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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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durchkam und zu sprechen begann, wurde er fröhlicher und lachte und redete drauflos, aber gegen Ende des Gesprächs sah er dann wieder niedergeschlagen aus. Er legte den Hörer auf, drehte sich um und entdeckte mich.
    Er verließ die Telefonzelle, und ich schob mein Fahrrad neben ihm her durch die Menge. Ich wollte unbedingt seine Meinung über diese Geschichte mit Anwar wissen, aber dazu war er im Moment offenbar nicht aufgelegt. »Wie geht’s Eva?« fragte ich.
    »Sie sagt, sie hat dich lieb.«
    Wenigstens tat er nicht so, als wenn er nicht mit ihr gesprochen hätte.
    »Mich oder dich, Dad?« fragte ich.
    »Dich, Junge. Ihren Freund. Du weißt gar nicht, wie gern sie dich hat. Sie bewundert dich, sie denkt -«
    »Dad, Dad, bitte sag mir: Liebst du sie?«
    »Lieben?«
    »Ja, lieben. Du weißt schon. Verdammt noch mal, du weißt doch.«
    Es schien ihn zu überraschen, ich weiß nicht, warum. Vielleicht war er überrascht, weil ich es erraten hatte. Vielleicht hatte er aber auch den Gedanken an dieses mörderische Wort Liebe vermeiden wollen.
    »Karim«, sagte er, »sie ist mir sehr wichtig geworden. Sie ist jemand, mit dem ich reden kann. Ich bin gerne mit ihr zusammen. Weißt du, wir haben die gleichen Interessen.« Ich wollte nicht sarkastisch und aggressiv werden, weil es gewisse grundlegende Dinge gab, die ich wissen wollte, aber dann sagte ich doch: »Muß ja nett für euch sein.«
    Er schien mich nicht zu hören; er konzentrierte sich auf das, was er selber sagte.
    Er sagte: »Es muß wohl Liebe sein, weil es so weh tut.« »Was wirst du also machen, Dad? Wirst du uns verlassen und mit ihr fortgehen?«
    Es gibt bestimmte Gesichtsausdrücke bei bestimmten Menschen, die ich lieber nicht noch einmal sehen möchte, und dieser war einer von ihnen. Verwirrung, Schmerz und Angst überschatteten sein Gesicht. Ich war mir sicher, daß er über diese Fragen noch nicht viel nachgedacht hatte. Das mit Eva war einfach passiert, wie so etwas eben passiert. Jetzt überraschte es ihn, daß man von ihm erwartete, er solle die Motive und Absichten hinter alldem erklären, damit andere es verstehen konnten. Aber es gab keinen Plan, nur eine Leidenschaft und mächtige Gefühle, die ihn aus dem Hinterhalt überfallen hatten.
    »Ich weiß nicht.«
    »Was sagt dir dein Gefühl?«
    »Ich fühle mich, als würde ich Erfahrungen machen, wie ich sie in der Art noch nie gemacht habe, sehr starke, zwingende, überwältigende Erfahrungen.«
    »Du meinst, du hast Mum nie geliebt?«
    Er dachte eine Zeitlang darüber nach. Warum mußte er darüber nachdenken?!
    »Hast du jemals jemanden vermißt, Karim? Ein Mädchen?« Wir hatten wohl beide an Charlie gedacht, denn er fügte sanft hinzu: »Oder einen Freund?«
    Ich nickte.
    »Wenn ich nicht mit Eva zusammen bin, vermisse ich sie ständig. Wenn ich Selbstgespräche führe, spreche ich immer mit ihr. Sie versteht sehr viel. Ich spüre, daß ich einen großen Fehler mache, wenn ich nicht mit ihr zusammen bin, daß ich eine echte Chance verpasse. Und es gibt noch etwas. Eva hat es mir gerade erst erzählt.«
    »Ja, was denn?«
    »Sie trifft sich mit anderen Männern.«
    »Mit was für Männern, Dad?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe nicht nach genaueren Beschreibungen gefragt.«
    »Nicht mit weißen Männern in bügelfreien Hemden?«
    »Du Snob, ich versteh gar nicht, was du gegen bügelfreie Hemden hast. So etwas ist für Frauen sehr praktisch. Aber erinnerst du dich an diesen Kotzbrocken Shadwell?« »Yeah.«
    »Sie ist oft mit ihm zusammen. Er lebt jetzt in London, arbeitet beim Theater. Sie glaubt, daß er eines Tages einer von den Großen sein wird. Er kennt diese Künstlertypen. Ihr gefällt diese ganze Kunst-Schund-Szene. Sie feiern Parties in ihrem Haus.« Dad zögerte. »Ich meine, sie und der Kotzbrocken treiben es nicht miteinander, aber ich habe Angst, daß seine romantische Tour sie mir entfremdet. Ich fühle mich ohne sie so verloren, Karim.«
    »Ich habe Eva nie völlig vertraut«, sagte ich. »Sie mag wichtige Leute. Sie will dich damit erpressen, ganz bestimmt.«
    »Aber ein bißchen liegt es auch daran, daß sie mit mir unglücklich ist. Sie kann nicht jahrelang auf mich warten. Kann man ihr das vorwerfen?«
    Wir schoben uns durch das Gedränge. Ich sah einige Typen aus meiner Schule und drehte mich um, damit sie mich nicht entdeckten. Ich wollte nicht, daß sie sahen, wie ich weinte. »Hast du Mum davon erzählt?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich

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