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Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Schulligen
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reagieren, das ist nur natürlich. Jetzt beruhigt Euch erst mal und berichtet mir lieber, was Ihr in Alberos Archiven ausrichten konntet! Habt Ihr etwas gefunden, das uns weiterbringt?«
    Immer noch fest ihren Oberarm gepackt haltend, zog er sie zielstrebig hinter sich her. Widerstand duldete er keinen. Unter dem schwachen Blinken der Sterne hielt sie gemeinsam mit Sebastian auf dessen Zuhause zu, das sich in der Nähe des Hauptmarktes befand. »Ja, gefunden habe ich tatsächlich etwas«, stieß Laetitia außer Atem hervor, »und ich wette darauf, dass mit diesem Gerwin etwas nicht in Ordnung ist. Er schien mir gleich verdächtig.«
    »Als Burkhards Mörder kommt er aber kaum infrage.«
    »Nein, das nicht. Seine Geldquelle zum Versiegen zu bringen, konnte nicht seine Absicht sein. Aber irgendetwas Seltsames führt er im Schilde.«
    »Kann schon sein – bei der widerwärtigen Neugier, die ihm ins Gesicht geschrieben stand, als er gestern hinter der Mauer hervorgeschlichen kam.«
    »Und überhaupt: seine geldgierige Art! Auch jetzt, bevor Ihr ihn von mir abgelenkt habt, stöberte er in Balderichs Unterlagen. Ich bin davon überzeugt, dass er nicht nach irgendetwas, sondern nach eben derselben Sache suchte wie wir.«
    »Meint Ihr wirklich?«
    Laetitia befreite sich mit einem Ruck aus Sebastians Griff und verlangsamte ihren Schritt. »Ja, denn ich bin auf ihn losgesprungen, um ihm genau das Schriftstück zu entreißen, das für uns von so großem Interesse ist: den Bericht über Kaiser Lothars Heereszug nach Apulien. Ich bebte vor Aufregung, als ich merkte, was Gerwin da in den Fingern hielt. Stellt Euch nur vor, er hätte uns das wichtige Dokument vor der Nase weggeschnappt und sich damit davongemacht.«
    »Klar, da musstet Ihr natürlich handeln«, warf Sebastian ein. »Hat er Euch dabei erkannt?«
    Laetitia zuckte die Achseln. Möglich war es, überlegte sie, doch hatte lediglich fahles Mondlicht und der dürftige Schein von Gerwins Kerze Licht geworfen. Die Finsternis dürfte sie beschützt haben. Außerdem stellte sich die Frage, was Gerwin gegen sie unternehmen wollte, falls er sie tatsächlich erkannt hatte. Würde er sie wirklich verraten, brächte ihn sein nächtliches Treiben selbst in höchste Erklärungsnöte. Nein, aus dieser Richtung drohte wenig Gefahr. Bevor sie diese Einschätzung mit Sebastian teilte, ermahnte sie sich, nicht einfach loszuplappern. Diesmal musste sie mit Feingefühl vorgehen. Auf dem Krankenlager im Infirmarium hatte sie ihn gegen sich aufgebracht, weil sie seine Leistung als Retter nicht entsprechend gewürdigt hatte. Denselben Fehler durfte sie nicht noch einmal begehen. »Nun, das Wichtigste ist, dass wir – und nicht er – das Schriftstück in Händen halten. Niemals wäre das geglückt, wenn Ihr nicht eingeschritten wärt, um ihn abzufangen. Einzig und allein durch Euer beherztes Vorgehen und Euren klugen Einfall mit der Einladung zum Fest Eures Vaters habe ich es geschafft!«
    Ihre Rede war von schmeichlerischer Glattzüngigkeit. Laetitia blies sich eine Strähne aus der Stirn und prüfte mit einem vorsichtigen Seitenblick, ob sie nicht zu dick aufgetragen und sich in ihrem Bestreben verraten hatte, Sebastian Honig um den Mund zu schmieren. Ihm schien ihr Lob allerdings keineswegs übertrieben. Darauf deutete zumindest seine zufriedene Miene.
    »Welche Namen finden sich auf dem Schriftstück? Sagt es etwas über die silberne Lanze aus?«
    Laetitia starrte ihn verblüfft an. Nahm Sebastian etwa an, dass sie bequem in der Ecke gesessen hatte, um die entwendete Schrift zu lesen? Und das, nachdem sie all ihren Mut hatte zusammennehmen müssen, um Gerwin das Dokument zu entreißen? Ihr brannte eine ironische Bemerkung als Antwort auf den Lippen, die sie im letzten Moment herunterschluckte. Sie wollte Nachsicht zeigen. Wahrscheinlich war Sebastian einfach bloß genauso neugierig wie sie. Hastig nestelte sie die Schriftrolle hervor, die ihr Sebastian ungeduldig entriss. Gleich darauf flogen seine Augen über die Buchstaben. Im fahlen Licht des Mondes, der gerade wieder hinter einer Wolke verschwand, konnte er jedoch nicht eine einzige Zeile entziffern. Er ließ das Schriftstück sinken und setzte sich erneut in Bewegung. »Los«, befahl er, »wir müssen zu meines Vaters Haus, wir brauchen eine Lampe!«
    Laetitia hatte alle Mühe, mit Sebastians ausgreifenden Schritten mitzuhalten. Nach einigen Minuten erreichten sie ihr Ziel. Ähnlich der Konstruktion des Jerusalemturms bildete auch

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