Der Bourne Betrug
Betonbarriere hervor und führte ihn nach Osten aus dem Gedränge. Sie überquerten die Srednefontanskaja-StraÃe und erreichten den Kulikowo-Platz mit seinen vielen Fahnenmasten.
Der Himmel war jetzt weiÃ, als habe eine riesige Wolke sich über die Stadt gesenkt. Das Licht, nüchtern und schattenlos, war ein Fotografentraum. Es enthüllte alles.
»Wie Sie sehen, ist dieser Platz sehr sowjetisch, sehr hässlich, rückwärts gewandt, aber nicht auf gute Art«, sagte Jewgeni Fejodowitsch ziemlich ironisch. »Trotzdem dient er dazu, uns an die Vergangenheit zu erinnern â an Hungertode und Massaker.«
Sie gingen weiter, bis sie unter einer zehn Meter hohen Statue ankamen. »Mein Lieblingsplatz für Geschäfte â zu Lenins FüÃen. In der guten alten Zeit haben hier Kundgebungen der Kommunisten stattgefunden.« Er zuckte mit seinen muskulösen Schultern. »Könnteâs einen besseren Platz geben? Jetzt
wacht Lenin über mich wie ein unechter Schutzheiliger, der hoffentlich in den schlimmsten, heiÃesten Höllenpfuhl verbannt worden ist.«
Er kniff erneut die Augen zusammen. Wie ein Baby roch er nach Sauermilch und Zucker. Er hatte buschige Augenbrauen unter einem Mopp aus braunem Haar, das sich wie gebrauchte Stahlwolle in alle Richtungen kräuselte.
»Sie wollen also braune Eier?«
»In groÃen Mengen«, sagte Bourne. »Und regelmäÃige Lieferungen.«
»Tatsächlich?« Jewgeni Fejodowitsch setzte sich mit einer Hinterbacke auf den Kalksteinsockel des Denkmals und schüttelte eine schwarze türkische Zigarette aus einer Packung. Er zündete sie mit fast religiöser Andacht an und nahm einen tiefen Zug. Den Rauch behielt er sekundenlang in der Lunge wie ein Hippie, der einen Joint mit Acapulco Gold genieÃt. »Woher weià ich, dass Sie nicht von Interpol sind?«, fragte er, während er mit leisem Fauchen ausatmete. »Oder ein verdeckter SBU-Ermittler?« Damit meinte er den ukrainischen Sicherheitsdienst.
»Weil ichâs Ihnen sage.«
Der Ukrainer lachte. »Wissen Sie, was das Verrückte an dieser Stadt ist? Sie liegt direkt am Schwarzen Meer, hat aber schon immer unter Trinkwasserknappheit gelitten. Das wäre nicht weiter interessant, aber so hat Odessa seinen Namen bekommen. Am Hof von Katharina der GroÃen wurde Französisch gesprochen, wissen Sie, und irgendein Witzbold hat vorgeschlagen, die Stadt Odessa zu nennen, weil das wie assez dâeau von hinten gelesen klinge. âºGenug Wasserâ¹, verstehen Sie? Die gottverdammten Franzosen haben sich einen Witz mit uns erlaubt.«
»Wenn Sie mit Ihrer Geschichtsstunde fertig sind«, sagte Bourne, »möchte ich zu Lemontow.«
Jewgeni Fejodowitsch sah durch beiÃenden Zigarettenqualm zu ihm auf. »Zu wem?«
»Fedor Wladimirowitsch Lemontow. Er kontrolliert den hiesigen Handel.«
Der Stämmige lieà seine Zigarette fallen und stand auf, ohne Bourne dabei anzusehen. Er führte ihn um den Denkmalssockel herum.
Ohne den Kopf zur Seite zu drehen, konnte Bourne am Rand seines Blickfelds einen Mann sehen, der einen groÃen Dobermann spazieren führte.
Der Hund starrte Jewgeni Fejodowitsch mit gelben Augen an, als wittere er seine Angst.
Als sie auf der Rückseite des Denkmals anlangten, fragte der Eiermann: »Wo waren wir gleich wieder?«
»Bei Lemontow«, sagte Bourne. »Bei Ihrem Boss.«
»Behaupten Sie, dass er das ist?«
»Arbeiten Sie nicht für ihn, möchte ichâs gleich wissen«, sagte Bourne knapp. »Ich will nur mit Lemontow ins Geschäft kommen.«
Bourne spürte, dass ein weiterer Mann sich von hinten an ihn anschlich, machte aber keine Bewegung, die Jewgeni Fejodowitsch verraten hätte, dass er das ahnte, bis ihm die kalte Mündung einer Pistole hinters rechte Ohr gedrückt wurde.
»Ich möchte Sie mit Bogdan Iljanowitsch bekannt machen.« Der Eiermann trat vor und knöpfte Bournes Mantel auf. »Jetzt gehen wir der Wahrheit auf den Grund, towarischtsch .« Mit flinken Fingern zog er ihm Reisepass und Brieftasche aus der inneren Manteltasche.
Jewgeni Fejodowitsch trat zwei Schritte zurück und schlug als Erstes den Pass auf. »Sie sind Moldawier, was? Ilias Woda.« Das Foto wurde kritisch begutachtet. »Ja, der sind Sie wirklich.« Er blätterte den Reisepass durch. »Direkt aus Bukarest
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