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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Sergio hinüber. „Reißt mich aus dem Schlaf wie bei einem Erdbeben. Was ist eigentlich los?“
    „Wir werden es gleich wissen“, entgegnete Jimmy. Währenddessen hockte der Hotelpage Sergio in seiner schneeweißen Uniform neben dem Professor und redete auf ihn ein. Und wenn Mister Miller etwas nicht verstand, suchte er nach anderen Worten oder nahm wieder seine Hände zu Hilfe. Dabei blickten die beiden öfters zu Peter Schimmelpfennig hinüber.
    Der lange Neger mit seinen Kokosnüssen kam wieder einmal vorbei. Jetzt kannte man ihn schon. Die Leute lagen in der Sonne, lösten Kreuzworträtsel oder schwammen im Wasser. Gelegentlich tauchten irgendwo Gesichter von Sergios Bande auf. Sie blickten neugierig oder pfiffen auch mal durch die Finger, um ihren Anführer auf sich aufmerksam zu machen.
    Der Professor räusperte sich schließlich und schien verlegen zu sein. „Also!“ sagte er und versuchte, noch etwas Zeit zu gewinnen. Aber dann nahm er einen Anlauf wie zum Stabhochsprung und übersetzte, was ihm der Hotelpage Sergio gerade berichtet hatte.
    Peter Schimmelpfennig wurde blaß im Gesicht. Besonders, als er von den beiden Polizisten in Zivil hörte, die sein Foto überall herumzeigten.
    Als der Professor nichts mehr zu sagen hatte, blickte er zum Meer hinaus. Dort war am Horizont ein Schiff zu sehen. Plötzlich schienen auch Jimmy und der Hotelpage Sergio nur noch für dieses Schiff Interesse zu haben. Jedenfalls schauten sie alle zum Meer hinaus.
    „Jetzt glaubt ihr natürlich, daß ich mindestens eine Bank ausgeräumt habe“, sagte Peter Schimmelpfennig nach einer Weile.
    „Es muß nicht unbedingt eine Bank sein“, grinste Jimmy, ohne den Blick vom Schiff am Horizont zu wenden.
    „Du sollst ihn jetzt nicht unterbrechen“, meinte der Professor nachdenklich.
    „Am schwierigsten ist es, den richtigen Anfang zu finden“, überlegte Peter. Er zog die Beine an und bohrte mit der linken Ferse ein Loch in den Sand. „Aber so ernst ist die Geschichte gar nicht. Ich meine, nicht so ernst wie das Gesicht, das Sie jetzt machen, Herr Professor.“
    Peter Schimmelpfennig landete mit seiner Erzählung gerade in Dakar, als Rodrigo Sola das Hotel Excelsior verließ. Dort saßen immer noch die Fotografen in der Halle herum, und ein paar Reporter wanderten von ihren Sesseln zu den Telefonen und von den Telefonen wieder zu den Sesseln zurück. Jede Minute, die er mit ihnen zusammen warten würde, war verloren. Das war so sicher wie die Steuer.
    Rodrigo stapfte durch den Sand. Wenn dieser Junge überhaupt irgendwo zu finden war, dann hier am Strand, zumindest solange die Sonne schien.
    Der junge schwarzhaarige Brasilianer ließ sich Zeit. Er blieb immer wieder einmal stehen und sah sich um. Nach und nach bekam sein Suchen geradezu etwas Systematisches. Er ging immer genau zwanzig Schritte. Dann wanderte sein Blick über die Menschen, die in der Sonne lagen. Rodrigo hielt Ausschau nach Jungen, die so etwa vierzehn Jahre alt waren. Anschließend wiederholte sich das gleiche bei den Menschen, die im Meer badeten.
    Beim Überklettern einer Absperrung, die an dieser Stelle vor der besonders gefährlichen Brandung warnen sollte, entdeckte er Peter.
    Und im gleichen Augenblick bemerkte Peter Schimmelpfennig den Brasilianer.
    Rodrigo Sola blieb stehen und winkte vergnügt wie jemand, der bei einer Sonntagswanderung im Gebirge endlich den Gipfel erklommen hat.
    „Der Straßenkreuzer!“ stellte Peter Schimmelpfennig fest und winkte zurück. Er versuchte dabei sogar zu lächeln. Aber gleichzeitig sagte er, ohne den Mund zu bewegen: „Was machen wir?“
    Die anderen begriffen nicht sofort. Sie hatten ja gerade erst den Schluß von Peters Geschichte gehört, und der Professor war noch dabei, dem Hotelpagen Sergio auseinanderzusetzen, weshalb es so wichtig war, daß der „blinde Passagier“ aus Hamburg von keinem fremden Zeitungsreporter interviewt oder auch nur fotografiert wurde.
    Rodrigo kam immer näher. Er schien es aber auch jetzt noch nicht eilig zu haben und stapfte vorsichtig zwischen den Leibern, die wie Sardinen nebeneinander in der Sonne lagen, durch den Sand.
    „Es wäre prima, wenn ich mich jetzt in Luft auflösen könnte“, erklärte Peter Schimmelpfennig.
    „Am besten, wir rennen alle weg“, schlug Jimmy vor.
    „Man müßte nur wissen, wohin“, japste Peter aufgeregt. „Ins Hotel kann ich nicht zurück.“
    Selbst der Professor hatte sich von der allgemeinen Aufregung anstecken lassen. „Man muß

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