Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
verheimlicht, oder Jack hatte es Shane nicht gesagt. Ich überlegte, was der Fall sein mochte. Vermutlich tat sie das Gleiche.
Quinn schaute uns beide an. Sein Blick war hart, und ich sah, wie Nicole ihren Fehler zu spät erkannte. »Wie kommt es, dass sich keine von euch beiden die Mühe gemacht hat, mich darüber zu informieren?«
»Weil Nicole es nicht wusste und ich es gestern erst spät erfahren habe.« Vielleicht war es ungehobelt, sie so bloßzustellen, doch es war eine zu einfältige Lüge gewesen. Vielleicht würde Quinn sich jetzt zwei Mal durch den Kopf gehen lassen, ob er glauben sollte, was sie ihm eben dort hinten im Weinkeller gesagt hatte. Ich ergänzte: »Und wir beide hatten gestern wenig Gelegenheit, miteinander zu reden.«
Unsere Auseinandersetzung in meinem Büro schien bereits eine Woche hinter mir zu liegen, nicht erst weniger als vierundzwanzig Stunden.
»Nein«, sagte er, »das ist wahr.« Er schaute Nicole an und wies mit dem Daumen auf mich. »Stimmt es, was sie sagt?«
Sie nickte wie ein kleines Kind, das von den Eltern bei einer Lüge ertappt wurde, jedoch sicher ist, dass ihm verziehen wird. »Wann geben Sie die Flasche zurück?«, fragte sie mich.
»Wir versuchen, Jack davon zu überzeugen, dass er es sich überlegen soll. Noch ist also alles offen.« Ich hatte keine Lust, ihr dabei zu helfen, eine Strategie zu entwickeln, mit der sie direkt zu ihm marschieren konnte, um die Flasche zu kaufen.
»Der wird es sich nicht anders überlegen. Da können Sie Gift drauf nehmen.« Nicole gab sich keine Mühe, ihre Verachtung zu verbergen.
Ich fragte mich, wie ich sie jemals für schwach hatte halten können. Vielleicht war dieser Fehler mit ein Grund für ihren Erfolg. Die Leute unterschätzten sie und bildeten sich ein, sie sei aus Zuckerwatte und nicht aus Batteriesäure.
»Das Geld sollte einem wohltätigen Zweck zugutekommen«, sagte ich.
Ihr Achselzucken sagte alles. »So was kommt schon mal vor. Der Wert dieser Flasche ist unschätzbar.«
»Ich habe gehört, Sie hätten einen Klienten, der sagte, Sie sollten nicht ohne sie zurückkommen.«
Sie lächelte verächtlich und schaute mich herausfordernd an. »Ach, wirklich, haben Sie das?«
»Dann hat sie also doch ihren Preis«, sagte ich.
»Den zu zahlen ich bereit bin.« Sie warf Quinn einen Blick zu. »Ich weiß mir zu helfen, wenn ich etwas erreichen will.«
»Das glaube ich Ihnen hundertprozentig!«, sagte ich.
»Vielleicht sollten wir uns langsam auf den Weg machen, Nic.« Quinn machte mir ein Zeichen, es gut sein zu lassen. »Dann können sich auch alle ein wenig beruhigen. Komm! Der Gator steht draußen bei der Scheune. Lass uns gehen.«
Er zog sie an der Hand zur Tür. Bevor sie verschwanden, drehte er sich noch einmal um und starrte mich verärgert an. Ich schüttelte den Kopf, und das schien die Dinge zwischen uns zu besiegeln – Nicole und ich hatten die Fronten abgesteckt, und das gefiel ihm gar nicht.
Nachdem sie gegangen waren, brachte ich den Margaux zum langen Tisch, stellte ihn vorsichtig darauf und starrte ihn an. Heute Abend würde er wieder in Jacks Weinkeller sein – zumindest vorübergehend, bis Nicole Martin Jack mit Geld überhäufen und er sich von der Flasche trennen würde, die ihm angeblich so viel bedeutete. Ich fragte mich, ob ich jemals erfahren sollte, wie viel Nicole dafür zahlen und für wen sie ihn kaufen würde.
Und was war mit der Szene zwischen Quinn und Nicole, deren Zeuge ich gewesen war? War er ihr wieder verfallen? Bestimmt wusste er, welch ein Fehler das wäre – obwohl, wer war ich denn, dass ich nach der letzten Nacht in Micks Haus einem liebestollen Mann Ratschläge erteilen wollte? Auch wenn wir wahrscheinlich beide mit gebrochenem Herzen dastehen würden, jetzt umzukehren wäre etwa so, als wollte man versuchen, Regentropfen in die Wolken zurückzuzwingen.
Shanes Porsche stand noch immer auf dem Parkplatz, als ich mich um kurz vor zwölf aufmachte, Kit im Red Fox Inn zu treffen. Wohin hatte Quinn Nicole bei seiner Rundfahrt mitgenommen? Nach Charlottesville?
Auf dem Weg zu meinem Mini kam ich am Porsche vorbei und blickte durch die Windschutzscheibe. Auf dem Beifahrersitz lag eine Ausgabe von Valerie Beauvais’ Buch. Oben ragte ein Stück Papier wie ein Lesezeichen heraus. Nicole hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Wagen abzuschließen. Shane hatte eine supermoderne Alarmanlage einbauen lassen und war so vernarrt in sein Auto, dass er es unter Garantie sogar in der
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