Der Bordeaux-Betrug - Der Bordeaux-Betrug - The Bordeaux Betrayal
Platz einzunehmen. Mick wirkte nervös, als der Jockey Casbah einen kleinen Kreis traben ließ und ihm besänftigend zuredete. Schließlich schien sich das Pferd zu beruhigen. Als der Startschuss fiel, preschte es den anderen davon und hielt über die ersten drei Kilometer einen Vorsprung von mindestens zehn Längen.
»Sieht gut aus«, sagte Amanda zu Mick.
»Ich weiß nicht«, meinte Mick. »Alberto hat Schwierigkeiten, ihn zu halten.«
In dem Moment, als er es sagte, erwischte Casbah mit dem Hinterlauf eine Hürde und geriet ins Straucheln. Er fing sich wieder, doch Alberto fiel aus dem Sattel und stürzte zu Boden. Der Jockey stand nicht auf und blieb regungslos liegen, während sich ihm der Rest des Feldes schnell näherte. Wenn die anderen, die einen Hügel hinaufritten, nicht mitbekommen hatten, was dort geschehen war, und ihre Richtung beibehielten, würde Alberto zu Tode getrampelt werden.
Die vorher ruhige Stimme des Sprechers klang plötzlich aufgeregt. »Es sieht so aus, als sei Casbahs Jockey zu Fall gekommen. Er steht nicht auf …«
»Steh auf, Alberto, steh auf!«, sagte Mick neben mir wie jemand, der betet. »Mein Gott, bitte! Steh auf!«
Ich sah, wie einer der Vorreiter Casbah verfolgte, der wild auszubrechen versuchte, und plötzlich schien Shane aus dem Nichts heranzufliegen und mit Höchstgeschwindigkeit auf Alberto zuzugaloppieren, der wieder auf die Beine gekommen war.
»Shane hält auf ihn zu«, sagte Amanda. »Ich glaube nicht, dass er es schafft …« Sie legte die Hand vor den Mund.
»Es wird sie beide töten«, sagte ich. »Der Rest des Feldes kommt zu schnell heran.«
»Geben Sie mir das Fernglas!« Mick stellte sich auf den Zaun, um besser sehen zu können, und nahm Amanda das Fernglas ab. »Los, mach voran! Du schaffst es, Shane! Schnapp ihn!«
Ich hielt die Luft an, während Shane Alberto eine Hand reichte, der danach griff und sich hinter Shane in den Sattel schwang, genau in dem Moment, als das erste Pferd, gefolgt vom Rest des Feldes, die Hürde übersprang.
Micks und mein Blick trafen sich. Sein Gesicht war aschfahl, doch ihm gelang ein Lächeln.
Amanda hatte das Programm in ihrer Hand zerknüllt. »Das war unglaublich!«
»Mein lieber Schwan! Das war knapp«, sagte Mick. »Ich muss weg.« Er drückte meinen Arm. »Bis bald!«
»Dein Freund ist sehr tüchtig«, sagte Pépé zu mir. »Ein ausgezeichneter Pferdezüchter.«
»Du müsstest ihn Polo spielen sehen«, sagte ich. »Der kennt keine Angst.«
Nach dem Rennen machten Pépé und ich uns auf. Als wir zum Wagen gingen, sah ich, wie Shane auf dem Sattelplatz die Gratulationen von Jockeys, Pferdepflegern und Besitzern entgegennahm. Ich fragte mich, wo Nicole war. Vielleicht hatte sie mit Shane wirklich Schluss gemacht, wie sie gesagt hatte.
Auf dem Weingut bekam ich die Antwort. Frankie und Gina waren am Nachmittag vollauf damit beschäftigt gewesen, zusammen mit zwei Kellnern vom Goose Creek Inn Wein zu verkaufen. Die meisten Tische auf der Terrasse waren noch besetzt, doch in einer Stunde würden wir schließen. Die Menge würde sich langsam lichten, obwohl ich wusste, dass viele ihren Aufbruch so lange wie möglich hinauszögern würden.
Mein gut achtzigjähriger Großvater flirtete mit Gina, während Frankie und ich in meinem Büro die Verkäufe vom Tage durchgingen.
»Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Lucie?«, fragte sie, als wir allein waren. »Sie scheinen irgendwie abgelenkt.«
»Mir geht’s gut. Ist Quinn heute vorbeigekommen?«
»Nein, und Sie sind auch nicht die Einzige, die ihn sucht. Nicole Martin tauchte hier auf. Sie müssen sie knapp verpasst haben.«
»Sie kam, um Quinn zu treffen? Das ist die Erklärung, weshalb sie nicht mit Shane beim Point-to-Point war.«
»Wenn Sie mich fragen, wollte sie nur Zeit totschlagen. Meinte, später sei sie zum Abendessen mit Mick Dunne verabredet.« Frankie zog eine Augenbraue hoch. »Was hat es damit auf sich?«
Ich spürte, wie etwas in mir zerbrach. »Ich habe ihn in Glenwood getroffen, und er sagte mir, er habe heute Abend ein Geschäftsessen.« Ich versuchte, ungezwungen zu klingen. »Er hat vor, sie zu engagieren. Sie soll ein paar außergewöhnliche Weine für seine Sammlung aufstöbern.«
Frankie schaute mich kritisch an. Ich hatte sie nicht hinters Licht führen können. »Tut mir leid, aber für ein Geschäftsessen war sie nicht gekleidet.«
Ich ließ die Maske fallen. »Danke! Das war es, was ich hören wollte.«
»Also gut, sie trug ein
Weitere Kostenlose Bücher