Der blaue Tod
bislang in Erfahrung gebracht hatte.
Danach kam er auf Sören zu. «Was hast du denn hier zu suchen?», fragte er voller Erstaunen.
«Johanna von Wesselhöft ist eine Mandantin von mir», antwortete Sören. «Ich war bei ihr, als wir die Nachricht erhielten.»
«Unschöne Sache, das.»
Sören nickte. «Aber wohl nichts für euch Criminale.»
«Was soll das heißen, Sören?» Ernst Hartmann warf ihm einen fragenden Blick zu. «Weißt du etwa …? Mensch, Sören, wenn du irgendetwas zu der Sache hier zu sagen hast, dann tu das bitte. Senator Hachmann macht mir die Hölle heiß.»
«Allem Anschein nach handelt es sich um ein Familiendrama», erklärte Sören mit gedämpfter Stimme. «Komm, Ernst!», forderte er Hartmann auf, «gehen wir ein Stück über die Wiese. Was ich dir zu erzählen habe, ist nichts für fremde Ohren. Es braucht niemand zu erfahren, was hinter dem Tod des Senators steckt. – Glaub mir, es ist niemandem mit der Wahrheit geholfen», fügte er noch hinzu, als Hartmann ihn entgeistert anblickte.
«Du meine Güte.» Ernst Hartmann schüttelte nur den Kopf, nachdem Sören ihm ausführlich die Hintergründe des Geschehens geschildert hatte. Nur den Brief des Senators hatte er dabei nicht erwähnt. «Und ich habe mich schon gefragt, wie du als Jurist sagen kannst, dass es kein öffentliches Interesse in diesem Fall gibt. Bist du sicher, dass es Smitten war?»
Sören nickte. «Und Smitten ist anscheinend auch der Vater des Kindes.»
«Ihr eigener Bruder?»
«Ja. Aber ich bezweifele, dass dieser Sachverhalt in deinem Bericht auftauchen sollte. So, wie ich die Sache einschätze, wird Johanna von Wesselhöft keinesfalls ihren eigenen Bruder anzeigen.»
«Aber wenn es zu keiner Anzeige kommt, wird er doch unbehelligt bleiben.»
«Das glaube ich kaum.» Sören lächelte Hartmann vielsagend an. «Du kriegst ihn wegen einer anderen Sache dran.»
«Was denn noch?»
«Der Mord an Wilhelm Mader», entgegnete Sören. «Gunnar Smitten scheint da irgendwie mit drinzuhängen.»
«Woher weißt du das?»
«Die ‹Möwe› gehört ihm», erklärte Sören. «Außerdem besitzt die Familie noch andere Localitäten. Darunter auch Bordelle. Ich habe die Frau von Mader ausfindig gemacht.»
«Wo steckt sie?»
«Sie arbeitet in einem von Smittens Freudenhäusern.» Sören wehrte Hartmanns sichtliches Interesse mit einer Handbewegung ab. «Glaub mir, sie hat nichts mit der Sache zu tun. Ilse Mader war mir vielmehr alsInformantin behilflich. Sie hat mir auch von dieser Inge Bartels erzählt, der Frau, die Smitten und seine Schwester erpresst hat. Als frühere Beherbergerin in einem von Smittens Häusern war sie nicht nur über alles im Bilde, nein, sie hat die unehelichen Töchter vom alten Smitten auch gleich als Huren erzogen. Die Tochter von Johanna Smitten wurde ihr auch anvertraut. Ihr solltet die Bartels zur Fahndung ausschreiben.»
«Worauf du dich verlassen kannst, Sören. Das werden wir.» Er blickte zu Johanna von Wesselhöft, die immer noch neben dem Leichnam ihres Mannes stand. Als der tote Körper in den Leichenwagen geschoben wurde, schlug sie die Hände vors Gesicht. «Was ist mit ihrer Tochter?», fragte Hartmann.
«Sie lebt.»
«Weiß sie …?»
Sören schüttelte den Kopf. «Nein. Noch nicht. Nach allem, was geschehen ist, wird es Johanna von Wesselhöft ein bitterer Trost sein.»
Hartmann nickte stumm.
«Da ist noch etwas», sagte Sören, während sie zurückgingen. Dann erzählte er von Marten Steen und von Ratte und Gustav und dass die beiden wahrscheinlich im Auftrag von Smitten arbeiteten. Hartmann fielen bei Steens Namen natürlich gleich die Initialen auf der Mordwaffe ein. Sören bestätigte, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Steens Messer handelte, weshalb Hartmann ihm einen tadelnden Blick zuwarf, schließlich hatte Sören ihm diesen Sachverhalt vorenthalten. Dann kam Sören auf David zu sprechen und den Umstand, dass die Reederei Smitten in der Gegend, wo man ihn zusammengeschlagen hatte, mehrere Schuppen und Lagerflächen unterhielt. Auch seinen Verdacht, dasssich Marten Steen womöglich in einem von diesen Unterkünften versteckt hielt, behielt er nicht für sich.
«Am besten lässt du alle Lagerhäuser und Schuppen von Smitten im Baakenhafen und in den Speichern durchsuchen.»
«Wie stellst du dir das vor?», fragte Hartmann. Sie waren fast wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen. «Das ist Sache des Zolls und der Hafen-Polizei. Ich kann da erst was
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