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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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drinstecken, schulde ich Ihnen so viele Informationen, dass Sie verstehen, wer und was zu Ihnen spricht. Das ist nur fair, auch wenn es eine gewisse dramatische Intensität oder »Realität« kompromittiert, die manche Geschichten beanspruchen, um Macht über den Hörer zu behalten. Ich bin an Macht nicht uninteressiert. Aber es gibt verschiedene Sorten. Das scheint nur fair.
    Alle Bürokratien sind Mikrokosmen der Welt. Als solche bestehen sie aus den zwei Typen der Welt, Fressenden und Fraß. Männern der Tat im Gegensatz zu Kopfarbeitern.
    Diese Geschichte steckt voller Geheimnisse. Eins davon verrate ich Ihnen. Es ist für Jungen, also können Sie nichts mehr damit anfangen. Das Geheimnis, ein Schläger zu sein; das Geheimnis, körperlich einschüchternd zu sein: die Tatbereitschaft. Nicht Größe oder Tapferkeit. Die Bereitschaft, jederzeit zur Tat zu schreiten. Eine Allergie gegen die Abstraktion. Eine kontrollierte Alarmbereitschaft hinter den Augen. Man wird geschlagen – und schlägt zurück: automatisch, sofort. Mit nicht mehr Verzögerung als beim Zurückreißen der Hand vom heißen Herd. Man denkt nicht nach. Man steht nicht da und versucht, sich mit der Tatsache zu arrangieren, dass man gerade geschlagen worden ist. Man schlägt zurück. Oder als Erster zu. Zwischen dem Impuls und der Tat gibt es nur Spinalnerven und reaktionsschnelle Muskeln. Es ist kein Leben des Geistes.

 
     
     
    Die Szene, in der Claude Sylvanshine und Charles Lehrl zusammen wohnen, steht nicht in Einklang mit der Figur Merrill Errol Lehrl, wie sie im restlichen Buch ausgestaltet wird. Das Heraufbeschwören einer Kindheit im ländlichen Peoria vervollständigt aber das an anderen Stellen entworfene Bild der Stadt.
     
    Charles Lehrl wuchs nicht in Peoria auf, sondern im nahe gelegenen Decatur, dem Sitz von Archer Dentists Midland und laut Lehrl einer Stadt von so erbarmungslos uninteressanter Verkommenheit und Armut, dass man in Peoria wahrhaft stolz war auf das eigene Scheitern, mit dem Elend von Decatur gleichzuziehen, wo es je nach Windrichtung entweder nach der Schweineverarbeitung oder nach verbranntem Mais stank und wo sich die Patrizier dadurch auszeichneten, dass sie ihr Kaugummi mit den Schneidezähnen kauten. Lehrls eine Erzählung war, dass er in einem Trailer aufgewachsen war, der die Farbe verfaulten Obsts hatte und an einem Drainagegraben drüben am Self-Storage Parkway stand, einem Interstate-Zubringer, der für eine Tochtergesellschaft von A. E. Staley gebaut worden war, die nach dem drastischen Einbruch des Schweinebauchmarkts geschlossen worden war, und das Gebiet gehörte jetzt den Moskitos und Konferven, der Mohrenhirse und verschiedenen Unkrautsorten, die durch den ausgewaschenen Stickstoffdünger ins Kraut geschossen waren und in denen im Sommer manchmal Haustiere verloren gingen. Sein Vater war nur darum kein Vollblutalkoholiker geworden, weil es viel zu viel Mühe kostete, ein Vollblutalkoholiker zu sein. Mr und Mrs Lehrl hatten den Kindern nicht nur erlaubt, sondern sie sogar ermuntert, auf der Straße zu spielen. Die einzigen Sorgen der Nachbarschaft galten Lagerhäusern von U-Lock It für Selbsteinlagerung mit einer Fläche von 1,4 Hektar sowie einer kleinen Tierkörperverwertungsanstalt im Besitz einer großen Familie von Albinos, die ohne jede Zufuhr nicht albinotischen Genmaterials ständig zu wachsen schien, und alle siebenundachtzig von ihnen konnten nie mehr als ein Tier auf einmal verwerten. Mr Lehrl verbrachte den Löwenanteil von Charles’ Kindheit auf der Couch, den Arm über die Augen gelegt. Lehrl erzählte von Decatur im Sommer, klang, als wäre er hoch droben aufgewachsen, schilderte die Baumwollebenen und Alphabete der Bewässerungsanlagen in den Bohnenfeldern (Peoria, Lake James und Pekin bauten Mais an, Decatur und Springfield Sojabohnen für die Japaner), schrill flirrende Felder, blendende cremeblaue Himmel, unberührt von den ADM-Schloten, deren Ausstoß unsichtbar war, aber stank und Gerüchten zufolge feuergefährlich war, und in der Abenddämmerung in geschlossener Formation aus den Gräben aufsteigende Moskitos und beschrieb bis in alle Einzelheiten die Höhepunkte jener Sommertage, an denen er, sein Bruder und seine kleine Schwester die Gräben und Zäune überwanden, den Self-Storage Parkway überquerten, am Gerüst der Werbetafel vom Big-Boy-Restaurant hochkletterten und durch das Loch im linken Schneidezahn des Markenzeichens von Big Boy (einem großen grinsenden Jungen mit

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