Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Fingerspitze unter seine Nase und zog geräuschvoll hoch.
    Â»Ah, dieser Handel blüht das ganze Jahr«, sagte der Ober. Er war ein dürrer, kleiner Mann – mit hängenden Schultern und vorzeitig gealtert. »Wie viel brauchen Sie?«
    Â»Mehr, als Sie mir besorgen können. Ich bin im Großhandel.«
    Â»Eine ganz andere Sache«, meinte der andere vorsichtig.
    Â»Hier ist alles, was Sie darüber wissen müssen.« Bourne legte ein dünnes Bündel Dollarscheine auf den Tisch.
    Der Ober ließ es ohne Zögern verschwinden. »Sie kennen den Privos-Markt?«
    Â»Ich finde ihn.«
    Â»Eierreihe, dritter Stand vom östlichen Ende aus. Sagen Sie Jewgeni Fejodowitsch, dass Sie braune Eier wollen, nur braune.«
    Â 
    Wie das ganze alte Odessa war das Samarin im neoklassizistischen Stil erbaut, was bedeutete, dass es französisiert war. Das war nicht überraschend, denn zu den Gründungsvätern der Stadt gehörte der Herzog von Richelieu, der dort im frühen 19. Jahrhundert elf Jahre lang als Gouverneur residiert hatte und ihr Chefplaner und -architekt gewesen war. Der hier im Exil lebende russische Dichter Alexander Puschkin hatte einmal gesagt, in den Geschäften und Kaffeehäusern Odessas könne er Europa riechen.
    Auf der schattigen, von Linden gesäumten Primorskaja-Straße schlug Bourne sofort ein kalter, feuchter Wind entgegen, der in seinem Gesicht brannte und seine Haut rötete. Im Süden, weit draußen über dem Meer, hingen dunkle, dichte Wolken, aus denen Schneeregen auf die Wellen fiel, die wie mit einer Gänsehaut überzogen waren.
    Der salzige Tanggeruch der See brachte seine Erinnerungen
in atemloser Wildheit zurück. Nacht in Odessa, Blut an seinen Händen, ein Leben in höchster Gefahr, eine verzweifelte Suche nach seiner Zielperson, die er schließlich in dem Strandkiosk gefunden hatte.
    Er richtete seinen Blick landeinwärts, auf die terrassenförmigen Ebenen, die zu den Hügeln hin aufstiegen, die den sichelförmigen Hafen schützten. Nach kurzer Orientierung auf dem Stadtplan, den der uralte Pförtner des Hotels ihm gegeben hatte, sprang er auf eine langsam fahrende Straßenbahn, die ihn zum Bahnhof am Italianski-Boulevard bringen würde.
    Auf dem Privos-Bauernmarkt, nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt, wurde unter einem Wellblechdach eine unglaubliche Vielfalt von lebenden Tieren und landwirtschaftlichen Erzeugnissen verkauft. Die Stände waren hinter hüfthohen Betonbarrieren aufgebaut, die Bourne an die in Washington errichteten Sperren zum Schutz vor Terroristen mit Autobomben erinnerten. Der Markt war von Wellblechhütten und Behelfsunterkünften umgeben. Die Bauern kamen von nah und fern, und wer eine weite Anreise hatte, übernachtete hier, um morgens rechtzeitig da zu sein.
    Drinnen herrschte ein Chaos aus Geräuschen, Gerüchen und Geschrei in allen möglichen Sprachen – gebrochenes Russisch, Ukrainisch, Rumänisch, Jiddisch, Georgisch, Armenisch, Türkisch. Käsegeruch vermengte sich mit dem von Frischfleisch, Wurzelgemüse, würzigen Kräutern und gerupftem Geflügel. Für Uneingeweihte bestand der Markt aus einer höchst verwirrenden Ansammlung von Ständen, gegen die Horden von stämmigen Kaufwilligen ihre eindrucksvollen Bäuche pressten.
    Bourne musste mehrmals nach dem Weg fragen, bis er sich durch das lärmende Treiben zu den Eierverkäufern vorgearbeitet hatte. Nachdem er sich orientiert hatte, trat er an den dritten Stand von Osten aus, an dem typisch reger Betrieb
herrschte. Eine rotgesichtige Frau und ein stämmiger Mann – vermutlich Jewgeni Fejodowitsch – hatten alle Hände voll zu tun, um ihre Kunden zu bedienen. Bourne stellte sich auf der Seite des Mannes an, und als er drankam, fragte er: »Sie sind Jewgeni Fejodowitsch?«
    Der Mann sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Wer will das wissen?«
    Â»Ich suche braune Eier, nur braune. Jemand hat mir geraten, hier nach Jewgeni Fejodowitsch zu fragen.«
    Jewgeni Fejodowitsch grunzte, beugte sich nach rechts und sagte etwas zu seiner Partnerin. Sie nickte, ohne sich aus ihrem geübten Rhythmus, mit dem sie Eier einpackte und Geld in die übergroße Tasche ihrer Kittelschürze steckte, bringen zu lassen.
    Â»Mitkommen«, sagte der Eiermann und nickte Bourne zu. Er schlüpfte in einen abgewetzten Kolani, kam hinter der

Weitere Kostenlose Bücher