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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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das werden? Ein Verhör?«
    » Und die alten Damen?«, fragte Rick ungerührt weiter.
    » Lagen vermutlich in ihren eigenen Betten. Woher soll ich das wissen? Bin ich die Hüterin meiner Arbeitgeberinnen?«
    » Sie haben nicht bemerkt, dass eine von ihnen weggefahren ist?«
    » Nein. In der Regel schlafe ich nachts.«
    » Wie Ihr Mann.«
    » Richtig.«
    » Und Ihre Arbeitgeberinnen.«
    » Alte Leute haben oft Probleme mit dem Schlafen.«
    » Ihre Chefinnen auch?«
    » Davon gehe ich aus.«
    » Wieso?«
    » Weil sie manchmal davon erzählen, dass sie in der Nacht kein Auge zugetan haben.«
    » Haben sie sich am Morgen des achten Dezember auch über Schlaflosigkeit beklagt?«
    » Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    » Wir sprechen hier von vorgestern. So lange ist das noch nicht her.«
    Rick hatte die fatale Tendenz, eine Tür zuzuschlagen, bevor sie sich auch nur halb geöffnet hatte. Bert war sich nie klar darüber, ob das am Wetter lag oder an Ricks Hormonen oder ob er einfach Krach mit Malina gehabt hatte.
    » Wissen Sie noch jedes Wort, das sie vorgestern beim Frühstück gewechselt haben?«, gab Frau Morgenroth giftig zurück.
    » Überlegen Sie doch bitte noch einmal«, mischte Bert sich ein. » Sie würden uns sehr helfen.
    Frau Morgenroth schaute Bert an und dachte nach.
    » Meistens behakeln sie sich wegen irgendwas. Sie führen sich auf wie ein altes Ehepaar, das sich um die obere oder untere Brötchenhälfte streitet. An diesem Morgen gab es ausnahmsweise mal keinen Kleinkrieg.«
    » Worüber haben sie sich unterhalten?«
    » Darüber, dass der Mitarbeiter des Nachlassverwalters …«
    » … Bodo Breitner …«
    » Ja. Darüber, dass er nicht zur Arbeit erschienen war.«
    » Und weiter?«
    » Nichts weiter. Sie haben an diesem Morgen kaum miteinander gesprochen.« Dora Morgenroth ergriff den Kochlöffel und beugte sich wieder über den Suppentopf. » Darf ich jetzt weitermachen? Wenn das Essen zu spät auf den Tisch kommt, gibt’s Ärger, und den muss ich nicht haben.«
    Wie auf ihr Stichwort kam in diesem Augenblick Hortense Ritter herein. Sie gab sich überrascht, als hätte sie nicht längst den fremden Wagen draußen am Tor bemerkt oder die Stimmen in der Küche gehört.
    Bert und Rick begrüßten sie und Hortense Ritter lud sie zum Essen ein.
    » Kommen Sie. Es macht überhaupt keine Umstände, denn Frau Morgenroth kocht immer für eine Kompanie.«
    Sie lehnten die Einladung höflich ab, setzten sich jedoch zu den Schwestern an den Tisch.
    Emilia schlürfte die Suppe mit gespitzten Lippen und beobachtete die unangemeldeten Besucher argwöhnisch aus den Augenwinkeln.
    » Was wollen Sie wissen?«, fragte Hortense in ihrer direkten Art. » Sie sind doch nicht gekommen, um unseren Angestellten auf den Zahn zu fühlen?«
    » Wir befragen jeden, der Kontakt zu Bodo Breitner hatte«, sagte Bert.
    » Bitte.« Hortense sah ihn auffordernd an. » Wir haben nichts zu verbergen.« Sie wandte sich an ihre Schwester. » Oder, Emilia?«
    Emilia zuckte erschrocken zusammen und verschüttete den Löffel Suppe, den sie gerade zum Mund führen wollte.
    » Emilia?«
    » Nein.« Emilia schüttelte den Kopf. » Fragen Sie nur.«
    » Wo waren Sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch?«, fragte Bert und kam sich sehr sonderbar vor, als er in die alten, verblüfften Gesichter schaute.
    Rick gähnte unauffällig durch die Nase, obwohl doch er es gewesen war, der auf das starke Motiv der Schwestern gepocht hatte.
    Emilia wischte mit ihrer gestärkten weißen Stoffserviette hektisch die Suppenspritzer vom Tisch. Dann begutachtete sie die Ärmel ihres flauschigen Pullovers.
    » Hast du gehört, Emilia?« Hortenses Stimme klang belustigt. » Die Herren fragen uns nach unserem Alibi.«
    » Und?«, fragte Rick scharf. » Haben Sie eins vorzuweisen?«
    » In der Tat, junger Mann«, schoss Hortense zurück und kniff die Augen zusammen. Sie erinnerte Bert an einen Habicht, der aus luftiger Höhe sein Opfer ins Visier nimmt. » Ich leide unter Schlaflosigkeit und bin, wie fast jede Nacht, im Haus umhergegangen, bis ich müde genug war, um ins Bett zurückzukehren.« Sie streifte Emilia mit einem hochmütigen Blick. » Zeugen gibt es dafür jedoch leider nicht, denn alle anderen hier schlafen wie die Murmeltiere.«
    » Falls du sie schlafen lässt«, murmelte Emilia.
    » Wie bitte?« Bert fragte sich, ob das, was in Hortenses Augen aufglomm, Hass sein konnte.
    » Das Holz knarrt unter ihren Schritten«, erläuterte Emilia. »

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