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Der blaue Tod

Der blaue Tod

Titel: Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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Hartmann nichts davon erwähnt. Aber zu dem Zeitpunkt hatte Sören auch noch nicht in diese Richtung recherchiert.
    «Natürlich nicht persönlich», erklärte sie. «Da kam immer einer, ich weiß nicht, wie der hieß. Hat sich immer der Willy drum gekümmert. – Aber der Smitten ist schon in Ordnung, schließlich hat er mir doch angeboten, bis die Polizei den Täter gefasst hat, hier unterzukommen. Klar, dass ich die Schulden abarbeite. Aber ich hab ja schon früher hier angeschafft. So hab ich ja auch den Willy   …»
    «Also Moment mal», unterbrach Sören. «‹Wollers Stuben› hier gehören auch Smitten?»
    «Ja, hat der alte Smitten gekauft. Der hatte hier jede Menge Etablissements, wie ich schon gesagt habe. Aber das war zu einer Zeit, als die Bartels hier noch den Laden geschmissen hat.»
    «Wie hieß die Bartels mit Vornamen?», fragte Sören erschrocken. «Etwa Inge?»
    «Ja, Inge Bartels. Du heiliger Strohsack.» Sie wedelte mit der Hand. «Das war vielleicht eine.»
    «Augenblick mal   … alles der Reihe nach.» Sören versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Gab es etwa eine Verbindung zwischen dem Mord an Wilhelm Mader und seiner Suche nach dem Kostkind, oder war das nur ein Zufall? Er wusste ja bereits, dass die Bartels nicht nur als Landamme ihr Geld verdient, sondern nebenbei auch angeschafft und in mehreren zwielichtigen Localitäten gearbeitet hatte. Kannten sich die Bartels und Ilse Mader also nur, weil sie im gleichen Gewerbe tätig waren, oder verband sie sonst noch etwas? Fragen über Fragen schossen Sören durch den Kopf. «Kennst du einen Marten Steen?»
    «Nie gehört, den Namen. Wer soll denn das sein?»
    «Egal», antwortete Sören. «Wie ist es mit Ratte? So ein kleiner Typ mit hässlichen Narben im Gesicht und Fistelstimme?»
    Ilse Mader schüttelte den Kopf. «Sagt mir nichts.»
    «Und ein Gustav? Ziemlicher Bulle von Kerl. Redet nicht viel.»
    Sie überlegte einen Augenblick. «Nein, nicht dass ich wüsste.»
    «In Ordnung», meinte Sören. «Kommen wir zu besagtem Abend, an dem man deinen Mann erstochen hat. Was hast du gesehen?»
    «Nichts», erklärte sie. «Ich war ja gar nicht da. Willy war am Abend allein hinterm Tresen.»
    «Wie lange habt ihr denn immer aufgehabt?»
    «Na, bis zur Sperrstunde natürlich. – Manchmal etwas drüber», fügte sie hinzu. «Macht doch jeder so.» Sie schlug die Hände vors Gesicht. «Da war die Elsa natürlich nicht mehr da. Es muss einer gewesen sein, dem Willy die Lohnauszahlung unterschlagen hat. Das hat er immer öfter getan, um selbst zahlen zu können. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen.»
    «Hat er darüber Buch geführt?»
    «Ja», sie nickte, dann schüttelte sie den Kopf. «Aber die Liste ist weg. Genau wie alle anderen Unterlagen. Ich hab ihn ja gefunden. Als er um vier noch nicht zu Hause war, bin ich runter in die ‹Möwe›. Da lag er; das Messer in der Brust. Mausetot. Das Zimmer hinter dem Schankraum war völlig durchwühlt. Hat wohl einer nach Geld gesucht   …»
    «Oder nach der Liste», meinte Sören gedankenversunken. Damit konnte er zumindest ausschließen, dass Marten Steen den Wirt umgebracht hatte. Wenn Steensich nach der Tat nicht mal mehr alleine auf den Beinen gehalten hatte, konnte man getrost ausschließen, dass er in dem Zustand irgendwelche Geschäftspapiere an sich genommen hatte. Das musste jemand anders getan haben. Wahrscheinlich der wahre Täter. Lag das Tatmotiv nun irgendwo in den Geschäftspapieren verborgen, die verschwunden waren, oder hatte der Täter nur jeden Hinweis auf seine Person beseitigen wollen, weil sein Name auf einer der Lohnlisten stand?
    «So weit, so gut. Kommen wir zu Inge Bartels. Du kennst sie also von früher, weil du hier gearbeitet hast. Was hat sie hier gemacht?»
    «Die hat den Laden hier geschmissen.»
    «Als Beherbergerin für den Vater von Gunnar Smitten?»
    «So in etwa.» Ilse Mader zog eine verächtliche Miene. «Die hatte doch schon damals die Bastarde vom alten Smitten unter ihre Fittiche genommen.»
    «Uneheliche Kinder von Smitten?»
    «Ja. Ist ein ganz schöner Stecher gewesen, der alte Smitten.» Sie lachte dreckig.
    «Und die Kinder hat er dann als Kostkinder der Bartels anvertraut.»
    «Die hat nur die Mädels bekommen. Rate mal, warum? Anschaffen mussten die, wenn sie alt genug waren. Das war doch eine ganz Abgebrühte.»
    «Und wo ist die Bartels jetzt?»
    «Keine Ahnung. Man munkelt, sie sei bei den Smittens in Ungnade gefallen, weil sie wohl versucht hat,

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