Der Bund der silbernen Lanze: Historischer Kriminalroman (German Edition)
erfahren, dass vor drei Jahren Tempelherren in der Gegend weilten«, erklärte sie Sebastian. »Wenn wir herausfinden, ob Rupert de Bourg darunter war, würde das die Verdachtsmomente gegen ihn erhärten.«
»Das kann doch nicht so schwer sein«, versprach Sebastian. »Wenn sie nicht im Gästehaus von Sankt Matthias unterkamen, haben die Templer damals in einem der anderen Klöster Herberge gefunden. Irgendjemand wird sich dort erinnern, ob Rupert zu ihnen gehörte. Vertraut mir, wenn er wirklich der Mörder ist, werden wir den Kerl zur Strecke bringen, verlasst Euch darauf.«
Die Entschlossenheit, die Sebastian mit jeder Faser seines Körpers verströmte, ließ Laetitias Herz schneller schlagen. Ihr war, als ob niemals ein Spielmann einen mutigeren Helden besungen hatte als den, der in diesem Moment vor ihr stand.
Kapitel 14
Die Trierer hatten sich für die Sonntagsmesse nach Möglichkeit in ihr bestes Tuch gehüllt und auch den Dom hatte man in Erwartung des besonderen Ereignisses geschmückt. Den Altarraum zierten bestickte Bänder und kostbarer Weihrauch verströmte herrlichen Duft. Heute hatte jeder Gläubige noch einen Platz gefunden, doch zum ersten Advent in zwei Wochen würde sich ein anderes Bild ergeben. Gewiss krachte der Dom dann vor Menschen in allen Fugen. Wer wollte sich entgehen lassen, den Papst aus nächster Nähe zu bestaunen? Wenn man den Gerüchten Glauben schenkte, sollte er die Messe zum Adventsbeginn halten. Der Choral der Gläubigen setzte ein, aber Laetitias Kehle blieb wie zugeschnürt. Ihr war nicht nach Gesang zumute, weil es langsam brenzlig wurde. Nächste Woche kam der Henker in die Stadt, umjubelt vom sensationsgierigen Volk, das einem aufregenden Schauspiel entgegenfieberte. Wenn sie bei ihrer Suche nach dem Mörder nicht bald zu einem greifbaren Ergebnis kam, war Margund verloren.
An die Kathedra beim Altar trat der in eine prachtvolle, grüne Kasula gekleidete Erzbischof. Albero, der trotz seines Machtstrebens als Mann tiefer Frömmigkeit galt, sprach voller Inbrunst. Während manch andere kirchliche Würdenträger ihre Predigt leidenschaftslos herunterleierten, wollte der Erzbischof die Trierer Gläubigen wirklich erreichen. Daher redete er nach Abschluss der eigentlichen Zeremonie neben lateinisch auch in deutscher Sprache, allerdings gefärbt von einem starken französischen Akzent. Voller Stolz drehten sich seine Ausführungen einzig und allein um die Ehre, die der Papst Trier bald zuteil werden ließe. Die Kehrseite der Medaille verschwieg Albero geflissentlich und verlor über die mit der päpstlichen Hofhaltung verbundenen Kosten kein einziges Wort. Dabei würde es Unsummen verschlingen, das gesamte Gefolge monatelang standesgemäß unterzubringen und die verwöhnten Gaumen der Kardinäle zufriedenzustellen.
Laetitia sah zu Sebastian im Nachbarschiff. Als sie sein Profil betrachtete, spürte sie Zuversicht. Gut, dass Sebastian ihr zur Seite stand. Seine Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit halfen, aufkommende Zweifel niederzukämpfen. Ob er mittlerweile Näheres über die Templer herausgefunden hatte, die vor drei Jahren Trier besucht hatten? Handelte es sich bei einem davon wirklich um Rupert de Bourg?
Als die Messe zu Ende war, schob sich die Menge in einem zähen Strom auf das Portal zu. Durch das goldene Viereck des Ausgangs leuchtete die Herbstsonne in das gedämpfte Innere der Kirche herein. Kaum hatte Laetitia ihren Fuß auf den Domplatz gesetzt, suchte sie in dem Gewühl von Menschen nach Sebastians sandfarbenem Schopf. Da spürte sie, wie sich eine Hand um ihre schloss.
»Ich muss Euch unbedingt etwas erzählen«, zischte Sebastian und zog sie fort aus dem Gedränge. Er machte riesige Schritte, sodass Laetitia Mühe hatte, hinterherzukommen. »Ihr werdet nicht glauben, was ich entdeckt habe! Das Rätsel um den Mord an der Hure Brigitta ist endlich gelöst – zumindest ein Teil davon!«
Laetitias Augen weiteten sich vor Erstaunen. »Erzählt! Wer ist der Mörder? Wie ist er in die Kammer gekommen?« Offenbar tönten ihre Fragen zu laut. Zwei Kaufmannsgattinnen, die ihren Wohlstand in farbigen Gewändern zur Schau trugen, drehten sich um, weil sie sich beim Tratsch gestört fühlten. Die glotzenden Augenpaare kamen Laetitia bekannt vor. Sie ginge jede Wette ein, dass sich die neugierigen Weiber bei der Mordanhörung in die vorderste Reihe des Zehnthauses gedrängt hatten.
»Wollt Ihr, dass ganz Trier uns hört?«, schalt Sebastian sie verdrossen. Er
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