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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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unten drückte. Die Schneide öffnete einen Schnitt vom Nabel bis zum Schamhaar. Mein Blick verschwamm von ungeweinten Tränen, als ich die Gebärmutter vor mir sah, bevor Blut sich sammelte und sie bedeckte. Ich griff mit einer Hand hinein, um das Organ herauszuholen, trennte es vom Körper ab, der es geschützt hatte. Dann spürte ich, wie mein Cabochon das Kind darin umgab, es mit schützender Macht umhüllte, damit es in Sicherheit war.
    Ich hielt Temellins Sohn in meiner Handfläche, und Tränen liefen mir über das Gesicht. Er war so winzig.
    Â» Was im Namen der Magori tust du da?«
    Ich sah erschrocken auf.
    Garis rappelte sich vom Boden auf, und seine Augen waren vor Entsetzen und Ekel weit aufgerissen. » Was für ein Gräuel hast du da begangen? Du– du– Numen ! Süßer Cabochon, Pinar hatte Recht! Oh, möge die Illusion meine unglückliche Seele verdammen, was habe ich getan ?«
    Ich sah ihn schweigend an, überwältigt von meinem eigenen Elend. Ich wollte sprechen, wollte etwas erklären, wollte das Entsetzen in seinem Gesicht auflösen, als er zu verblassen begann. Erstaunt sah ich ihn an, während er an Festigkeit verlor, bis keinerlei Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit mehr übrig war. Er war verschwunden, ebenso wie Brand und Pinar und die Trümmer im Zimmer. Ich stand umhüllt von vollkommener Schwärze da.
    Ich sah auf meine kostbare Bürde, fühlte ihr Leben, ohne es sehen zu können; dennoch wusste ich, dass es da war.
    Nun ?, fragte ich. Was jetzt?

26
    Ich stand in einer Schwärze, die so dicht war, dass ich sie fühlen konnte, aber ich spürte den Boden nach wie vor fest unter meinen Füßen, und in mein Hirn hatte sich der letzte Blick auf Garis eingebrannt, wie er gerade Licht in sein Schwert rief und mich voller Entsetzen anstarrte. Auch das Bild dessen, was von diesem Zimmer übrig geblieben war, hatte sich mir in allen Einzelheiten eingeprägt. Ich sah die Holzdecke, die in rauchenden Stücken zu Boden fiel. Den Fußboden, zerborsten und löchrig, übersät mit Trümmerresten und Staub. Die Wände, in denen Löcher klafften, die groß genug waren, dass man hätte hindurchgehen können. Brand, der vor einer Wand lag, von den Kräften, die Pinar und ich entfesselt hatten, dorthin geschleudert. Seine satt rotbraunen Haare mit dem kupfernen Stich waren von einer Schmutzschicht bedeckt, und sein Körper lag halb begraben unter geborstenem Holz und einem zerfetzten Gegenstand, der möglicherweise einmal eine Pritsche gewesen war. Ein Arm streckte sich nach mir aus, als wollte er mich tadeln.
    Sein Tod schmerzte so sehr, dass ich ihn einfach nicht wahrhaben wollte. Er konnte nicht gestorben sein. Brand doch nicht!
    Die Illusionistengemahlin lag ganz in der Nähe. Ihre im Moment des Todes eingefrorene Miene verriet völliges Entsetzen. Die Augen quollen hervor, der Mund war geöffnet in einem stummen, endlosen Schrei. Ihre linke Hand war eine blutige Masse, ihr Arm bis zum Ellenbogen verbrannt und verkohlt. Eine Brandverletzung auf ihrer Brust machte deutlich, wie sie gestorben war; das war unverkennbar das Zeichen eines Cabochons. Und dann das Schlimmste– das, was Garis so schockiert hatte–, der ausgeweidete Unterleib; die klaffende Wunde dort, wo etwas herausgerissen worden war…
    Garis stand da, so jung und so innerlich verletzt, dass ich ihn am liebsten in die Arme genommen und ihm gesagt hätte, dass alles gar nicht so schlimm war, wie er dachte.
    Aber ich konnte nicht. Ich war an Ort und Stelle festgenagelt, zuerst taub geworden und dann schrecklich blind. Nur noch die Erinnerung an sein Gesicht war mir geblieben. Die Schwärze war so durchdringend, dass ich das Gefühl hatte, als hätte sich die Luft in Pech verwandelt. Ich war richtig erleichtert, als ich feststellte, dass ich immer noch atmen konnte. Dass ich noch lebte.
    Einen Moment später verließen mich meine Ängste wie eine abgeworfene Haut. Liebe umhüllte mich, eine sanfte, fließende Emotion, ganz und gar anders als alles, was ich jemals zuvor gefühlt hatte. Es war eine vollkommen selbstlose Liebe, die mich genau so annahm, wie ich war, die nichts von mir verlangte, als einfach nur zu sein. Die vereinte Liebe vieler einzelner Wesen…
    Und in meinem Kopf tauchten wortlose Vorstellungen auf: Zeit. Geduld.
    Ich wartete.
    Und begriff, dass ich noch immer hören konnte,

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