es ihnen sagen?« Merle dachte nicht daran, sich so billig ablenken zu lassen. » Wann, Claudio?«
    » Ich hör dich auf einmal ganz schlecht«, rief Claudio. Gleich darauf knisterte und raschelte es. » … bi … a … em … Gro … ma …«
    Dann war seine Stimme weg.
    Dass er auf dem Großmarkt war, hatte Merle schon an den Hintergrundgeräuschen erkannt. Aber sie glaubte keine Sekunde lang daran, dass so plötzlich die Verbindung abgerissen war.
    Sie hob das Rad auf, schob es durchs Tor und lehnte es gegen den Stamm der mächtigen Kastanie. Soweit sie erkennen konnte, hatte es keine Macken davongetragen.
    Erleichtert lief sie zur Haustür und klingelte.
    Während sie darauf wartete, dass man ihr aufmachte, hörte sie außerhalb der Mauer einen Wagen heranrollen. Türen schlugen, Schritte näherten sich.
    » Merle.« Hortense Ritter bat sie lächelnd ins Haus. Dann blickte sie irritiert zum Tor. » Gehen Sie doch schon einmal zu meiner Schwester. Was … Frau Morgenroth! Ich glaube, wir bekommen Besuch.«
    Frau Morgenroth war sofort zur Stelle. Hortense überließ ihr das Feld und folgte Merle ins Wohnzimmer, wo Emilia gerade Tee einschenkte.
    » Wer kann das sein?«, fragte Emilia mit großen Augen. » Es ist gerade mal zehn, da stattet man doch noch keine Besuche ab.«
    Sie sieht erschöpft aus, dachte Merle. Und ein bisschen durcheinander.
    Genau wie Hortense.
    Konnte es sein, dass die Schwestern gestritten hatten? Irgendwas lag in der Luft.
    » Entschuldigung. Die Herren sind von der Polizei«, hörte sie da Frau Morgenroth sagen und drehte sich um.
    Als militante Tierschützerin übertrat sie ständig Grenzen, stand immer mit einem Fuß im Knast, und es war ein unglaublicher Glücksfall, dass man sie noch nicht geschnappt hatte. Sie war deshalb nicht scharf darauf, der Polizei zu begegnen, nicht mal hier, wo sie sich eindeutig nichts hatte zuschulden kommen lassen.
    Shit, dachte sie. Jetzt haben sie mich am Wickel.
    Blitzschnell kramte sie in ihrem Gedächtnis, aber da war nichts, was ihr selbst oder ihren Freunden gefährlich werden konnte. Die letzte Aktion lag Wochen zurück, und seitdem befanden sie sich in einer Planungsphase, über die sie strengstes Stillschweigen

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