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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hinterfragen, wenn sie Beweismaterial sammeln. Ohne Beweise kommen wir nicht weiter.«
    »Wahrheit wird sich stets behaupten. Du zitierst doch selbst gern deinen Mentor, Fidelma von Cashel, den Brehon Moran. Leider siegt die Wahrheit nicht immer. Unser Vorfahr Mugh Ruith ist dir bestimmt kein Unbekannter?«
    »In heidnischen Zeiten, so habe ich gehört, hielt man ihn für einen Sonnengott, der in einem Wagen aus brennendem Licht durch die Wolken fuhr«, erwiderte sie und konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren.
    Cumscrad zog ein Gesicht. »Mit jedem Erzählen werden die Geschichten mehr und mehr ausgeschmückt. Mugh Ruiths Name geht tatsächlich auf den Sonnengott zurück, doch Mugh Ruith war ein Mann aus Fleisch und Blut und ein großer Druide meines Volkes. Mein Clan betrachtet ihn als seinen Vorfahren.«
    »Verzeih meine Unkenntnis, aber ich würde gern mehr über ihn erfahren«, bat Eadulf.
    »Fanatische Anhänger des Neuen Glaubens behaupten, er wäre ein Zauberer gewesen. So tun sie heute die Druiden ab – als Hexenmeister und Zauberer. Sie verbreiten weiterhin die Geschichte, Mugh Ruith wäre ins Heilige Land gezogen und hätte dort von einem gewissen Simon Magus seine angebliche Zauberei erlernt.«
    Eadulf war bei dem, was er zu hören bekam, nicht sehr wohl zumute, er ging jedoch auf Cumscrads Erläuterungen ein. »Das war Simon von Gitta, auf den angeblich alle ketzerischen Lehren zurückzuführen sind.«
    »Richtig. Mugh Ruith hatte es aber gar nicht nötig, wegen ›Hexerei‹ bei irgendjemandem in die Lehre zu gehen. Er war ein großer Druide.«
    »Und Simon von Gitta steht bei den Eiferern sicher auch in keinem guten Ruf«, bemerkte Eadulf stirnrunzelnd. »Also wird man ihn gleichfalls nur schmähen.«
    »Vermutlich hattet ihr in eurer Bibliothek kein Exemplar der
Apophasis Megale
, der
Großen Verkündigung
, die Simon von Gitta geschrieben haben soll?«, fragte Fidelma unversehens.
    »Die Frage stellst du besser meinem Sohn«, entgegnete Cumscrad.
    »Es gibt viele Dinge, die wir ihn fragen müssen«, meinte Fidelma. »Er wird sich hoffentlich bald zu uns gesellen.«
    »Ich hätte gern noch etwas anderes gewusst«, begann Eadulf. »Was ist das für eine merkwürdige Vorrichtung, die ich gesehen habe, die offensichtlich Wasser aus dem Fluss nach oben in die
tech-screptra
pumpte?«
    »Das ist eine Sache, an der Dubhagan arbeitete«, erwiderte Cumscrad mit traurigem Lächeln. »Er war damit noch nicht fertig. Es ist eine neue Form einer Wasserpumpe. Am oberen Punkt eines Zylinders wird durch einen Kolben ein Vakuum erzeugt. Hierdurch wird Wasser durch Ventile angesaugt, und bei der Abwärtsbewegung des Kolbens wird das Wasser durch Rohrleitungen, in unserem Fall durch die Tröge gepresst. Frage mich nicht nach den technischen Einzelheiten, ich habe sie nur von Dubhagan gehört und verstehe kaum, was sie bezwecken.«
    »Es war Dubhagan, der das Ganze erfunden hat, um Wasser nach oben zu pumpen?«
    Cumscrad schüttelte den Kopf.
    »Wie er mir erzählte, hatte er die Beschreibung der Vorrichtung in einer der lateinischen Schriften gefunden, die in unsere Bibliothek kamen. Wollen wir hoffen, man hat sie vor den Flammen retten können. Ein Römer namens Vitruvius hat sie vor vielen Jahrhunderten verfasst,
De architectura
war ihr Titel. Dubhagan sagte, der Römer hätte eine solche Anlage in Ägypten gesehen und sich deren Funktionsweise genau eingeprägt, als er in den Legionen unter Julius Caesar diente.«
    Fidelma konnte dem Thema nicht viel abgewinnen; sie beschäftigte mehr das Problem, um dessentwillen sie hergekommen waren.
    »Vielleicht ist es unter den Büchern, die gerettet werden konnten. Im Übrigen geht aus dem, was du erzählt hast, hervor, dass ihr in eurer
tech-screptra
keineswegs nur alte Bücher aus den fünf Königreichen hattet. Das sehe ich doch richtig, nicht wahr?«
    »Unsere Bibliothek hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in ihrem Bestand auch Schriften zum Glauben zu haben, die nicht unbedingt von eifrigen Verfechtern des Neuen Glaubens stammten. So auch die Handschrift von Celsus, die gestohlen wurde. Es ging um Bücher, die unter Umständen vernichtet werden sollten, weil man sie für ketzerisch hielt.«
    »Welche zum Beispiel?«
    »Das können euch bestimmt unsere Bibliothekare sagen.«
    »Vielleicht kann ich da sogar helfen.«
    Sie blickten auf. Cunán hatte den Saal betreten. Er war frisch gewaschen und schien jetzt Herr seiner selbst zu sein. Im Gesicht hatte er immer noch

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