Der Bourne Betrug
hoch, umarmte Bourne und küsste ihn feucht und überschwänglich auf beide Wangen.
»Mein Freund, mein Freund. Allah sei Dank, dass du lebst! Wir konnten nicht ahnen, dass du an Bord warst. Wie denn auch? Das war Fadis Maschine!« Er drohte Bourne scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Und du erzählst mir ohnehin nie, was du gerade vorhast.«
Bourne und Fahd al-Saâud kannten sich schon länger. Auf Island hatten sie einmal zusammengearbeitet.
»Ich habe gerüchteweise gehört, die Saudis seien Fadi auf der Fährte, obwohl sie das vehement geleugnet haben.«
»Fadi ist Saudi-Araber«, antwortete Fahd al-Saâud, dessen Ãberschwang sich rasch gelegt hatte. »Er ist ein saudisches Problem.«
»Er ist eine saudische Peinlichkeit, meinst du«, sagte Bourne. »Und ich fürchte, er hatâs geschafft, ein Problem für jedermann zu werden.«
Bourne berichtete seinem Freund von Fadis Identität und was der Terrorist gemeinsam mit seinem Bruder Karim al-Jamil plante â auch die Unterwanderung der CI. »Du glaubst vielleicht, das Hauptlager der Dujja aufgespürt zu haben«, sagte er zuletzt, »aber ich kann dir versichern, dass es nicht in Miran Schah liegt. Irgendwo hier in der Nähe liegt eine Anlage, in der Uran angereichert und der Atomsprengkörper gebaut wird, den die Dujja in einer amerikanischen GroÃstadt zünden will.«
Fahd al-Saâud nickte. »Jetzt wird mir einiges klar.« Er drehte sich mit seinem Sessel um, griff nach einer TPC-Karte dieses Gebiets und entfaltete sie, damit Bourne sich orientieren konnte. Als Nächstes rief er eine Serie Nahaufnahmen auf, die von IKONOS-Satelliten stammten.
»Die sind letzte Woche in Abständen von zwei Minuten gemacht worden«, sagte er. »Auf dem ersten Bild sehen wir Miran Schah wie heute â kahl, verlassen. Aber hier auf Bild zwo siehst du zwei Geländewagen, die mehr oder weniger nach Nordwesten fahren. Und was sehen wir auf Bild drei? Miran Schah ist wieder kahl, verlassen. Kein Mensch, keine Fahrzeuge. Wohin sind sie binnen zwei Minuten verschwunden? Aus dem Aufnahmebereich von IKONOS können sie unmöglich herausgefahren sein.« Fahd al-Saâud lehnte sich zurück. »Welchen Schluss müssen wir aus diesen Informationen ziehen?«
»Die Aufbereitungsanlage der Dujja liegt unter der Erde«, sagte Bourne.
»Richtig, das muss man annehmen. Wir haben den Funkverkehr der Terroristen mitgehört. Aber wir wussten bis jetzt nicht, woher er kam â nämlich unter Fels und Sand hervor. Interessanterweise handelt es sich nur um internen Funkverkehr. In den drei Stunden seit unserer Ankunft hat es keinerlei Kommunikation mit der AuÃenwelt gegeben.«
»Wie viele Leute hast du mitgebracht?«, erkundigte Bourne sich.
»Wir sind zu zwölft. Wie du gemerkt hast, mussten wir uns als Angehörige der Dujja ausgeben. Wir sind hier im Norden von Wasiristan, der konservativsten der westlichen Provinzen Pakistans. Die einheimischen Paschtunen stehen in engen religiösen und ethnischen Verbindungen zu den Taliban, deshalb sind ihnen al-Qaida und Dujja gleichermaÃen willkommen. Ich durfte nicht riskieren, mehr Männer mitzubringen, denn das hätte peinliche Fragen aufwerfen können.«
In diesem Augenblick riss der Mann mit den Kopfhörern das oberste Blatt eines Blocks ab, auf dem er hektisch mitgeschrieben hatte. Er gab es seinem Chef.
»Irgendetwas im Fels oder vielleicht die Bleiabschirmung der Anlage behindert das Abhören.« Fahd al-Saâud überflog das Mitgeschriebene rasch, anschlieÃend gab er das Blatt an Bourne weiter. »Ich finde, das solltest du dir ansehen.«
Bourne las den mitgeschriebenen arabischen Text:
Â
»[?] sind beide verschwunden. Die Wachen haben wir in der [?]kammer entdeckt.«
»Seit wann?«
»[?] zwanzig Minuten. [?] kann ich nicht genau sagen.«
»Mobilisiert alle [?], die abkömmlich sind. Schickt [?] zum Ausgang. Findet sie!«
»Und dann?«
»Legt sie um.«
Â
Lindros und Katja liefen durch die modernen Katakomben unter Miran Schah. Schrilles Alarmklingeln aus Deckenlautsprechern verfolgte sie. Der Ausgang war bereits in Sicht gewesen, als Alarm gegeben wurde. Lindros war sofort umgekehrt, und jetzt waren sie auf dem Weg tiefer in die Anlage hinein.
Aus aufgeschnappten Gesprächsfetzen und eigenen Beobachtungen schloss
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